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lieber tull, dank dir für dein sonntbrief...

Transkription: 23.3.1926 palmsont 26 lieber tull, dank dir für dein sonntbrief. tut mir eben doch gut, dass du "ein bissle nett bist zu mir". ich brauch das eben doch sehr in diesem kampf ums dasein in dessaun. also: grad eben hat lu scheper ein mädchen geboren um 4 mittags. gunta sitzt wie bei den meisten bauhauskindern dabei. ich in der kuhalle. kaufmann-berlin hat geschrieben, ich solle besser am 6.april kommen, sei krank, müsse auf geschäftsreise, es reiche noch gut für die anfertigung, er höre nur gutes über das ballett. also bin ich über ostern hier. werd sehr arbeiten. werde nun mit den tänzern klar werden, der eine kommt an ostern, werde musik ev. dreigeteilt machen: stuckenschmidt-toch-hindemith. was den drei teilen wol gut entspricht. hindemith ist in italien und werde mir schreiben. donaueschingen ist doch gut! schreibst nix dazu. werde die drei teile (reihen( des balletts nun sehen weiterzutreiben, so dass zuletzt jeder der teile für sich bestehen kann. also dass z.b. gelbe reihe oder burleske-komische ein abend und so jeder abendfüllend werden kann oder doch, dass variationen innerhalb der reihen möglich werden. jedenfalls sehr ich zu sovielwie möglich kostüme herauszuschlagen. sag romanoff, er solle sich ruhig kompositorisch betätigen, was nicht für das ballett ist, ist für tänze der bauhausbühne dann zu brauchen. als versuch und lehre für ihn und mich gut und interessant für späteres. der eindruck des festes ist glaub ich doch wenn auch nicht eingestanden: gut. die aufführungen auch. es war ja das erste mal, dass etwas mit Weißes Fest proben gemacht wurde. und das ist nur ein anfang. ich habe einen 2 seiten langen bericht über das fest verfasst. ich schick ihn später. ferner umlauf an die meister u.a. mit bitte um kritik über die aufführungen. berlin gastieren kommt später, noch nicht reif. manches reicht eben nur für ein künstlerfest. aber das ziel geht auf gastieren. defizit kann vielleicht doch behoben werden durch verschiedenes nicht in rechnung stellen des bauhauses. wir stellen ja auch nicht in rechnung. was gunta gegen dich haben kann will ich noch herausbringen. es ist sonderbar, wie sie manchmal reden führt über die problematik unserer ehe. nimmt scheints für bare münze was du s.zt. sagtest wie: heirate doch lieber die gunta. dann kann sein, dass sie chokiert war über das ins hausziehen und die sehr betonte materielle seite. (breuer). am liebsten hätt ich niemand im haus. wenns aber sein muss, lieber ein weibliches wesen, von dem man auch was hat betr. der kinder. vielleicht will gunta jetzt gar nicht mehr. sie sagte übrigens ihr bruder hätte verbindung mit den jugendbewegungskreisen, da könne es gut sein, dass ein mädchen sich finde, das gern in ein solches haus ginge, familienanschluss, kunstgeist, schöne lage etc. ich meine wir sollten doch sehen jemand zu kriegen. feiningers waren hier. nicht gesehen. nicht an meiner tür. 2 tage nach dem fest! viel gesellschaft anscheinend, autufahrt "mit den andern". blase!- je mehr das bauhaus um seine existenz kämpfen muss, und es wird es, desto mehr wird eine stellung wie die feiningers des untätigen, unmöglich. ihr ganzes interesse ist ja nur das haus. ich mach jetzt die anstrichpäne fürs haus. stühle. werd am 1.april in die kunsthalle ziehen !!!! turm steht leer, licht, steckkontakt ist da. wasser. spare 30-40M. es darf nur nicht laut werden. post also ab 1. nach DESSAU kunsthalle kavalierstr. werd briefkast anmachen. am 31. schick 150M. per anweisung. steppdecke dieses. eines davon. sind fast gleich. hab bürgermeister geschrieben und an 300 und 150 theater erinnert. hör nämlich nix von vertrag. wenns nix ist, mach ich krach. es wird aber. da nun nicht nach berlin fahr, werd gutschein schick und bitten, stoff zu schicken. schawinsky gefällt mir auch nicht mehr. glaub auch dass er bald geht, wenn er etwas findet. seit er am fest in dem frack tanzte, ist er mir über. schmierig, ja! frag doch meyer so unter der hand, was wichert eigentlich an mir schätze. ob bühn

Sammlung
Archiv Oskar Schlemmer
Inventarnummer
AOS 2015/1487
Material/Technik
Papier; maschinenschriftlich

Ereignis
Herstellung
(wer)
Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
Tut Schlemmer (12.11.1890 - 25.04.1987)
Provenienz
Abschrift vorhanden; Ordner 1920-1926

Rechteinformation
Staatsgalerie Stuttgart
Letzte Aktualisierung
28.03.2025, 12:10 MEZ

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