Bestand

Superintendent Dieter Linz (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Superintendent Dieter Linz Dieter Linz, geborem am 9. September 1925 in Wermelskirchen, besuchte das Gymnasium bis zur Einberufung zum Militärdienst im Jahr 1943, der ihn aber nur wenige Tage an die Front führte. Nach kurzer englischer Gefangenschaft kehrte er im Juli 1945 ins Rheinland zurück, beendete den Schulbesuch und nahm schließlich das Studium der Theologie in Wuppertal, Heidelberg und Göttingen auf. Im Rahmen seines Hilfsdienstes trat er das neu geschaffene Amt des Kölner Synodaljugendpfarrers an. Nach einigen Schwierigkeiten mit diesem noch wenig profilierten Amt wechselte er an die Gemeinde Köln-Longerich, die ihn 1955 zu ihrem Pfarrer wählte. Im November 1964 wurde er auf die 2. Pfarrstelle der Düsseldorfer Thomaskirchengemeinde berufen, der er bis zu seiner Emeritierung treu blieb. Bereits 1967 übernahm Linz auch übergemeindliche Ämter. 1972 wurde er Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf-Ost, 1985 Stadtsuperintendent von Düsseldorf . Mit Beginn des Jahres 1989 trat er in den Ruhestand. Linz verstarb am 8. Oktober 1994 an den Folgen eines Herzinfarktes. Besondere Bedeutung gewann Linz neben seiner Amtsführung durch sein ausgeprägtes politisches Engagement in der Friedensbewegung. Im Jahr 1957 wurde Linz Vorsitzender der Kirchlichen Bruderschaft im Rheinland, die sich in den 1950er und 1960er Jahren verstärkt auch in Fragen der Kriegsdienstverweigerung und der Atomrüstung engagierte. An den Idealen von Frieden und Freiheit orientierte er sich auch in seinen Pfarrämtern grundlegend. Der Bestand enthält auch Dokumente zur Familiengeschichte, insbesondere zu seinem Vater Pfarrer Dr. Friedrch Linz. Inhalt: u.a. persönliche Unterlagen; Predigten; Pfarramtliche Tätigkeit; Friedensbewegung; Ostermärsche; Frage der Kindertaufe; Manuskripte eigener Arbeiten; Korrespondenz; familiengeschichtliche Unterlagen. Literatur: Protokolle der Kreissynode Düsseldorf-Ost; Ev. Thomas-Kirchengemeinde (Hrsg.), Festschrift zum fünfjährigen Bestehen der Thomaskirche am 28. Februar 1965, Düsseldorf 1965. Ergänzende Archivbestände: Personalakte Dieter Linz: 1OB 009, PA 51, L163; Personalakte Dr. Friedrich Linz: 1OB 009, PA 51, L080; 5WV 018 Kirchliche Bruderschaft im Rheinland. Vorwort des Fndbuchs Biographie Dieter Linz wurde am 9.9.1925 in Wermelskirchen als ältester Sohn des dortigen Pfarrers Dr. Friedrich Linz und dessen Gemahlin Wilhelmine, geb. Kircher, geboren. 1930 zog die Familie nach Düsseldorf, wo Friedrich Linz auf die XXI. Pfarrstelle (später Kreuzkirchengemeinde) berufen worden war. Dort besuchte Dieter Linz das Prinz Georg-Gymnasium bis zur Einberufung zum Militärdienst im Jahr 1943. Besonders prägend empfand Linz offenbar die mehrtägige Verhaftung seines Vaters durch die Gestapo im Jahr 1942, der der Verbreitung von aufrührerischen Schriften verdächtigt wurde. Sein eigener Militärdienst dauerte bis 1945, führte ihn aber nur wenige Tage an die Front. Einen großen Teil seiner militärischen Ausbildung zum Seeoffizier erhielt er auf der Marineschule in Schleswig und auf dem Kreuzer „Nürnberg“. Nach kurzer englischer Gefangenschaft kehrte er im Juli 1945 ins Rheinland zurück, beendete den Schulbesuch im Frühjahr 1946 mit dem Abitur und nahm schließlich das Studium der Theologie in Wuppertal, Heidelberg und Göttingen auf. Drei Monate des Jahres 1948 verbrachte er außerdem an der Akademie der Hervormde Kerk „Kerk en Wereld“ in den Niederlanden. Das Erste Theologische Examen legte er am 2.10.1951 ab, leistete sein Vikariat in Bremen und Köln, war zwischenzeitlich am Predigerseminar Elberfeld und bestand das Zweite Examen am 2.4.1954 in Düsseldorf. Die Ordination erfolgte am 25. Juli 1954 in Köln durch Superintendent Hans Encke. Auch der jüngere Bruder, Manfred Linz (* 13.3.1927), schlug die theologische Laufbahn ein. Schon während der Ausbildung bescheinigten ihm seine Prüfer seine offensichtlich „besonderen Gaben im Umgang mit der Jugend“ (PA L163, Beurteilung des Pfarrers Ulrich Bergfried, s. auch Nr. 28). Erfahrungen in diesem Bereich hatte er bereits in der Gemeinde seines Vaters gemacht, wo er schon früh Kindergottesdienstgruppen betreut hatte. Im Rahmen seines Hilfsdienstes trat er das neu geschaffene Amt des Kölner Synodaljugendpfarrers an. Nach einigen Schwierigkeiten mit diesem noch wenig profilierten Amt wechselte er an die Gemeinde Köln-Longerich, die ihn 1955 zu ihrem Pfarrer wählte. Im April 1953 schloss er die Ehe mit der späteren Sozialarbeiterin Angela Rudersdorf (*2.1.1928), aus der die drei Kinder Annette, Roland und Henning hervorgingen. Im Jahr 1957 wurde Linz Vorsitzender der Kirchlichen Bruderschaft im Rheinland, die sich in den 1950er und 1960er Jahren verstärkt auch in Fragen der Kriegsdienstverweigerung und der Atomrüstung engagierte. An den Idealen von Frieden und Freiheit orientierte er sich auch in seinen Pfarrämtern grundlegend. Sein progressiver Stil sorgte teilweise für Irritationen. So führte Linz beispielsweise in den 1960er Jahren eine Auseinandersetzung mit der Leitung der Ev. Kirche im Rheinland um die Kindertaufe: Linz wollte den Eltern die Möglichkeit geben, ihre kleinen Kinder im Rahmen eines Gottesdienstes segnen, aber nicht taufen zu lassen. 1964 untersagte die Kirchenleitung diese Praxis (s. Nr. 58). Im November 1964 wurde er auf die II. Pfarrstelle der Düsseldorfer Thomaskirchengemeinde im Stadtteil Mörsenbroich berufen, der er bis zu seiner Emeritierung treu blieb. Nicht immer verlief die Zusammenarbeit mit den übrigen Pfarrern der Gemeinde reibungslos. Auseinandersetzungen gab es vor allem mit den Pfarrern Uwe Seidel und Hans Rosenboom. Beide verließen die Gemeinde. Bereits 1967 übernahm Linz auch übergemeindliche Ämter. 1967 wurde er Synodalassessor, 1972 Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf-Ost, 1980 1. Stellvertreter des Stadtsuperintendenten und 1985 dann schließlich Stadtsuperintendent von Düsseldorf (nach einer gescheiterten Wahl im Nov. 1980, bei der er gegen Dr. Werner Krause mit nur einer Stimme unterlag). Mit Beginn des Jahres 1989 trat er in den Ruhestand. Linz verstarb am 8. Oktober 1994 an den Folgen eines Herzinfarktes. Nach seinem Tod setzte seine Frau ihre Tätigkeit beim Pfarrfrauendienst fort, fast zehn Jahre lang leitete sie dort noch die Pfarrwitwenarbeit, bevor sie die Leitung im Jahr 2003 aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste. Sie verstarb am 26.4.2009. Besondere Bedeutung gewann Linz neben seiner Amtsführung auch durch sein ausgeprägtes politisches Engagement, das ihn sein Leben lang begleitete und ihm den Ruf eines „streitbaren Predigers“ und eines „Roten“ (s. Nr. 55, 53) anhaften ließ. Schon im Studium engagierte er sich im Allgemeinen Studentenausschuss. In den 1960er und 1970er Jahren galt sein Engagement vor allem der Wehrdienstverweigerung, der Verhinderung der Wiederaufrüstung und dem Schutz demokratischer Rechte, in den 1980er Jahren der allgemeinen Friedensbewegung und der Wahrung der Menschenrechte. Er war Mitglied und langjähriger Vorsitzender der lokalen amnesty international-Gruppe, außerdem Mitglied der SPD und der Gruppe der Wehrdienstverweigerer e.V., nahm regelmäßig an Ostermärschen teil und suchte den Kontakt und die Verständigung mit Amtskollegen auf der anderen Seite des „eisernen Vorhangs“. Nicht selten wurde dieses politische Engagement scharf kritisiert. Vor allem die Vereinbarkeit mit dem Auftrag der Verkündigung stand hierbei im Fokus. Ein Beispiel dafür sind die Zuschriften, die Linz von seinen Amtskollegen als Reaktion auf den von ihm initiierten „Weg des Friedens“ in Jülich im Jahr 1983 erhielt (s. Nr. 46-48) Auch innerhalb der Gemeinde stießen einige seiner Predigten mit politischem Inhalt auf harte Kritik (s. z.B. Nr. 33,34). Auch Linz selbst setzte sich mit diesem Problem theologisch auseinander: Er sah es als Auftrag der Kirche und als ganz persönlichen Auftrag an ihn, als Pfarrer einen Beitrag zum Frieden zu leisten (s. z.B. Nr . 83) Seinen persönlichen Horizont erweiterte Linz bei zahlreichen Reisen in die ganze Welt. Bestand Der Bestand wurde im Juni 2009 von der Familie an das Archiv abgegeben. Es handelte sich dabei um Material im Umfang von etwa vier lfd. Metern, verpackt in Ablageboxen, Kartons und Stehordnern mit mehr oder weniger genauer Beschriftung. Zwei Jahre später kam noch eine CD mit einem Interview hinzu, das eine Mitarbeiterin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf mit Dieter Linz zum Thema Jugend in der NS-Zeit geführt hatte (s. Nr. 9). Der Bestand erhielt die Signatur 7NL 160 und wurde im Sommer 2013 verzeichnet. Er umfasst nun 95 Archiveinheiten mit einer Gesamtlaufzeit von 1877 bis 2003. Der Bestand enthält überwiegend Schriftgut: Predigten, Korrespondenzen - sowohl dienstlich wie auch privat -, Material aus der Friedensbewegung und zu weiteren Bereichen seines politischen Engagements, Überlieferungen aus den Pfarr- und Superintendentenämtern, die Linz bekleidete, sowie private Erinnerungen und biografische Unterlagen. Besonders hervorstechend ist das große Demonstrationsschild, dass dem Bestand beilag (s. Nr. 55). Zusätzlich ist vor allem die Vielzahl von Fotos zu nennen, leider zum großen Teil ohne nähere Angaben über abgebildete Orte und Personen. Außerdem enthält der Bestand auch Material von Angela Linz-Rudersdorf, beispielsweise über die Tätigkeiten des rheinischen Pfarrfrauendienstes und die Pfarrwitwenarbeit, die sie zehn Jahre lang leitete. Darüber hinaus enthält der Bestand auch einige Materialien zur Familiengeschichte, insbesondere zu seinem Vater Pfarrer Dr. Friedrich Linz, aber auch zu vorhergehenden Generationen. Die Korrespondenzen bestehen schwerpunktmäßig aus Briefen von Dieter Linz an seine Familie aus der Zeit seines Militärdienstes von 1943-1945 (s. Nr. 84-86). Sie ergänzen damit den umfangreichen Fundus an Feldpostbriefen im Archiv der Ev. Kirche im Rheinland. Bei der Sortierung war es nicht möglich, klar zwischen persönlichem und amtlichem Engagement zu trennen. Das gilt vor allem im Bereich des Friedensengagement, das in alle Lebensbereiche mit einfloss. So finden sich Unterlagen zur Friedensbewegung sowohl unter der Einordnung Berufliche Tätigkeit als auch unter Persönliches Engagement. Kassiert wurden zahlreiche Kopien von Patientenakten und Einzelfallbeschreibungen aus der Tätigkeit von Angela Linz-Rudersdorf als Sozialarbeiterin, Fotokopien von im Bestand enthaltenen Fotos und Texten, nicht entwickelte Fotorollen und Negative und gesammelte Reiseunterlagen mit geringem Aussagewert. Ergänzende Bestände Personalakte Dieter Linz: 1OB 009, PA 51, L163 Personalakte Dr. Friedrich Linz: 1OB 009, PA 51, L080 Kandidatenakte von Manfred Linz: 1OB 018, PA 52, L200 Protokolle der Kreissynode Düsseldorf-Ost: S I d 010 Plakate zu Veranstaltungen in der Thomas-Kirchengemeinde in den 1970er Jahren in: 8SL 049 Plakatsammlung, Nr. 321-326, Plakate weiterer Veranstaltungen mit Beteiligung von Dieter Linz: 8SL 049 Plakatsammlung, Nr. 152, 155, 169, 551 Weitere Unterlagen der Kirchlichen Bruderschaft: 5WV 018 Kirchliche Bruderschaft im Rheinland Veröffentlichungen von Dieter Linz (Auswahl) -(Mitarb.) Mir ist gegeben alle Gewalt... Predigten aus der Kirchlichen Bruderschaft im Rheinland. Karl Barth zum 70. Geburtstag am 10. Mai 1956, Neukirchen, Kr. Moers 1956 (Bekennen u. Bekenntnis 2) -Ein Schritt voran! Die Tagung der Kirchlichen Bruderschaften in Frankfurt am Main vom 2. bis 4.10.1958, in: Stimme der Gemeinde zum kirchlichen Leben ... 10 (1958), S. 731-734 -58934 Taufen - und was dann?, in: In deinen Händen. Jahrbuch für das evangelische Haus 1966, S. 37-41 -Der Stand des Gesprächs über die Taufe in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Referat, in: Protokolle der Kreissynode Düsseldorf-Ost 1968, S. 55-61 -Nehmt und eßt, das ist der Leib, Satz v. Klaus-Michael Arp, Melodie v. Jochen Schwarz, o.O. 1970 (Für 1stg. Chor und Instrumentalbegleitung) -(mit Johann Haar) Jesus und die Kinder von Bethlehem. Predigten über Matthäus 2, 13-21, Neukirchen-Vluyn 1970 (Predigt im Gespräch 45) -ROSTA-Vorschläge zur Neuordnung des kirchlichen Dienstes in den Gemeinden. Referat zum Proponendum, in: Protokolle der Kreissynode Düsseldorf-Ost 1970, S. 52-60 -Wie können Gemeinden Prioritäten finden und setzen? Referat zum Proponendum, in: Protokolle der Kreissynode Düsseldorf-Ost 1975, S. 13-19 Ergänzende Literatur -Ev. Thomas-Kirchengemeinde (Hrsg.), Festschrift zum 5jährigen Bestehen der Thomaskirche am 28. Februar 1965, Düsseldorf 1965

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7NL 160

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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 160 Superintendent Dietrich Linz

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