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Die Thematisierung sozialer Ungleichheit im Kontext von Professionsinteressen am Beispiel des medizinischen Diskurses über Epilepsie

"Im Zentrum des Vortrages steht das Problem, wie und in welcher Weise soziale Ungleichheit innerhalb der medizinischen Profession thematisiert wird. Der Frage wird am Beispiel des medizinischen Diskurses über Epilepsie empirisch nachgegangen. Ab den 1960er Jahren entwickelt sich vor dem Hintergrund einer zunehmenden Demokratisierung von Wissenschaft und Gesellschaft ein neues sozialorientiertes, medizinisches Anforderungsprofil. Das medizinische Handeln soll sich nicht mehr ausschließlich auf diagnostisch-kurative Zwecke richten, sondern ebenso der sozialen Diskriminierung von Kranken und Behinderten entgegenwirken. Im medizinischen Diskurs wird dabei nur eine bestimmte Form sozialer Ungleichheit thematisiert: Der legitimen, medizinwissenschaftlich begründeten Beschränkung der Lebens- und Handlungschancen steht eine illegitime Ungleichbehandlung gegenüber. Die Produktion und Reproduktion dieser illegitimen sozialen Ungleichheit wird nicht innerhalb des medizinischen Systems verortet, sondern irrationale Vorurteile der Bevölkerung gelten als ursächliches Problem bei der Herstellung der Chancengleichheit von Kranken und Behinderten. Die Analyse medizinischer Fachpublikationen und populärwissenschaftlicher Medien zeigt jedoch, dass medizinisches Wissen maßgeblich an der Herstellung jener vermeintlich externbedingten sozialen Ungleichheit beteiligt ist. Die Art und Weise der Thematisierung sozialer Ungleichheit im medizinischen Diskurs muss somit vor dem Hintergrund der Reproduktion des medizinische Systems als legitimen Ort der gesellschaftlichen Wissensproduktion gesehen werden. Weiterhin kann am Beispiel der Epilepsie gezeigt werden, dass die ab den 1960er Jahren expansive Thematisierung sozialer Ungleichheit eng mit medizinischen Professionsinteressen verknüpft ist, die im Zusammenhang mit der Etablierung und Institutionalisierung der Epileptologie als medizinischem Teilgebiet stehen." (Autorenreferat)

Die Thematisierung sozialer Ungleichheit im Kontext von Professionsinteressen am Beispiel des medizinischen Diskurses über Epilepsie

Urheber*in: Möller, Torger

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Alternative title
Thematization of social inequality in the context of professional interests, using the medical discourse on epilepsy as an example
ISBN
3-593-37887-6
Extent
Seite(n): 4383-4392
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede". München, 2004

Bibliographic citation
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2

Subject
Soziologie, Anthropologie
Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Medizinsoziologie
Wissenssoziologie
Bundesrepublik Deutschland
soziale Folgen
Behinderter
Medizin
Krankheit
Diskriminierung
Epilepsie
Wissenstransfer
soziale Ungleichheit
Wissen
Patient
deskriptive Studie
historisch

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Möller, Torger
Event
Herstellung
(who)
Rehberg, Karl-Siegbert
Event
Veröffentlichung
(who)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(where)
Deutschland, Frankfurt am Main
(when)
2006

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-142079
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

Data provider

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Object type

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Associated

  • Möller, Torger
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Time of origin

  • 2006

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