Bestand

Superintendent Werner Krause (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Vorwort Biografie Werner Krause kam als zweiter Sohn des gleichnamigen Landbriefträgers Werner Krause und seiner Ehefrau Martha, geb. Schneider, am 28. Dezember 1916 in Krangen im Kreis Preußisch Stargard zur Welt. Sein Vater wurde als ehemaliger Soldat mit zwölfjähriger Dienstzeit im 1. Weltkrieg erneut einberufen und starb mit 36 Jahren - fünf Monate vor der Geburt seines Sohnes Werner - an der Ostfront durch Blitzschlag. Nach Kriegsende und der Abtretung Westpreußens an Polen zog die Witwe Martha Krause mit ihren Kindern 1919 nach Lauenburg in Hinterpommern. Dort besuchte Werner Krause von 1923-1927 die Volksschule und von 1927-1936 das Humanistische Gymnasium. Nach Erwerb seines Reifezeugnisses leistete er von Ostern bis Herbst 1936 „durch Arbeit auf einem Gut im Kreise Rummelsberg in Hinterpommern den Ausgleichsdienst ab, da ich nicht wehrtauglich und arbeitsdiensttauglich war“.1 Im Wintersemester 1936 begann Werner Krause das Studium der Theologie in Greifswald. Er studierte außerdem in Dorpat/Estland (1938), heute Tartu, Tübingen (1938) und Berlin (1939). Bereits in Kindheit und Jugend vom ev.-luth. Bekenntnis stark geprägt und seit seinem dritten Semester Mitglied der Bekennenden Kirche, legte er 1940 sein 1. Theologisches Examen vor deren Prüfungskommission in Stettin mit der Note „recht gut“ ab. Anschließend trat er im Mai die Stelle als Vikar bei Pastor Dr. Gehlhoff in Lupow (Kreis Stolp) an. Seine Einberufung zur Wehrmacht am 1. September 1940 unterbrach zunächst alle beruflichen Ambitionen. Nach Grundausbildung zum Fernmeldesoldaten und Verwendung in Deutschland war Werner Krause von September 1941 bis März 1943 an der Ostfront im Bereich der Heeresgruppe Mitte eingesetzt und begann dort die Ausbildung zum Reserveoffizier. Am 22. September 1942 erhielt er im Rang eines Gefreiten das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Nach Abschluss der Kriegsschule in Jüterbog wurde er am 1. August 1943 schließlich zum Leutnant ernannt. Ab 1944 war er Nachrichtenoffizier und Führer der Stabsbatterie eines Artillerieregiments. Mit dieser Truppe ging Werner Krause am 10. Mai 1945 - zwei Tage nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands- in Mähren in sowjetrussi-sche Kriegsgefangenschaft. In Gefangenschaft erlernte der sprachbegabte Krause Russisch. Auch wegen dieser Kenntnisse wurde ihm Arbeit in der Registratur des Lagers zugewiesen. Außerdem übersetzte er für seine Kameraden russische Zeitungsartikel oder hielt auf Nachfrage Vorträge. Werner Krause positionierte sich als Pfarrer und Nazigegner. Der politisch linken Gruppe deutscher Aktivisten schloss er sich trotz Aufforderung dennoch nicht an und verspielte damit Sympathien. Vielmehr war Krause um „ein lebendiges religiöses Leben im Lager“2 bemüht, was ihm den Umständen entsprechend gelang. Bis Weihnachten 1948 durfte er auch tatsächlich Gottesdienste und Bibelkreise abhalten. Bis zu seiner Entlassung kam Krause in verschiedene Lager; er war in Usman, Georgijevsk, Stavropol, Maschuk und Pjatigorsk inhaftiert. Ende 1949 wurde Krause aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte nach Deutschland zurück, wo er am 3. Januar 1950 eintraf und unverzüglich seine Familie aufsuchte. Am Sonntag, 1. September 1940, hatte Werner Krause - unmittelbar vor dem Dienstantritt bei der Wehrmacht am 2. September - Gerta Krause, geb. Treu, eine Philologiestudentin aus Dorpat, geheiratet. Seine Frau wurde am 11. März 1919 in Wötskow (bei St. Petersburg) geboren und starb am 9. Mai 2005 in Krefeld. Zusammen hatte das Ehepaar vier Söhne. Die Familie wohnte mittlerweile in Ebsdorf in Hessen, wohin es seine Frau mit den ersten zwei Söhnen und ihrer Schwiegermutter nach der Ausweisung aus Lauenburg 1945 verschlagen hatte. In Hessen meldete sich Krause unverzüglich zum Dienst bei der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck. Sein Ziel war der schnellstmögliche Abschluss seines Vikariats. Daher besuchte er vom 3. Februar - 15.März 1950 das Predigerseminar in Hofgeismar. Danach trat er im April als Hospitant ein Vikariat bei Pfarrer Lic. von Hase in Marburg/Lahn an, wechselte aber bereits zum 1. Mai nach Wuppertal-Barmen und nahm mit einem Lehrvikariat bei Pfarrer Dr. Obendiek seinen Dienst in der Ev. Kirche im Rheinland auf. Nach dem am 19./20. April 1951 mit der Note „gut“ bestandenem 2. Theologischen Examen wurde Krause dann am 18. November 1951 in der ev. Paulus-Kirche zu Unterbarmen zum Pfarrer ordiniert. Bis Juni 1952 war Krause zunächst Hilfsprediger in Wuppertal-Barmen, bevor er Studentenpfarrer an der Kirchlichen Hochschule wurde. In dieser Zeit wurde er außerdem 1953 bei Prof. Stupperich in Münster zum Doktor der Theologie über das Thema „Christus und die Kirche bei Dostoevskij“ promoviert. Sein Mitgefangener Karl Graf hatte Gerta Krause bereits 1947 geraten, ihr Mann möge diesen Schritt gehen. „Auf alle Fälle muss er suchen in die wissenschaftliche Arbeit hineinzukommen. Das ist seine Stärke“.3 Von seiner Tätigkeit als Studentenpfarrer fühlte sich Werner Krause allerdings nicht ausgelastet. Auch der Superintendent des Kirchenkreises Barmen beurteilte seine Anstellung kritisch: „Es ist ihm nicht immer leicht geworden, den unmittelbaren Vertrauenskontakt mit den Studenten zu finden; unbestritten aber ist der Respekt vor der Lauterkeit und Klarheit seines Wesens. Ich bin überzeugt, dass er ein wertvoller Pfarrer werden wird, wenn er im Gemeindedienst an der rechten Stelle eingesetzt wird“.4 Diese Chance erhielt Krause 1953. Er übersiedelte nach Köln-Mülheim und übernahm in der dortigen Gemeinde den Bezirk Buchforst-Buchheim. Sechs Jahre später wechselte er erneut, diesmal nach Düsseldorf in die Johanneskirchengemeinde, der er 26 Jahre treu blieb. Im Herbst 1980 wurde der ambitionierte Krause zum Superintendenten für Düsseldorf-Nord gewählt und wenige Wochen später im Dezember 1980 gewann er mit einer Stimme Mehrheit auch die Wahl zum Stadtsuperintendenten gegen Pfarrer Linz. 1985 wurde Krause in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Er zog mit seiner Frau nach Krefeld, wo sie ihren Lebensabend verbrachten. Werner Krause starb am 28. November 2006 im Alter von 89 Jahren. In der Ev. Kirche im Rheinland hat Werner Krause Spuren hinterlassen. Präses Nikolaus Schneider fasst sein Wirken in einem Kondolenzschreiben zusammen: „In 20 Jahren Mitgliedschaft in der Landessynode und in eben so langer Mitgliedschaft im Ständigen Kirchenordnungsausschuss hat er den Weg unserer Kirche mit geprägt und an entscheidenden Stellen durch seine ruhige und überlegte Art und Weise mit dazu beigetragen, dass die richtige Richtung eingeschlagen wurde“.5 Werner Krause war in zahlreichen Vorständen und engagierte sich in diversen Vereinen, die im Folgenden aufgelistet werden.6 •Synodalassessor der Synode Düsseldorf-Nord •Landessynodaler der Ev. Kirche im Rheinland seit 1964 (21 Jahre lang) •Mitglied des Disziplinarhofs-Unierter Senat seit 1964 •Mitglied in der Kommission zur Klärung des kirchlichen Mitgliedschaftsrechtsder Kirchen der EKS (1974-1977) •Vorsitzender des ständigen Kirchenordnungsausschusses der Ev. Kirche i. Rh. •Mitglied der Theologischen Prüfungskommission der EKiRh •Langjähriges Mitglied im Öffentlichkeitsausschuss der EKiRh •Langjähriges Mitglied im Beschwerdeausschuss für Kandidaten der Theologieebd. •Langjähriges Mitglied im Hauptausschuss der Diakonie der EkiR und im Vorstand des Gemeindedienstes (Diakonie für ganz Düsseldorf) •Vorstandsmitglied des Gesamtverbandes der Ev. Kirchengemeinden in Düsseldorf •Wiederholt und teilweise mehrfach hintereinander Vorsitzender des Presbyteriums der Johanneskirchengemeinde in Düsseldorf •Vorsitzender des Bauauschusses ebd. •Langjähriger Vorsitzender des Kirchenmusikausschusses und des Freundeskreises für Kirchenmusik •Dozent für Kirchengeschichte am Katechetischen Seminar (1966-1973) •1969 ist er Mitarbeiter bei den Homiletischen Monatsheften •Schreibt für Rheinische Post 10 Jahre die theolog. Beiträge •seit 1969 Mitarbeiter an der Ev. Stadtakademie •Seit 1981 Mitglied des Lionclubs Bestand und Verzeichnung: Der Nachlass des Bestandes 7NL 135 gelangte in drei Abgaben an das Landeskirchliche Archiv. Zwei Söhne übergaben erstmals Unterlagen ihres Vaters am 14. Oktober 2004. Die Abgabe hatte einen Umfang von 3 Metern. Es handelte sich dabei um Predigten, Vorträge, Briefe, Fotoalben, die Dissertation und Lebenserinnerungen. 5 Archivkartons mit überwiegend privater Korrespondenz, v.a. der Ehefrau Gerta Krause, reichten die Söhne am 31. Oktober 2019 nach. Im Juli 2020 wurde schließlich noch ein Karton mit Unterlagen abgegeben, welche überwiegend Bezug nahmen auf Anträge auf Gewährung einer Entschädigung von Gerta Krause. Der Nachlass weist keine großen Schäden auf und befindet sich aus konservatorischem Blickwinkel in einem guten Zustand. Er wurde im Januar und Februar 2020 verzeichnet und umfasst in Summe 152 Verzeichnungseinheiten. Diese verteilen sich auf 22 Archivkartons, was ca. 3,6 lfd. Metern entspricht. Zudem umspannt er den Zeitraum der Jahre 1908 bis 2007. Nach Sichtung und Bewertung wurden folgende Unterlagen als kassabel befunden: alle Duplikate, z.B. der Gemeindebriefe; 2 Mappen mit Rechtstextsammlungen, Dienstanweisungen, kirchliche Amtsblätter, Gemeindeordnungen, Disziplinargesetze der EKD oder Sitzungsprotokolle des Ständigen Rechtsausschusses der EKU. Letztere archiviert im Original das Ev. Zentralarchiv in Berlin. Ferner wurden 2 Mappen mit Kopien aus (popular-) wissenschaftlichen Büchern der Theologie, Historik oder Literatur vernichtet. Schließlich wurden auch einige angehäufte Rechnungen und Quittungen kassiert. Der Nachlass von Werner Krause enthielt zudem eine kleine - leider unvollständige - Sammlung mit Gemeindebriefen der Johanneskirche der Jahre 1956 bis 1985. Diese wurde aus dem Bestand herausgenommen und in die Sammlung der Gemeindebriefe (8SL 047) eingegliedert. Die von den Söhnen übergebenen Unterlagen waren nur grob sortiert. Sie befanden sich hauptsächlich in von Sup. Werner Krause mit kurzen Überschriften versehenen Mappen. Diese Überschriften dienten als Orientierung für die Herausarbeitung einer neuen thematisch - inhaltlichen Klassifikation für den Bestand 7NL 135. Dort, wo es möglich war, wurde jedoch die vorsortierte, von Werner Krause mit römischen Zählzeichen vorgenommene Ordnung, beibehalten, so etwa bei den Briefen der Gemeindeglieder, welcher er im Ruhestand erhielt (Nr.25-31) oder bei den Vorträgen (Nr.108-119). Die Unterlagen wurden lediglich in sich chronologisch geordnet. Predigten wurden von Werner Krause nach den Büchern des Alten und des Neuen Testaments sortiert. Diese Systematik wurde bei der Verzeichnung beibehalten und ebenfalls in eine chronologische Reihenfolge gebracht. Im Hinblick auf den privaten Briefverkehr der Familie Krause kristallisierten sich einige wiederkehrende Korrespondenzpartner heraus. Diese Schriftwechsel wurden zu Serien zusammengefasst, zeitlich geordnet und nummeriert. Unterla-gen, die nicht in Heftern, sondern in Mappen umgebettet wurden, wurden zwecks einer besseren Übersicht und Handhabung gleichermaßen zeitlich eingeordnet - im Unterschied zu den Briefen jedoch - foliert. Der Nachlass von Werner Krause weist inhaltlich mehrere Schwerpunkte aus. Augenfällig ist natürlich der Anteil der Predigten, die meisten davon handgeschrieben. Weitere Gewichtung erhält der Bestand durch den v.a. privaten Schriftwechsel. Besonders sticht die Menge der Briefe an und von Gerta Krause heraus, die sie mit Familienmitgliedern und Freunden wechselte. Enthalten sind auch Briefe ihres Mannes aus seiner Kriegsgefangenenzeit sowie Briefe, die seine ehemaligen Mitgefangenen an sie schrieben, um über die Situation ihres Mannes zu berichten (vgl. Nr. 44). Das Gros des Bestandes besteht hingegen aus Publikationen, Aufsätzen, Vorträgen, Exzerpten oder sonstigen Aufzeichnungen. Sie sind Sinnbild der vielfältigen Beschäftigungs- und Tätigkeitsfelder des sehr aktiven, wissenshungrigen und arbeitssamen Werner Krause und erlauben Einblick in seine Meinungen, Ansichten oder Haltungen zu zeitgenössischen Entwicklungen und Themen. Unterlagen zu seiner beruflichen Tätigkeit oder zu seinen Ehrenämtern liegen dagegen leider nur fragmentarisch vor. Darüber hinaus überschneiden sich einige seiner Arbeitsfelder, sodass eine klare Trennung der Do-kumente nicht gewährleistet werden konnte. Als ein Kleinod des Bestandes gelten die biografischen Unterlagen, insbesondere die autobiografischen Texte und Tagebücher (Nr.4). So schrieb Werner Krause nicht nur seine Erinnerungen über die Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft nieder, sondern auch die über sein Leben (Nr.4, „Von der Fülle des Lebens. Erinnerungen aus den Jahren 1950-1990). Es liegt auch ein Tagebuch von Gerta Krause der Jahre 1945-1948 bei, welches die Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre und die dadurch bedingte persönliche Not schildert. Alles in allem liegt ein Bestand mit zahlreichen Zeugnissen vor, die Werner Krause dem Leser nicht nur als Mensch sehr nahe kommen lassen, sondern ihn auch als wichtigen Zeitzeugen des umbruchgeprägten 20. Jahrhunderts ausweisen. Fußnoten: 1 1OB 009 K 263 - Selbstauskunft im Lebenslauf vom 20. Jan. 1950. 2 7NL 135 Nr. 44, Brief 8. 3 Ebd., Brief 8. 4 1OB 009 K 263 - Schreiben vom 30. Juli 1952. 5 7NL 135 Nr. 38, Brief 50. 6 Vgl. 7NL 135 Nr. 17, Brief 7 Ergänzende Bestände: 1OB 009 K 263 1OB 017 LKA Sachakten, Nr. 8263 Bd. 1 (Studentenpfarramt Wuppertal-Barmen 1951) 6HA 006 Präses Held - Handakten, Nr. 218 (Zwischenbericht über die Arbeit der Studentengemeinde 1951) Weiterführende Literatur: Veröffentlichungen von Werner Krause sind im OPAC der Archivbibliothek re-cherchierbar.

Bestandssignatur
7NL 135

Kontext
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 135 Superintendent Werner Krause

Weitere Objektseiten
Geliefert über
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Ähnliche Objekte (12)