Malerei

Grottenlandschaft

Eine mehrfach durchbrochene, vom linken Bildvordergrund nach rechts in die Tiefe verlaufende Felswand teilt die Komposition diagonal. In den Vordergrund sind eine Säule und eine antikisierende Statue gesetzt. Zwischen Säule und Statue ist ein Zug von Lasteseln und Treibern zu sehen; links öffnet sich der Blick auf eine bergige Landschaft und auf eine kleine Gruppe von Reitern an einem aus dem rechten Vordergrund kommenden Wasserlauf. Die Inschriften auf der Säule und dem Sockel der Statue sind aufzulösen: S.P.Q.R. Senatus Populusque Romanus (Senat und Volk von Rom); D.M. AE (M?) Dis Manibus AE [...] (Geweiht den Manen des verstorbenen AE [...]). - Fiorillo las die von Zschorn richtig angegebene Signatur als D. Storp und ergänzte zu Daniel Storpendaal. Lange, der die Signatur übersehen hatte, nahm die Initialen D. M. der Sockelinschrift als Künstlermonogramm, ebenso Waldmann. Stechow gab, gestützt auf die Signatur, das Gemälde dem Dirk Stoop zurück. Es ist der Utrechter Grottenmalerei in der Nachfolge Charles de Hoochs († 1638) zuzuordnen, zumal Stoops Göttinger Gemälde kompositionell und motivisch durch de Hooch ( Grotte mit Badenden ; Amsterdam, Slg. W. M. J. Russell, vgl. L. J. Bol, Die holländischen Maler des 17. Jahrhunderts nahe den großen Meistern. Braunschweig 1969, S. 165) und Abraham van Cuylenborch vorbereitet wurde ( Bad der Diana ; Florenz, Galleria Borghese, vgl. P. della Pergola, Galleria Borghese, I Dipinti, Bd. 2. Rom 1959, S. 160 f). - Das ikonographisch reizvolle Gemälde verbindet mit der Darstellung eines Grabmals und der ruinösen Säule den Gedanken der Vergänglichkeit alles Irdischen - hier der Kultur des antiken Rom - mit dem der 'Natur als Künstlerin', die architektonisch zu gestalten vermag und die hier aus gewachsenem Fels eine gewaltige Bogenstellung formt, deren mittlerer Pfeiler mit der von Menschenhand geschaffenen Säule korrespondiert. Diese im 17. Jahrhundert geläufige Vorstellung mittelalterlichen Ursprungs wurde durch den Polyhistor Athanasius Kircher systematisiert ( Mundus subterraneus . Amsterdam 1678; vgl. H. Bredekamp, Die Erde als Lebewesen, in: Kritische Berichte 9/1981, Heft 4/5, S. 13 ff.). Hierher gehört auch die Vorstellung von der Erde als einem lebenden Organismus, der von unterirdischen Wasserläufen wie von Blutadern durchzogen wird (vgl. A. Perrig, Leonardo: Die Anatomie der Erde, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 25/1980, S. 51ff.). - Die Panzerstatue orientiert sich an zeitgenössischen Werken aus dem Bernini-Umkreis (vgl. Algardis Ehrenstatue des Generals Barberini: M. Heimbürger Ravalli, Alessandro Algardi Scultore. Rom 1973. S. 60 f., Tf. VI). Eine Variante des Göttinger Bildes war 1981 in Privatbesitz, Den Haag (signiert, 43 X 62 cm; Foto RKD). Eine von Stoop und J. B. Weenix signierte Grottenlandschaft in der Berliner Gemäldegalerie (ehem. Bodemuseum Nr. 1751) zeigt den Kopf der Göttinger Statue sowie eine gleichlautende Inschrift (briefl. Hinweis I. Geismeier, 1991).

Material/Technik
Holz; Ölmalerei
Maße
Höhe: 32 cm (ohne Rahmen)
Breite: 40 cm
Inschrift/Beschriftung
Gravur: Auf einer der Säule applizierten Kartusche: S.P.Q.R. .
Gravur: Bezeichnet unten links: D. Stoop f 1651.
Gravur: Auf dem Statuensockel: D.M. AE(M?)
Standort
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität
Inventarnummer
GG 083

Verwandtes Objekt und Literatur
Literatur in Zusammenhang: Wolfgang Stechow, Katalog der Gemäldesammlung der Universität Göttingen. Göttingen 1926, Nr. 170 (Dirk Stoop).
Literatur in Zusammenhang: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 32, S. 114.
Literatur in Zusammenhang: Kunstsammlung der Universität Göttingen. Die niederländischen Gemälde, mit einem Verzeichnis der Bilder anderer Schulen. Bearbeitet von Gerd Unverfehrt. Göttingen: Kunstsammlung der Universität 1987, Nr.85.
Literatur in Zusammenhang: P. T. A. Swillens, De Utrechtse Schilders Dirk en Maerten Stoop, I, in: Oud Holland 51/1934, S. 116 ff.
Literatur in Zusammenhang: Niederländische Gemälde aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Bearbeitet von Gerd Unverfehrt. Ausstellung Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig 1983, Nr. 45
Literatur in Zusammenhang: Emil Waldmann, Provisorischer Führer durch die Gemälde-Sammlung der Universität Göttingen. Göttingen 1905, Nr. 141 (D.M., flämisch, 17. Jh.).
Literatur in Zusammenhang: Kunstsammlung der Universität Göttingen, Katalog der Gemälde (Manuskript, begonnen 1887 durch K. Lange), Nr. 117 (Monogrammist D.M.).
Literatur in Zusammenhang: Gustav Parthey, Deutscher Bildersaal, Bd. 2, S. 590, Nr. 1 (angeblich Daniel Stoopendaal).
Literatur in Zusammenhang: Verzeichnis einer Gemählde Sammlung von berühmten mehrenteils Niederländischen Meistern, welche dem Königlichen und Chur Braunschweigischen Rath Johann Wilhelm Zschorn in Celle zugehöret (Manuskript, begonnen 1789), Nr. 97 (von Stoop).
Literatur in Zusammenhang: Beschreibung der Gemählde-Sammlung der Universität zu Göttingen. Von Johann Dominicus Fiorillo. Göttingen 1805,S. 48, Nr. 25 (D. Storp, wahrscheinlich Daniel Storpendaal).

Bezug (was)
Höhle, Grotte
Klassifikation
painting (Oberbegriffsdatei)

Ereignis
Entstehung
(wer)
(wann)
1638? - 1686?

Letzte Aktualisierung
01.02.2023, 10:32 MEZ

Objekttyp


  • Malerei

Beteiligte


Entstanden


  • 1638? - 1686?

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