Bestand
Institut für deutsche Ostarbeit (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners: 1.
Gründung, Aufgaben, Rechtsform
Am 20. Apr. 1940
wurde das Institut für Deutsche Ostarbeit (IDO) in Krakau durch den
Generalgouverneur Reichsminister Dr. Hans Frank gegründet. Ihm erschien
die Schaffung eines großen wissenschaftlichen Ostforschungsinstituts mit
universellen Aufgaben in Geistes- und Naturwissenschaft eine
Notwendigkeit zur Verwaltung des von den Deutschen besetzten Ostraums.
Als Zentralstelle deutscher Forschung sollte das Institut für Deutsche
Ostarbeit die Stellung eines kulturellen Vorpostens im Osten wahrnehmen.
§ 3 der Gründungsverordnung umreißt die Aufgaben des Instituts wie
folgt:
"Aufgabe des Instituts für Deutsche
Ostarbeit ist es, alle grundlegenden Fragen des Ostraums, soweit sie das
Generalgouvernement betreffen, wissenschaftlich zu klären sowie die
Forschungsergebnisse zu veröffentlichen und zu verbreiten. In Erfüllung
dieser Aufgabe wird das Institut für Deutsche Ostarbeit mit anderen
Einrichtungen ähnlicher Zielsetzung zusammenarbeiten."
Gemäß der Gründungsverordnung vom 19. Apr. 1940 (VBlGG. S. 149)
wurde der Rechtscharakter des Instituts als der einer Körperschaft des
öffentlichen Rechts mit dem Recht der Selbstverwaltung in unmittelbarer
Unterstellung unter den Generalgouverneur als Präsidenten des Instituts
festgelegt. Das Institut stand einer Dienststelle gleich und führte ein
Dienstsiegel. Die Satzung der Akademie für Deutsches Recht, die als
Gründung des Generalgouverneurs Reichsminister Dr. Hans Frank eine
entsprechende Rolle im politischen Leben des Reiches spielte, war
unmittelbar Vorbild für den rechtlichen Rahmen und die Organisation des
Instituts für Deutsche Ostarbeit in Krakau.
2.
Organe und Gliederung des Instituts
Leiter und
Präsident des Instituts war Generalgouverneur Reichsminister Dr. Hans
Frank. Als Direktor des Instituts fungierte Dr. Wilhelm Coblitz, der
verantwortlich für den Aufbau, die Gesamtlenkung des wissenschaftlichen
Forschungsbetriebes sowie für die Verwaltungsführung zeichnete.
Die wissenschaftliche Arbeit wurde in elf Sektionen
geleistet: Vorgeschichte, Geschichte, Kunstgeschichte, Recht,
Wirtschaftswissenschaft, Landeskunde, Landwirtschaft, Gartenbau, Holz-
und Forstwirtschaftwissenschaft, Geologie, Chemie, Linguistik und Rassen-
und Volkstumsforschung. Die Sektion Rassen- und Volkstumforschung, der
Dr. Erhard Riemann ab Nov. 1942 vorstand, umfasste drei Referate:
Volkstumsforschung unter Dr. Heinrich Gottong, Rassenforschung unter Dr.
Anton Plügel und Judenforschung unter Dr. Josef Somerfeldt.
Die Verwaltungsführung oblag dem Verwaltungsamt, das in
5 Abteilungen gegliedert war. Die Büros des Hauptsitzes in Krakau
befanden sich in den Gebäuden der Jagiellonen-Universität.
Das Institut hatte Zweigstellen in Lemberg und Warschau.
Nach Warschau war die gesamte sprachwissenschaftliche Forschung verlegt,
nach Lemberg u. a. das Referat Rechtsgeschichte. Die beiden Zweigstellen
sollten die unmittelbare Erfassung aller wissenschaftlichen Probleme
Galiziens, des weiteren Ostens und Südostens, der Umgebung Warschaus mit
der unmittelbaren Nachbarschaft des Warthegaues, Ost- und Westpreußens
sowie der baltischen Gebiete durchführen. Die Zweigstellen waren
Außenstellen, die dem Institut in Krakau unterstanden und in denen Teile
der Gesamtaufgaben des Instituts durch Verlegung der Forschungsarbeit
entsprechend dem Standortprinzip selbständig gelöst wurden.
Bestandsbeschreibung: Errichtung
des Instituts durch Verordnung vom 19. April 1940 in Krakau als
Körperschaft des öffentlichen Rechts unter Leitung des Generalgouverneurs
Hans Frank (Präsident) zur "wissenschaftlichen Klärung aller
grundlegenden Fragen im Bereich des Generalgouvernements sowie der
Veröffentlichung und Verbreitung damit verbundener
Forschungsergebnisse".
Bestandsgeschichte
Der im Bundesarchiv befindliche Splitterbestand ist mit
einer amerikanischen Rückgabe deutscher Akten im März 1960 in das
Bundesarchiv gelangt. Der Bestand setzt sich im Wesentlichen zusammen aus
Akten des Verwaltungsamtes des Instituts für Deutsche Ostarbeit bzw.
dessen Abteilungen.
Außerdem erhielt das
Bundesarchiv Mikrofilme von Akten der Sektion Rassen- und
Volkstumsforschung, die sich bis 2007 in den National Anthropological
Archives der Smithsonian Institution in Washington, D.C. (USA) befanden
und 2007 im Original an das Universitätsarchiv der
Jagiellonen-Universität Krakau übergeben wurden.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Die aus
den USA erhaltenen Akten trugen zunächst keine Signaturen. Die im
Koblenzer Bundesarchiv bis 1962 vorgenommene Ordnung und Verzeichnung des
Bestandes entspricht daher der Gliederung des Instituts für Deutsche
Ostarbeit, wie sie 1941 bestand (vgl. "Jahrbuch 1941" des IDO). Kassiert
wurden dabei Duplikate von Schriftstücken oder Rundschreiben sowie einige
bedeutungslose Teile der überlieferten Akten.
Für
die aus den National Anthropological Archives erhaltenen Mikrofilme liegt
eine amerikanisches Findbuch vor, das 2018 in übersetzter und angepasster
Form in die Datenbank des Bundesarchivs (Basys) übertragen
wurde.
Inhaltliche Charakterisierung: Den
Schwerpunkt der Überlieferung bilden eindeutig die Akten des
Verwaltungsamtes des Instituts für Deutsche Ostarbeit, so dass vor allem
die Verwaltungstätigkeit des Forschungsinstituts nachvollzogen werden
kann, während die Tätigkeit der einzelnen wissenschaftlichen Sektionen in
der Regel völlig im Dunkel bleibt. Allein für die Sektion Rassen- und
Volkstumsforschung gilt dies nicht, da dank der Mikrofilmabgaben aus den
USA zahlreiche Publikationen und Berichte über deren Arbeit sowie große
Mengen an anthropologischen Messdaten aus verschiedenen osteuropäischen
Orten überliefert sind, die ein gutes Bild von den gesammelten Daten
geben, auf denen die Forschungen der Sektion beruhten.
Erschließungszustand: Findbuch
(1962), US-Findbuch (2007), Online-Findbuch (2009, ergänzt
2018)
Zitierweise: BArch R
52-IV/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 52-IV
- Umfang
-
230 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Kultus, Wissenschaft, Propaganda
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Amtliche Druckschriften: Jahrbuch Institut für deutsche Ostarbeit Krakau Jg 1. 1941 (RD 205/16).
Schriftenreihe für deutsche Ostarbeit.
Die Burg.- Deutsche Forschung im Osten.
- Bestandslaufzeit
-
1940-1945
- Weitere Objektseiten
- Provenienz
-
Institut für deutsche Ostarbeit (IDO), 1940-1945
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1940-1945