Bestand
Erprobungsstellen der Luftwaffe (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: KOMMANDO DER ERPROBUNGSSTELLEN
Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags
von 1919 war dem Deutschen Reich die Entwicklung und der Bau von
Flugzeugen für militärische Zwecke verboten. Dennoch wurden vom
Reichswehrministerium (RWM) bereits ab 1920 Referate
eingerichtet, die die Aufgabe hatten, Vorarbeiten für die
Schaffung von Entwicklungs- und Erprobungsstellen einer
Luftwaffe zu leisten. So wurden im Truppenamt (TA) ein Referat
"Luftschutz" TA (L) und in der Inspektion für Waffen und Gerät
(IWG) ein fliegertechnisches Referat gebildet.
Nach Zusammenlegung der IWG mit dem Waffenamt (Wa.A) des
RWM Anfang 1927 wurde das fliegertechnische Referat zum Referat
6 F der Gruppe Prüfwesen (Wa.Prw. 6 F). Ihm waren sowohl die als
zivile Ingenieurbüros getarnten Entwicklungsreferate als auch
die Erprobungsgruppen in Johannisthal und Rechlin unterstellt.
Die Erprobung fiel somit in die Zuständigkeit des Prüfwesens im
Waffenamt. Ende November 1928 wurde auch der Amtsbereich
Beschaffungswesen von der Gruppe Wa.L.Prw. übernommen.
Um den wachsenden Anforderungen besser
entsprechen zu können, wurde Ende Juli 1929 die Luftfahrtgruppe
im Waffenamt (Wa.L) in drei Gruppen "Entwicklung Flugzeuge
(Wa.L. I)", "Entwicklung Ausrüstung" (Wa.L. II) und "Erprobung"
(Wa.L. III) gegliedert. Daneben bestanden noch eine Gruppe
"Beschaffung" und eine Gruppe "Wehrwirtschaft und
Rüstung".
Auf Befehl des
Reichswehrministers Blomberg wurde am 8. Februar 1933 das
Luftschutz-Amt (LA) gebildet, das nun auch für die Entwicklung
sowie Erprobung und Beschaffung von Flugzeugen,
Flugzeugtriebwerken und Fliegersondergerät verantwortlich sein
sollte. Ihm wurde die Luftfahrtgruppe im Waffenamt, jetzt als
Wa.Prw. 8 bezeichnet, als Abteilung L 2 zugeordnet.
Nach Überführung des Luftschutzamtes in das neu
geschaffenen Reichsluftfahrtministerium (RLM) im Mai wurde die
Abteilung Fliegertechnik zunächst als Technische Abteilung (B
II) dem Allgemeinen Amt (LB) des RLM unterstellt, dann aber im
Zuge der Umgliederung des RLM zum 1. Oktober 1933 zum
Technischen Amt (LC) erhoben und wie dieses dem Staatssekretär
der Luftfahrt, Generaloberst Milch, unmittelbar unterstellt. Es
gliederte sich in die Abteilungen LC I (Forschung), LC II
(Prüfwesen) und LC III (Beschaffung).
Oberst Wimmer blieb als Chef des Technischen Amtes auch
weiterhin für die Fliegertechnik verantwortlich, während
Hauptmann Freiherr von Richthofen, der ab Juni 1934 die
Abteilung LC II leitete, fachlich den Erprobungsstellen
(E-Stellen) vorgesetzt war.
Bis zur
Enttarnung der Luftwaffe im März 1935 wurde die Erprobung von
den als zivil getarnten "Erprobungsstellen des Reichsverbandes
der Deutschen Luftfahrtindustrie" durchgeführt.
Das bereits 1934 geschaffene "Kommando der
Fliegererprobungsstellen", mit Sitz in Rechlin, trat nun als
zentrale Erprobungsinstanz in Erscheinung. An der Spitze des
Kommandos stand der Kommandeur der Erprobungsstellen (K.d.E),
der gleichzeitig Leiter der E-Stelle Rechlin und Vorgesetzter
des Chefs der E-Stelle Travemünde war. Ihm vorgesetzt war der
Abteilungsleiter LC II (Prüfwesen). Im Dezember 1936 wurden die
E-Stellen Rechlin und Travemünde sowie Tarnewitz 1937 dem neuen
Chef des Technischen Amtes, Oberst Udet, direkt unterstellt und
mit der Durchführung der Entwicklung und technischen Erprobung
des Luftwaffen-Geräts beauftragt.
Im Zuge
einer Neugliederung des gesamten RLM wurde das Technische Amt
unmittelbar Göring unterstellt. Daraufhin änderte Udet im Mai
1938 erneut die Organisationsstruktur des Technischen Amtes und
löste die Dienststelle Kommandeur der Erprobungsstellen auf. Die
E-Stellen erhielten nun selbständige Kommandanturen, die
fachlich dem Chef des Technischen Amtes unterstanden.
Am 1. Februar 1939 wurden Technisches Amt,
Nachschubamt und die Amtsgruppe "Industrie und Wirtschaft" zur
neuen Dienststelle Generalluftzeugmeister (GL) zusammengefasst
und ein weiteres Mal dem Staatssekretär der Luftfahrt
unterstellt. Generalleutnant Udet wurde zum
Generalluftzeugmeister bestellt und war nun unter Beibehaltung
seiner Funktion als Chef des Technischen Amtes für die Führung
und Steuerung der gesamten Luftfahrttechnik sowie die
Sicherstellung des gesamten Luftwaffenbedarfs verantwortlich.
Nach seinem Freitod am 17. November 1941 übernahm der bisherige
Staatssekretär der Luftfahrt im RLM, Generalfeldmarschall Milch,
in Personalunion diese Ämter.
Im Herbst
1941 wurde erneut ein Kommando der Erprobungsstellen (Kdo.d.E)
eingerichtet. Fachlich und einsatzmäßig war es dem Kommandeur
der Erprobungsstellen (K.d.E) unterstellt, der seinerseits dem
Chef des Technischen Amtes unterstand und eng mit den
zuständigen Entwicklungsabteilungen C bis E des Technischen
Amtes (GL/C) zusammenarbeitete. Diesen Dienstposten bekleidete
Major Petersen bis Kriegsende.
Nach
Auflösung der Dienststelle Generalluftzeugmeister am 27. Juli
1944 ging der Geschäftsbereich und damit die gesamte technische
Luftrüstung auf den Chef der Technischen Luftrüstung (Chef TLR)
über. Die Dienststelle war dem Generalstab der Luftwaffe und
somit dem Oberkommando der Luftwaffe (OKL) nachgeordnet. Der
Kommandeur der Erprobungsstellen unterstand nun unmittelbar dem
Chef der Technischen Luftrüstung, wurde dann aber noch kurz vor
Kriegsende dem Befehlshaber der Ersatzluftwaffe (BdE-Lw)
unterstellt.
Bis 1945 wurden die
folgenden E-Stellen aufgestellt und teilweise wieder aufgelöst:
Rechlin, Travemünde, Tarnewitz, Peenemünde, Udetfeld, Madüsee,
Werneuchen, Süd (Foggia), Munster-Nord, Jesau, Arktis-Finsee,
Cazeaux (Süd) und Karlshagen.
Daneben
wurden ab 1941 noch eine Vielzahl von Erprobungskommandos und
Erprobungsstaffeln aufgestellt, die teilweise nur kurzzeitig für
die Erprobung einzelner Flugzeugmuster gebildet und nach
erfolgter Erprobung rasch wieder aufgelöst wurden.
ERPROBUNGSSTELLEN
Torpedowaffenplatz der Luftwaffe Gotenhafen-Hexengrund (ca.
1942-1945):
Am 2. April 1942 wurde der
Torpedowaffenplatz der Luftwaffe als Außenstelle neu
aufgestellt. Er war truppendienstlich und disziplinarisch dem
Generalluftzeugmeister (Technisches Amt) unterstellt.
Kriegsgliederungsmäßig, wirtschaftlich und verwaltungsmäßig war
er dem Luftgaukommando I zugewiesen. Mit Wirkung vom 1. Mai 1944
wurde der Torpedowaffenplatz dann dem Kommando der E-Stellen
unterstellt. Er war für die Erprobung von Lufttorpedos und
dazugehörigen Abwurfeinrichtungen verantwortlich.
Jesau (1943-1944):
1943
wurde diese E-Stelle als Außenstelle der Erprobungsstelle
Peenemünde-West gegründet. Hauptaufgabe der E-Stelle Jesau war
die Durchführung von Vermessungsarbeiten für Abstands- und
Annäherungszünder sowie die Erprobung des raketenbetriebenen
Flugzeugs Messerschmitt Me 163. Im August 1944 wurde die
E-Stelle Jesau aufgelöst.
Munster-Nord
(1935-1945):
Bereits 1916 wurde in
Munster-Breloh auf 6.500 Hektar erstmals eine Erprobungs- und
Produktionsstätte für Gasmunition eingerichtet. Ab 1935 wurden
auf dem Gelände erneut Fabrikations- und Versuchsanlagen für
chemische Kampfstoffe gebaut und die Heeresversuchsstelle
Munster-Nord eingerichtet, die dem Heereswaffenamt unterstellt
war. Sowohl Luftwaffe als auch Waffenamt nutzen das Areal für
technische Erprobungen von Kampfstoffbomben für Hochangriff und
Kampfstoffsprühbehältern für Tiefangriff.
Peenemünde-West, später Karlshagen (ca. 1939-1945):
Nach Beginn der Bauarbeiten Ende Juli 1937 nahm
Peenemünde-West am 1. April 1938 seinen Betrieb auf. Die Leitung
hatte bis zum 1. September 1942 Uvo Pauls inne, dem Major Otto
Stams und Ende 1944 Major Karl Henkelmann nachfolgten. Aufgabe
der E-Stelle war die Erprobung von Raketentriebwerken und
raketenangetriebenen, ferngesteuerten Abwurfwaffen (z.B. Fi 103,
Hs 298). Zentrale Gruppe der Erprobungsstelle war die
Flugleitung, die für den Einsatz des Flugzeugparks
verantwortlich war. Ihr war außerdem eine Wetterwarte
zugeordnet. In der Versuchsstelle waren folgende
Erprobungsgruppen tätig, die unterschiedliche Aufgabenfeldern
bearbeiteten:
E 2: Flugzeug- und
Flugkörpersysteme mit Raketenantrieb, einschließlich Betreuung
der Truppenerprobungskommandos (Fi 103 und Hs 117)
E 3: Triebwerke und Treibstoffe
E 4: Funk- und Fernlenkanlagen
E 5: Ausrüstung (Energieversorgung,
Steuerungsanlagen, Bildstelle, Meßbasis)
E 7: Abwurfanlagen, Ziel- und Zielübungsgeräte
E 8: Bodenanlagen
Die
E-Stelle wurde im April 1945 auf den Fliegerhorst Wesermünde bei
Bremerhaven verlegt.
Rechlin (ca.
1925-1945):
Bereits 1916 geplant, nahm
die "Flieger-Versuchs- und Lehranstalt am Müritzsee" 1918 noch
im 1. Weltkrieg den Betrieb auf. Aufgrund der Bestimmungen des
Versailler Vertrages wurden die dortigen Anlagen aber zu Beginn
der 20er Jahre wieder demontiert. Im Rahmen der getarnten
Weiterführung der Fliegererprobung in der Weimarer Republik
wurde ab 1925 der Aufbau eines Erprobungsflugplatzes in Rechlin
betrieben. Auf Initiative von Hauptmann Student richtete die
Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. in Berlin-Adlershof
(DVL) hierzu eigens eine neue "Abteilung M" ein. Der 1925
gegründete "Luftfahrtverein Waren e.V." erwarb im Auftrag des
Reiches das notwendige Areal und übernahm den Betrieb des neuen
Flugplatzes. Der Werk- und Flugbetrieb wurde im Sommer 1926
aufgenommen. Von 1927/28 an pachteten die Albatros Flugzeugwerke
GmbH in Berlin-Johannisthal die Anlage, die jetzt unter
Bezeichnung "Erprobungsabteilung der Albatros Flugzeugwerke
Johannisthal " lief. Nachdem der Reichsverband der Deutschen
Luftfahrt-Industrie (RDL) den Platz auf Drängen des Truppenamtes
der Reichswehr Ende 1929 übernommen hatte, wurde er unter dem
Tarnnamen "RDL Erprobungsstelle Staaken" weitergeführt. Nach der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurden die
Anlagen in Rechlin zügig zur größten Erprobungsstelle (E-Stelle)
für Luftfahrtgerät ausgebaut. Ab 1935 galt die E-Stelle Rechlin
als Vorzeigeobjekt der Luftwaffe. Auf dem riesigen Areal
entstanden bis Kriegsende vier große Gebäudekomplexe mit
unterschiedlicher Nutzung:
Gruppe
Nord
Leitung und technische Verwaltung,
Fliegerhorstkommandantur und Wetterwarte; Erprobung von
Flugzeugzellen (ab 1936), von Funk- und Navigationsgerät, von
Flugzeugbordgeräten und Ausrüstung, Luftfahrtmedizinische
Erprobungen sowie Hochfrequenz- und Ionosphärenforschung
Gruppe Süd
Erprobung von
Motoren- und Triebwerken, von Werkstoffen sowie von Kraft- und
Schmierstoffen
Gruppe Ost
Erprobung von Munition für Bordwaffen und
Abwurfwaffen
Gruppe West
Militärische Erprobung (nur 1935-1938),
Prüfgruppe und Werft, Bruchbergung, Lehrwerkstatt
Anfangs lag der Schwerpunkt der
Erprobungstätigkeit in Rechlin auf der Flug- und
Triebwerkserprobung. Hierzu zählten sowohl die Flugerprobung der
Motoren, die Messungen an den einzelnen Triebwerkskomponenten
sowie die Erstellung kompletter Flugzeugmuster. Zu den weiteren
Aufgabengebieten gehören die Erprobung von Flugzeugausrüstung -
von Bordinstrumenten über Rettungs- und Sicherheitsgeräte, bis
zu Hydraulikanlagen - und von Funk- und Navigationsgeräten. Ab
1933 wurde auch die Erprobung von Waffen in Rechlin
durchgeführt. Hauptaugenmerk dabei lag auf der Erprobung von
Munition für Schußwaffen sowie der Erprobung von Abwurfmunition
im Rahmen der Flugerprobung. Nach Beginn des 2. Weltkrieges
wurden dort auch Beuteflugzeuge eingehend getestet und die
Ergebnisse ausgewertet.
Neben der rein
technischen Erprobung aller Landflugzeuge und deren Ausrüstung
werden insbesondere nach Kriegsbeginn neue Flugzeugmuster auf
ihre militärische Tauglichkeit geprüft. Zu diesem Zweck wurde
das Erprobungskommando Lärz aufgestellt, dem diese
Flugzeugmuster zur Einsatzerprobung zugewiesen wurden. Ab Mitte
1944 erhielt die Erprobung der neuen Strahlflugzeuge Me 262, Ar
234 und He 162 höchste Priorität.
Die
E-Stelle Rechlin erfuhr während ihres Bestehens mehrere
organisatorische Änderungen. Ein Überblick über Gliederung und
Stellenbesetzung ist als Anlage beigefügt. Hierbei handelt es
sich um eine Zusammenstellung aus der Publikation von
Beauvais.
Süd (Foggia) (ca.
1941-1942):
Die E-Stelle Süd nahm in der
zweiten Hälfte des Jahres 1941 auf dem Flugplatz im
italienischen Foggia ihren Betrieb auf. Sie war vorgesehen für
die Erprobung von Lufttorpedos und Unterwasserwaffen, die wegen
ungünstiger Bedingungen dann in Grosseto durchgeführt werden
musste. Ende Februar 1942 wurde die Verlegung der E-Stelle Süd
ins französische Cazaux, südwestlich von Bordeaux, beschlossen
und der Betrieb auf dem Flugplatz im Mai 1942 aufgenommen. Die
Erprobungsflüge dienten der ballistischen Vermessung
verschiedener Bombenarten bzw. Abwurfbehältern, der Erprobung
von Zielgeräten und Bombenabwürfen. Kommandeur der E-Stelle war
Hauptmann Henno Schlockermann. Der Betrieb musste nach
alliierten Fliegerangriffen im März und September 1944, bei
denen die Anlagen schwer beschädigt und mehrere
Erprobungsflugzeuge zerstört wurden, erst eingeschränkt und dann
ganz eingestellt werden. Mit Befehl vom 10. Oktober 1944 wurde
die E-Stelle offiziell aufgelöst.
Tarnewitz (1937-1945):
Die
Bauarbeiten begannen 1935, zwei Jahre später wurde die E-Stelle
Tarnewitz offiziell in Betrieb genommen. Aufgabe der neuen
Stelle war die Erprobung neuer Waffensysteme für die Flugzeuge
der Luftwaffe. Neben Maschinengewehren und Bomben gehörten dazu
auch die neu entwickelten Raketenwaffen. Die unterschiedlichen
Aufgaben wurden von den Gruppen W 1 (Einbau), W 2 (Ballistik und
Visiere), W 3 (Lafetten und Luftscheiben) und W 4 (Bordwaffen
und Munition) wahrgenommen. Ab 1938 gliederte sich die E-Stelle
in die Fachgruppen Maschinengewehre und Munition einschließlich
Raketenerprobung (IIA), Lafetten und Luftscheiben (II D),
Ballistik und Visiere (II E), Einbau der Waffen in die Flugzeuge
(II F).
Travemünde (1928-1945):
Im Jahre 1928 wurde unter dem Tarnnamen
"Reichsverband der Deutschen Luftfahrtindustrie Gruppe
Flugzeugbau" eine Seeflugzeug-Erprobungsstelle (SES) in
Travemünde gegründet. Ursprünglich nach dem 1. Weltkrieg als
geheime Versuchsstelle für die eigenständige Marinefliegerei
geplant und aufgebaut, wurde die Erprobungsstelle Travemünde
nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten dem RLM
1934 unterstellt und weiter ausgebaut. Schwerpunkt der
Erprobungstätigkeit in Travemünde war die Erprobung von
Seeflugzeugen und deren Ausrüstung, Seeminen und Lufttorpedos
sowie Spezialschiffen und Booten für den Seeflugbetrieb. Dazu
gehörten auch die Erprobung von Wasserflugzeugen, das Landen auf
vereisten und verschneiten Böden, Landeversuche auf
Flugzeugträgern und Rettungsmaßnahmen auf offener See mit dem
Flugzeug. Die E-Stelle gliederte sich 1933 in folgende
Gruppen:
A: Navigation, Funkwesen,
Seemännische Ausrüstung, Sondereinbauten
B: Betrieb von Flugzeugen, Schiffen, Dock, Katapulten und
Fahrzeugen, Bodendienste
E: Flugdienst,
Bereithaltung der Flugzeugführer
F:
Flugzeugerprobung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der
Messungen, Berichte, Beurteilungen
G:
Erprobung von Bordgeräten, Funkmeßgeräten, Labor,
feinmechanische Werkstatt, Fotodienst, Vervielfältigung
K: Verwaltung, Personal, Material, Gebäude,
Anlagen
M: Motoren, Luftschrauben,
Aggregate, Werkstatt und Prüfstände
Udetfeld (1940-1945):
Die E-Stelle
Udetfeld wurde 1940 bei Beuthen/Oberschlesien errichtet. Sie
wurde zu Beginn von Major Werner Zober, später von
Oberstleutnant Rieser geleitet. Erprobungsleiter war
Fl.Stabsingenieur Rudolf Noch. Aufgabe der E-Stelle war die
Erprobung von kleinen Spreng- und Brandbomben, Fallschirmbomben
und Sonderzündern sowie die Abnahmesprengung aller deutschen
Bombentypen. Zeitweise beschäftigte sie sich auch mit der
Erprobung von Fallschirmen und Schleudersitzen. Hierzu wurde sie
stufenweise mit einer Meßbasis, mehreren Abwurfplätzen und einer
Bildstelle ausgestattet. Letzte Versuche und Messungen fanden
noch bis kurz vor dem Einmarsch der sowjetischen Armee Ende
Januar 1945 statt. Die E-Stelle wurde mit Befehl vom 15. Februar
1945 aufgelöst, ihre Aufgaben von der E-Stelle Rechlin
übernommen.
Werneuchen (1942-1945):
Die E-Stelle wurde im April 1942 auf dem
Fliegerhorst in Werneuchen eingerichtet. Sie war für die
Erprobung und Entwicklung von Such- und Zielgeräten für die
Luft- und Seeaufklärung zuständig und arbeitete hier eng mit dem
Flugfunkforschungsinstitut in Oberpfaffenhofen zusammen.
Außenstellen zur Erprobung von Boden-Funkmeßgeräten befanden
sich in Weesow und Tremmen. Die Flugerprobung neu entwickelter
Geräte wurde anfangs von der Erprobungsstaffel des Technischen
Versuchskommandos (TVK) durchgeführt, ging danach auf die
neugebildete Nachtjagdgruppe 10 über. Zu ihren Aufgaben gehörte
auch die Entwicklung und Erprobung von Geräten zur Abwehr von
Stör- und Täuschverfahren der gegnerischen Luftwaffen. Erprobt
wurden in Werneuchen u.a. das Nachtjagd-Funkmeßgeräte FuG 202
"Lichtenstein" , das Schiffsziel-Suchgeräts FuG "Hohentwiel"
sowie die Bodensuchgeräte "Würzburg-Riese" und "Freya". Im
Februar 1945 wurde die E-Stelle nach Stade verlegt und dort im
April 1945 noch in E-Stelle Stade umbenannt. Die E-Stelle wurde
bis April 1944 von Major i.G. August Hentz kommandiert, danach
bis zu ihrer Auflösung durch Major i.G. Cerener.
ERPROBUNGSKOMMANDOS und
ERPROBUNGSSTAFFELN
Erprobungskommando
4:
Aufstellung gemäß Befehl vom 1.
Dezember 1944 durch Luftflotte 10. Truppenerprobung der
Lenkrakete "X 4" sowie Erprobung von Einsatzverfahren und
taktischer Einsatzmöglichkeiten.
Erprobungskommando 15:
Hervorgegangen aus der Versuchsstaffel Hs 293 und
vorgesehen für die Truppenerprobung der Gleitbombe Hs 293.
Erprobungskommando 16:
Aufstellung auf dem Kommandowege im April 1942 in
Peenemünde-West, Anfang September Etatisierung und Verlegung
nach Zwischenahn, dann im Oktober nach Brandis. Erprobung des
raketenangetriebenen Jägers Me 163 B "Komet". Auflösung am 14.
Februar 1945. Aufgaben sollten vom Jagdkommando 400 übernommen
werden, das auch die einsatzfähigen Flugzeuge erhielt.
Erprobungskommando 17:
Verlegung der 2./Kampfgruppe 100 von Hannover-Langenhagen
in das französische Chartes, Umbenennung in E-Kommando XY im
Januar 1942 und zeitweise in E-Kommando 100 (März bis Mai 1942),
anschließend Etatisierung als E-Kommando 17. Weiterentwicklung
des X- und Y-Verfahrens und Einsatz gegen England. Mitte
September 1942 Umbenennung in 15./Kampfgeschwader 6.
Versuchs- und Lehrkommando 18:
Aufstellung am 1. August 1942 in Pillau und
Unterstellung unter den General der Luftwaffe beim
Oberbefehlshaber der Marine (Ob.d.M). Erprobung der für den
Flugzeugträger "Graf Zeppelin" vorgesehenen Flugzeugmuster
einschließlich der Einweisung und Ausbildung des fliegenden und
Bodenpersonals an diesem Gerät.
Erprobungskommando 19:
Aufstellung
am 1. Juli 1942 auf dem Flugplatz Castel Benito bei Tripolis auf
dem Kommandowege. Erprobung der Flugzeugmuster Bf 109 und Fw 109
auf Tropentauglichkeit als Jagd- bzw. Schlachtflugzeuge.
Personal von den Ergänzungsgruppen des Jagdgeschwaders 27 bzw.
53.
Erprobungs- und Lehrkommando
20:
Aufstellung am 1. Oktober 1942 in
Travemünde (später Kamp). Erprobung von Bordsonderflugzeugen
sowie Einweisung und Ausbildung des fliegenden und
Bodenpersonals für Bordsonderflugzeuge.
Erprobungs- und Lehrkommando 21:
Aufstellung am 1. August 1942 in Garz/Usedom. Personal und
Gerät vom aufgelösten II./Kampfgeschwader 3. Truppenerprobung
der Bombe PC 1400X.
Erprobungs- und
Lehrkommando 22:
Aufstellung Herbst 1942
in Lärz. Erprobung der Fw 190-Jagdbomber-Version mit großer
Reichweite (Jaborei). Personal vom Kampfgeschwader 40, von den
Jagdgeschwadern 2 und 26 sowie von einer Zerstörerschule.
Frühjahr 1943 Verlegung nach St. André in Frankreich und
Verwendung zur Aufstellung des I./Schlachtkampfgeschwader
10.
Erprobungs- und Lehrkommando
24:
Aufstellung am 1. März 1943 in
Mark-Zwuschen. Erprobung der für Aufklärungszwecke geeigneten
Flugzeugmuster einschließlich Gerät (Navigations- und
Kurssteuerungsgeräte). Auflösung im Oktober 1944, Übernahme der
Aufgaben und des Personals durch Versuchsverband OKL.
Erprobungskommando 25:
Aufstellung gemäß Befehl vom 17. April 1943.
Truppenerprobung der zur Tagjagd erforderlichen Flugzeuge,
Bordfunkmeßgeräte, Waffen und Kampfverfahren sowie Einsatz im
Rahmen der Reichsverteidigung. Umgliederung in Jagdgruppe 10 mit
gleichen Aufgaben.
Erprobungskommando
26:
Aufstellung gemäß Befehl vom 29.
Dezember 1943 durch Umbenennung der 11.
(Pz.)/Schlachtgeschwaders auf dem Flugplatz der E-Stelle
Udetfeld. Auflösung am 14. Februar 1945 und Abgabe des Personals
an General der Schlachtflieger. Übernahme der Aufgaben von
Ergänzungsstaffel des Schlachtgeschwaders 151.
Erprobungskommando 36:
Aufstellung
in Garz gemäß Befehl vom 10. August 1943 durch Umbenennung des
13./Kampfgeschwaders 100. Erprobung der Truppentauglichkeit der
Nachfolgemuster der Hs 293 sowie Einweisung von Beobachtern auf
die mit Kehlgerät FuG 203 ausgestatteten He 177. Auflösung am
12. Juli 1944. Versetzung des Personals zum E-Kommando 25 zur
Fortführung der Erprobung der Jäger-Flugkörper.
Erprobungskommando 40:
Der Fliegerforstschutzverband wurde am 5. März 1940 als
selbständiger Verband aus der "Gruppe Schädlingsbekämpfung" des
seit 1936 bestehenden Flugkommandos Berlin gebildet. Er wurde
vorwiegend zur Waldschädlingsbekämpfung eingesetzt und übernahm
ab Oktober 1941 auch die Malariabekämpfung in den besetzten
Gebieten. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Sprüh- und
Bestäubungsflüge durchgeführt. Ein weiterer Schwerpunkt seiner
Tätigkeit lag auf der Aussaat von landwirtschaftlichem und
forstwirtschaftlichem Saatgut und dem Ausstreuen von künstlichem
Dünger. Nach seiner Unterstellung unter das Kommando der
E-Stellen am 1. Januar 1944 wurde der Fliegerforstschutzverband
in E-Kommando 40 umbenannt. Mit Befehl vom 3. September 1944
wurde das in Göttingen stationierte Kommando aufgelöst und das
Restkommando im November 1944 nach Coburg verlegt, wo es zur
Aufstellung des E-Kommandos 41 verwendet wurde.
Erprobungskommando 41:
Aufstellung am 22. Januar 1945 aus Restteilen des
Erprobungskommandos 40 und Unterstellung truppendienstlich unter
Luftgaukommando VII und einsatzmäßig unter Luftflottenkommando
Reich.
Erprobungskommando 100:
Siehe Erprobungskommando 17
Erprobungskommando Bf 109 G:
Meldung
über Eintreffen in Rechlin am 15. März 1942. Ausstattung mit elf
Bf 109 G-1
und sieben Flugzeugführern im
Juli. Keine weiteren Daten.
Erprobungskommando Ta 152:
Aufstellung auf dem Kommandoweg am 2. November 1944 in
Rechlin. Gemäß Befehl vom 9. Januar 1945 Verlängerung der
Aufstellung bis April 1945 und Umgliederung in einen Gruppenstab
mit Stabskompanie sowie vier Einsatzstaffeln und einer Staffel
für technische Erprobung. Keine Aufstellung der vier
Einsatzstaffeln wegen Übernahme Truppenerprobung des
Flugzeugmusters Ta 152 durch III./Jagdgeschwader 301. Auflösung
am 23. Januar 1945.
Erprobungskommando Ta
154:
Aufstellung am 9. Dezember 1943 auf
dem Fliegerhorst Hannover-Langenhagen. Erprobung des
Fronttauglichkeit des Flugzeugmusters Ta 154. Auflösung gemäß
Befehl vom 1. August 1944. Versetzung des Personals zum
E-Kommando Me 262.
Erprobungskommando He
162:
Aufstellungsbefehl vom 9. Januar
1945 für ein E-Kommando in Gruppenstärke (jedoch nicht mit
dieser Bezeichnung). Durchführung der Einsatzerprobung des
Flugzeugmusters He 162 durch I./Jagdgeschwader 1.
Erprobungsstaffel He 177:
Aufstellung am 1. Februar 1942 in Lärz. Erprobung des
Flugzeugmusters He 177. Auflösung am 20. September 1943. Abgabe
des Personal an Kampfgeschwader 40.
Erprobungsstaffel Ju 188:
Aufstellung am 1. März 1943 in Rechlin. Verlegung Ende Juli
1943 nach Chièvres bei Brüssel. Verwendung für
4./Kampfgeschwader 66.
Erprobungsstaffel
Me 210:
Aufstellung im späten Frühjahr
1942 in Lechfeld, Verlegung im Juli 1942 nach Evreux in
Frankreich. Einsatzerprobung des Flugzeugmusters. Nach
zeitweiser Umbenennung in 16./Kampfgeschwader 6 und
11./Zerstörergeschwader 1 schließlich Umgliederung in
Erprobungsstaffel Me 410.
Erprobungskommando Ar 234:
Aufstellung Sommer 1944 (Juli) in Lärz. Einsatzerprobung
des Flugzeugmusters Ar 234 B als Bomber. Personal vom
Kampfgeschwader 76.
Erprobungskommando Me
262:
Aufstellung am 9. Dezember 1943 auf
dem Fliegerhorst Lechfeld. Erste Erprobung des V-Musters Me 262
und Personalzuführung vom III./Zerstörergeschwader 26 im April
1944. Ab August 1944 Aufstellung von Einsatzkommandos u.a. in
Lärz. Ende September Verwendung von Teilen des E-Kommandos, des
III./ZG 26 zur Bildung des E-Kommandos "Novotny" und eines neuen
E-Kommandos 262 in Lechfeld. Offizielle Auflösung des
E-Kommandos 262 am 2. November 1944.
Erprobungskommando Do 335:
Aufstellung am 4. September 1944 durch Kommando der
E-Stellen. Truppenerprobung des Flugzeugmusters Do 335 als
Mosquito-Nachtjäger, Jagd-, Aufklärungs- und Kampfflugzeug.
Verlegung am 20. November nach Rechlin. Widerruf des
Auflösungsbefehls vom 14. Februar 1945.
Erprobungskommando Ju 388:
Aufstellung am 15. Juli 1944 in Rechlin. Erprobung der Ju
388 als Nachtjäger. Auflösung am 14. Februar 1945. Abgabe des
Personals an Kampfgeschwader 76, an E-Kommando Do 335 und an
verschiedene Einheiten.
Erprobungsstaffel
Me 410:
Siehe Erprobungsstaffel Me 210.
Truppenerprobung des Flugzeugmusters Me 410. Eingliederung als
9. Staffel des Kampfgeschwaders 101 und Umbenennung in 12./KG 2
im Oktober 1943 und zuletzt April 1944 in 13./KG 51.
Erprobungskommando 600:
Aufstellung gemäß Befehl vom 1. April 1945, zur Erprobung
des raketenangetriebenen Abfangjägers Ba 349 "Natter"
vorgesehen. Keine weiteren Daten bekannt.
Erprobungskommando "Kolb":
Aufstellungsbefehl vom 20. November 1944. Keine weiteren
Angaben bekannt.
Erprobungskommando
"Nebel":
Aufstellungsbefehl vom 26. Juli
1944. Für die Erprobung und Erstellung des Flugzeugmusters Me
264, dann ab Dezember 1944 auch für die Erprobung von Flugzeuge
mit großer Reichweite vorgesehen. Etatisierung des E-Kommandos
Ende Februar 1945.
Lehr- und
Erprobungskommando (W):
Nachdem Oberst
Wachtel bereits seit April 1943 mit der Durchführung des
Kriegseinsatzes der Fieseler Fi 103 (Tarnbezeichnung
Flakzielgerät FZG 76) beauftragt worden war, wurde im Juni 1943
mit der Aufstellung des Erprobungskommandos begonnen.
Truppendienstlich war es dem Höheren Kommandeur der
Flakartillerie-Schulen und in Fragen der Ausbildung und
Erprobung dem General der Flakwaffe unterstellt.
Versorgungsmäßig wurde es vom Luftgaukommando III betreut, zu
dem es kriegsgliederungsmäßig gehörte. Am 15. August 1943 wurde
aus dem Kommando Wachtel das Flak-Regiment 155 (W) gebildet, das
bald nach Frankreich verlegt wurde.
Sonderkommando Fähre (Siebel):
Das
Sonderkommando Fähre war für die Bereitstellung und den Betrieb
der Fähren der Luftwaffe zum Transport von Luftwaffengütern
zuständig.
(Die Angaben zu den E-Stellen
und E-Kommandos wurden in gekürzter Form der Publikation von
Heinrich Beauvais/Karl Kössler/Max Mayer/Christoph Regel:
Flugerprobungsstellen bis 1945. Johannisthal, Lipezk, Rechlin,
Travemünde, Tarnewitz, Peenemünde-West, Bonn 1998
entnommen).
Bestandsbeschreibung: Die
Akten stammen aus Rückführungen aus den USA und Großbritannien
an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes. Von dort wurden die Akten 1968 an das
Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv abgegeben.
Inhaltliche
Charakterisierung: Der Bestand umfasst hauptsächlich Arbeits-
und Erprobungsberichte sowie Schriftwechsel des Kommandos der
Erprobungsstellen und der Erprobungsstellen selbst mit
vorgesetzten Dienststellen und verschiedenen Firmen.
Die meisten Erprobungsberichte entfallen auf
die beiden E-Stellen Rechlin und Travemünde. Vom
Fliegerforstschutzverband sind rund 60 Aktenbände mit
Bestäubungs- und Sprühberichten einschließlich der dazugehörigen
Karten überliefert. Von den übrigen E-Stellen sind nur
geringfügige Aktensplitter erhalten. Hervorzuheben sind die
sieben Aktenbände des Kommandos der E-Stellen, die sich mit
Organisationsangelegenheiten der E-Stellen und E-Kommandos
befassen.
Zitierweise: BArch RL
36/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RL 36
- Umfang
-
592 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Luftwaffe >> Weitere nachgeordnete Einrichtungen
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Erprobungsstellen der Luftwaffe, 1933-1945
Entstanden
- 1934-1945