Bestand
Gesamtarchiv von Landsberg-Velen (Dep.), Wocklum / Urkunden (Bestand)
Bestandsgeschichte: Bei Balve
(Märkischer Kreis); seit dem 14. Jh. Ritter von Wockenheim, seit
1433 von Hase, 1451 von Böckenförde gen. Schüngel, 1563 von
Hatzfeld, 1591 von Plettenberg, seit 1646 von Landsberg zu
Erwitte.
Form und Inhalt: Zwischen
1314 und 1381 sind hier die Ritter von Wockenheim festzustellen.
1433 tritt zum ersten Male die Familie Hase auf. In diesem Jahr
verkauften der alte Wilhelm und sein Sohn Degenhard ein Gut zu
Balve, das ihnen von Albert von Wockenhem "angestorben" war, an die
Balver Kirche. Schon 1451 verkaufte Degenhard Hase das halbe Haus
Wockelheim an Johann von Böckenförde gt. Schüngel. Die zweite
Hälfte von Wocklum befand sich damals schon in Händen der Familie
von Schüngel zu Echthausen, von der es über die Wrede zu Fronsberg
später an die Familie v. Plettenberg kam und wieder mit der andern
Hälfte vereinigt wurde. Dieses 2. Haus (auch Arnd-Schüngel-Haus
gt.) besteht nicht mehr.
Das 1451 an die Familie v.
Böckenförde gt. Schüngel verkaufte Haupthaus unterlag häufigem
Besitzwechsel. Der Käufer Johann v. Böckenförde gt. Schüngel,
Landdrost in Westfalen war zweimal verheiratet (1. Anna von
Meschede, 2. Agathe von Fürstenberg, Witwe v. Plentling). Die 2.
Frau brachte eine Tochter, Elisabeth v. Pentling, in die Ehe ein.
Johann hatte aus seiner 1. Ehe 2 Söhne, Heinrich und Kaspar und 7
Töchter. Der älteste Sohn Heinrich, ebenfalls Landdroste, heiratete
1512 die genannte Elisabeth v. Pentling. Aus der Ehe entsprangen
keine Kinder. Der 2. Sohn Kaspar (verh. Frl. v. Dücker?) hinterließ
1 Sohn und 7 Töchter. Die jüngste heiratete Johann von Werminghaus
zum Klusenstein und schenkte ihm 2 Söhne Johann und Kaspar.
Der obengenannte Heinrich von Böckenförde gt. Schüngel und
seine Ehefrau Elisabeth v. Pentling hatten testamentarisch
bestimmt, daß Elisabeth Alleinerbin sein sollte. 1563 vermählte
sich Elisabeth in 2. Ehe mit dem Drosten zu Balve, Hermann v.
Hatzfeld, der damit in den Besitz von Wocklum kam. Ihr Neffe
Heinrich hatte darauf verzichtet. Die Gebrüder v. Werminghaus
(Johann und Kaspar) strengten (zuerst gemeinsam, später Kaspar
allein) bei den Gerichten zu Werl, Köln, Speyer einen
Erbschaftsprozeß an, der 1667 dahin entschieden wurde, daß beide
Teile (also Elisabeth v. Pentling, Frau v. Hatzfeld und Kaspar von
Werminghaus) als Erben Heinrich v. Böckenfördes erklärt
wurden.
Während der truchsessischen Wirren, in denen
Hatzfeld ein Gegner des Kurfürsten Gebhard Truchseß war, wurde das
Haus Wocklum 1583 beschlagnahmt und später niedergebrannt.
Hermann v. Hatzfeld vermachte im Testament vom 15. 7. 1591
seine Güter im Amt Balve zur Hälfte an die Söhne (Johann und
Wilhelm) seiner Schwester Helene, vermählte v. Plettenberg, zur
andern Hälfte an 4 Töchter seines Bruders Johann. Für den Fall
eines Prozesses mit denen v. Werminghaus war bestimmt, daß 3
Nichten leer ausgehen sollten. Danach sollte nur 1 Nichte (verh. m.
Georg von Böckenförde gt. Schüngel) erben.
Hermann v.
Hatzfeld starb 1600. Die Erben ließen das Haus bis 1637
gemeinschaftlich verwalten. 1637 wurde so geteilt, daß eine Hälfte
an Ernst Dietrich v. Schüngel zu Echthausen, die andere an Dietrich
v. Plettenberg kam. Dietrich fiel 1638/39 in Hessen. Er war mit
Wilhelmine Dorothea Weigen zu Ameke verheiratet und hinterließ 1
Tochter, Anna Catharina, die sich am 3. 3. 1646 mit dem Landdrosten
Dietrich Frhr. v. Landsberg, Herrn zu Erwitte, vermählte. Sie starb
schon nach 3 Monaten.
Dietrich v. Landsberg hatte
bereits am 16. 4. 1646 Besitz von Wocklum ergriffen. Allerdings
machte eine Tante seiner verstorbenen Frau, Helene v. Dinklage geb.
v. Plettenberg, Ansprüche geltend. Sie wurde durch 6500 Rtl.
abgefunden. Damit war die Plettenbergische Seite des Hauses in
Landsbergischem Besitz. Die Schüngelsche Seite (nach der Erbteilung
von 1637) erwarb Dietrich v. Landsberg am 16. 5. 1649 von Ernst
Dietrich v. Schüngel für 14000 Rtl. Auch an den kurländischen Zweig
der v. Plettenberg mußten noch 4500 Rtl. als Abfindung gezahlt
werden.
Trotzdem kam Dietrich v. Landsberg nicht in
ruhigen Besitz. Die Erben v. Werminghaus strengten einen Prozeß
beim Reichskammergericht an, wonach 1667 Dietrich das halbe Haus
Wocklum und 1/6 der Einkünfte an einen Herrn v. Ruschenberg (als
Erben Werminghaus) abtreten mußte. Ruschenberg wurde durch 12000
Rtlr. abgefunden.
Am 20. 2. 1681 errichtete Dietrich v.
Landsberg ein Fideikommiß. Er starb 1684. Sein ältester Sohn,
münst. Generalleutnant Franz Anton v. Landsberg (verh. m. Anna
Maria v. Galen) hinterließ eine Tochter Helene, die einen Frhr. v.
Schmising zu Tatenhausen heiratete. Sämtliche Brüder des Generals
waren geistlich. Das Geschlecht wäre damit jetzt ausgestorben, wenn
nicht sein Bruder Ferdinand Franz mit päpstlichem Dispens 1732
Maria Theresia v. d. Reck zu Steinfurt geheiratet hätte. Jedoch
machte ihm der Schwiegersohn des Generals (Frhr. v. Schmising) die
Erbfolge streitig. Das RKS verurteilte aber Schmising zur
Herausgabe der landsbergischen Güter, die er schon in Besitz
genommen hatte.
1752 wurde Haus Wocklum neu
aufgebaut.
Münster, 1. 6. 1959
W. Kohl
Durch seine zweite Ehe mit
der Erbtochter Anna Katharina v. Plettenberg zu Meyerich (8
18.3.1646, + 11.4.1646) erwarb Dietrich v. Landsberg zu Erwitte
eine Hälfte von Wocklum, die er sich nach verschiedenen
Erbauseinandersetzungen sicherte. Die andere Hälfte kaufte der
Landdrost im Jahre 1649 von Ernst Dietrich Schüngel. Haus Wocklum
wurde in der Folgezeit zum Hauptwohnsitz der Familie v.
Landsberg.
Die Archive Erwitte und Wocklum ergänzen sich
hinsichtlich der Unterlagen über die Familiengeschichte und das
öffentliche Wirken.
In dem bisher vorhandenen, nunmehr
überholten Findbuch von Wocklum waren etwa 60% des Bestandes
erfaßt. Das jetzige Findbuch erschließt das gesamte Archiv Wocklum.
Akten über Bergwerks- und Hüttenangelegenheiten gelangten zum Teil
auch aufgrund des gesellschaftlichen Betriebes mit v. Dücker in das
Westfälische Wirtschaftsarchiv Dortmund (Dep. der Firma Hertin in
Balve).
Münster 1984
- Reference number of holding
-
U 157u
- Extent
-
75 Urkunden.; 75 Urkunden, Findbuch U 157u.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.3. Gewerbebetriebe, Adlige Häuser, Familien, Höfe (U) >> 4.3.2. Adelige Häuser, Familien, Höfe >> Gesamtarchiv von Landsberg-Velen (Dep.)
- Related materials
-
Albert K. Hömberg, Adelssitze im Herzogtum Westfalen, Heft 11, Münster 1975, S. 64; Schloß Wocklum und seine Bewohner. Vierteljahresschrift für den Landsbergschen Familienverband, 3. Jg. 1935; F. L. Hinz, Die Geschichte der Wocklumer Eisenhütte als Beispiel westfälischen adeligen Unternehmertums. Eine technik-, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung (Altenaer Beiträge Bd. 12) 1977; Ralf J. Günther, Schloss Wocklum. Geschichten von Adel, Industrie und Sport, Münster 2016.
Zur Genealogie der Familie v. Landsberg siehe: Landsberg-Jahrbuch für den Landsbergschen Familien-Verband, 13. Jg., 1935.
Zur Besitzgeschichte siehe: "Schloß Wocklum und seine Bewohner". Landsberg, Vierteljahrsschrift für den Landsbergschen Familienverband, 3. Jg., 1925.
Zum Industriebetrieb vergl.: F.L. Hinz, Die Geschichte der Wocklumer Eisenhütte als Beispiel westfälischen adeligen Unternehmertums. Eine technik-, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung (Altenaer Beiträge Bd. 12) 1977.
- Date of creation of holding
-
1373-1729
- Other object pages
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- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1373-1729