Bestand

Lippische Gogerichte (Bestand)

Allgemeines und Verschiedenes 1520, 1582-1810 (14); Amt Alverdissen: Register 1608-1739 (5); Stadt und Amt Barntrup: Register 1596-1781 (13); Stadt und Amt Blomberg: Register 1556-1777 (28); Klagesachen 1643-1844 (6); Amt Brake: Register 1589-1789 (18); Bittschriften, Strafen 1657-1780 (1); Stadt und Vogtei Detmold: Register 1589-1795 (35); Vogtei Falkenberg: Register 1592-1795 (16); Bittschriften 1642-1723 (1); Falkenhagen: Register 1753-1790 (1); Vogtei Heiden: Register 1595-1795 (19); Vogtei Hohenhausen: Register 1745-1791 (6); Stadt und Amt Horn: Register 1590-1785 (35); Bittschriften, Eingaben, Gut Borkhausen (1495-1601) 1737-1794 (8); Amt Iggenhausen: Register 1614-1833 (6); Flecken und Vogtei Lage: Register 1593-1795 (29); Bittschriften 1641-1781 (1); Vogtei Langenholzhausen: Register 1721-1791 (9); Seddelgericht Lemgo: Register 1592-1780 (3); Gogericht Lipperode: Register 1703-1728 (1); Amt Oerlinghausen: Register 1595-1791 (22); Bittschriften 1748-1778 (1); Ämter Schwalenberg, Oldenburg, Stoppelberg: Register 1596-1790 (10); Bittschriften 1745-1787 (1); Rothensiek: Register 1688-1734 (1); Stadt Salzuflen: Register 1588-1782 (6); Amt Schieder: Register 1607-1760 (3); Amt Schötmar: Register 1595-1791 (28); Bittschriften, Vorladungen 1630-1810 (5); Amt Schwalenberg: Register 1597-1790 (10); Eingaben 1745-1777 (1); Amt Sternberg: Register 1595-1797 (28); Amt Stoppelberg: Register 1608-1790 (6); Amt Varenholz: Register 1596-1750 (41); Eingaben 1698-1784 (1); Wöbbel: Register 1625-1777 (3).

Bestandsgeschichte: Vom 14. bis 16. Jh. planmäßiger Erwerb durch den Landesherrn; zuständig für die niedere Gerichtsbarkeit in Strafsachen, Vorsitz durch den vom Landesherrn bestellten Gografen; Mitte des 19. Jh. ohne förmliche Aufhebung eingegangen.

Form und Inhalt: Gogerichte sind ein wichtiger Bestandteil des mittelalterlichen Rechtssystems im ehemals sächsischen Stammesbereich. Sie waren zuständig für die niedere Gerichtsbarbeit in Strafsachen im gesamten Land außerhalb der Städte. In diesen konkurrierten sie mit der städtischen Gerichtsbarkeit4). Die Zuständigkeit für die städtische Feldmark war umstritten. Ausgenommen waren freie Höfe und Rittergüter.

Zu Beginn des Spätmittelalters bemühte sich der Landesherr systematisch um den Erwerb aller in der Hand lokaler Machthaber (Gerichtsherren) befindlichen Gerichte. Regelmäßige Gerichtstage wurden zweimal im Jahr gehalten, um Ostern und nach Michaelis (29. September); aus dem Jahre 1643 ist eine Terminliste der Michaelis-Wruge erhalten (lfd. Nr. 413 Bl. 234). Den Vorsitz führte der vom Landesherrn bestellte Landgograf oder dessen Vertreter. Prokurator (Vertreter der Anklage) war der Freigraf, umgekehrt war der Gograf Prokurator beim Freigericht 1). Die Trennung der Freigerichte von den Gogerichten ist für Ende des 16. Jahrhunderts belegt 2). Seit 1713 wurde für die Bewohner des "platten Landes" ein eigenes Forstgericht zusammen mit dem Gogericht abgehalten5) .

Verhandelt werden an den Gerichtsterminen z.B. Beleidigungsklagen, Diebstähle, Schlägereien, Grenzstreitigkeiten, Verstöße gegen die Polizeiordnung wie z.B. zu aufwendige Hochzeitsfeiern. Außerdem sind in den Gogerichtsregistern Weinkäufe (Abgaben bei Besitzerwechsel eines Hofes), Brautschätze, Sterbfälle und Erbteilungen sowie Unpflichten (Strafen für unehelichen bzw. vorehelichen Verkehr) und Freilassungen vermerkt; Freilassung bzw. Freikauf ist in der Regel ein Indiz für beabsichtigte Eheschließung8). Die Gogerichte bilden somit eine wichtige genealogische Quelle für die Zeit vor Einsetzen der Kirchenbücher.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts verloren die Gogerichte immer mehr an Bedeutung und wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch wenig in Anspruch genommen. Zumindest am Gogericht Heiden fanden ab 1771 nur noch einmal jährliche Sitzungen statt 6)file://fn@06 . Immerhin wurden aber noch 1817 zwei Landesverordnungen erlassen, die die Zuständigkeit der Gogerichte regelten3). Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts gingen sie ohne nachweisbare förmliche Aufhebung ein: 1854 fand es das Kabinettsministerium "nicht für räthlich ... , in diesem Jahre die Abhaltung der Gohgerichte eintreten zu lassen ... "7); die Ämter wurden angewiesen, die vor die Gogerichte "observanzmäßig gehörigen Entscheidungen in gohcommissarischer Eigenschaft selbst vorzunehmen" (ebd.).

Vorliegendes Findbuch ist die Abschrift eines älteren maschinenschriftlichen Verzeichnisses, das durch zahlreiche Zusätze und Nachträge sowie eine vor dem Jahre 1979 erfolgte Neusignierung (lfd. Nr.) und teilweise Neuordnung unübersichtlich geworden war. Ein Teil dieser Änderungen stammt ausweislich der Handschrift vom früheren Kollegen Dr. Sagebiel. Viele Angaben auf den Umschlägen der Nachträge waren zudem nicht ins Findbuch übertragen und mussten eingearbeitet werden, wodurch eine Vielzahl von Hinweisen und Querverweisen notwendig wurde. 6 Kartons und drei Protokollbücher "Varia" wurden neu verzeichnet.

Die Neufassung des Findbuchs bot die Gelegenheit, den bisherigen Teil A II mit fortlaufender Nummer zu versehen und die bisherige Aufteilung der Signatur in L 89 A I und L 89 A II zu beseitigen. Zukünftig ist nur noch zu zitieren:
L 89 A Nr. ...

Die Überarbeitung bedingte auch die Erstellung einer Vorbemerkung und einer überarbeiteten Gliederung.


Detmold. im Juli 2003
gez. Arno Schwinger

Reference number of holding
L 89 A
Extent
20 Kartons = 36 Archivbände, 381 Amtsbücher 1495-1844. - Findbuch: L 89 A.
Language of the material
German

Context
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Archivtektonik) >> 1. Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe >> 1.1. Land Lippe (bis 1947) >> 1.1.2. Verwaltung, Justiz >> 1.1.2.7. Justiz >> 1.1.2.7.1. Zentrale Gerichtsbarkeit
Related materials
Ebert, Bernhard, Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte für die Zeit seit Simon VI., in: Lippische Mitteilungen, 25 (1956), S. 12-60; Heidemann, Joachim, Das lippische Gerichtswesen am Ausgang des 17. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen, 31 (1962), S. 130-144; Schmeken, Ewald, Die sächsische Gogerichtsbarkeit im Raum zwischen Rhein und Weser, Münster 1961; Frank, Michael, Dörfliche Gesellschaft und Kriminalität. Das Fallbeispiel Lippe 1650-1800, Bielefeld 1992 (bes. S. 169ff.).

Hinweis

Date of creation of holding
1495-1844

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Last update
23.06.2025, 8:11 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1495-1844

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