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Die verschiedenen Ansätze der Zinsstrukturtheorie

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Ansätze der Zinsstrukturtheorie. Die Darstellung orientiert sich an den im Zusammenhang mit der zeitlichen Vermögensdisposition auftretenden spezifischen Risiken, dem Einkommensrisiko und dem Kapitalrisiko. Die auf dieser Grundlage entwickelte Systematik der ZinsstrukturtHeorie ermöglicht es, die divergierenden Erklärungsprinzipien als alternative Verhaltenshypothesen bezüglich ein und derselben Risikokonstellation zu kennzeichnen. Während die Erwartungstheorie eine Indifferenz der Anleger gegenüber beiden Risiken impliziert, geht die hedging pressure hypothesis von ihrer totalen Vermeidung aus. Zwei weitere Ansätze unterstellen den Wirtschaftssubjekten eine Präferenz für eines der beiden Risiken. So gewichten sie gemäß der Liquiditätspräferenztheorie das Kapitalrisiko schwerer als das Einkommensrisiko, und die preferred habitat theory unterstellt ihnen eine a priori nicht spezifizierte Vorliebe für bestimmte Festlegungsfristen und damit ebenfalls eine Risikopräferenz. Im Verlauf der Studie wird gezeigt, daß sich im konkreten Anlageverhalten der Wirtschaftssubjekte Hinweise und Anhaltspunkte für die beiden konkurrierenden Zielsetzungen der Vermögensdisposition, Zinsertragsmaximierung und Risikovermeidung finden lassen. Vielfältige ökonometrische Zinsstrukturuntersuchungen konnten dagegen die empirischen Gesetzmäßigkeiten weder mit der einen noch mit der anderen Hypothese vollständig erklären. Vielmehr sprechen sowohl empirische Tatbestände als auch theoretische Argumente für eine modellmäßige Synthese beider Erklärungsprinzipien. Als ein derartiger Ansatz wird in dieser Studie die Liquiditätspräferenzhypothese in ihrer durch R. A. Kessel vervollständigten Form angesehen. Indem Kessel den Kostenaspekt der Zinsarbitrage neben der Liquiditätsvorliebe berücksichtigt, erhält er ein schlüssiges theoretisches Konzept, mit dem audi die empirischen Gesetzmäßigkeiten der zeitlichen Zinsstruktur erklärt werden können. Abschließend werden Ansatzpunkte aufgezeigt, auf welche Weise eine Synthese sowohl des zeitlichen als auch des institutionellen Teilaspekts der Zinsstruktur möglich erscheint und wie darüber hinaus eine derart verallgemeinerte Zinsstrukturtheorie in einen übergeordneten volkswirtschaftlichen Systemzusammenhang einbezogen werden könnte.

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 5 ; Year: 1972 ; Issue: 1 ; Pages: 28-71

Klassifikation
Wirtschaft

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Kath, Dietmar
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Duncker & Humblot
(wo)
Berlin
(wann)
1972

DOI
doi:10.3790/ccm.5.1.28
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:41 MEZ

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Objekttyp

  • Artikel

Beteiligte

  • Kath, Dietmar
  • Duncker & Humblot

Entstanden

  • 1972

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