Bestand
Kirchengemeinde Recklinghausen - Philipp-Nicolai (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Vorwort I. Gemeindegeschichte Die Geschichte der Ev. Philipp-Nicolai-Kirchengemeinde ist zunächst einmal die Geschichte des Bezirks Röllinghausen der Kirchengemeinde Bruch. Die "Entwicklung des evang.-kirchlichen Lebens in Röllinghausen-König Ludwig" schilderte der Chronist Rektor i. R. Ru-dolf Pietschmann in seiner Abhandlung wie folgt: "Röllinghausen, abseits der großen Heer-straße gelegen, war für seine Evangelischen in kirchlicher Beziehung Stiefkind. [...] Bei Re-gen und Tauwetter war es ein Wagnis, die Straßen zu passieren. Man kann sich denken, daß ein solcher Weg bis Recklinghausen-Süd, der fast 1 Stunde in Anspruch nahm, einem regel-mäßigen Gottesdienstbesuch nicht gerade dienlich war. Auch wird man verstehen, daß es dem Seelsorger des Bezirks, Herrn Pfarrer Kruse, nicht möglich war, seine Gemeindeglieder so oft zu besuchen, wie er es gern getan hätte. [...] Als einzige Bestätigung kirchlichen Lebens hielt jeden Sonntag der Gebetsverein in einem Klassenraum der evang. Ortlohschule seine Stunden ab. [...] Es waren durchweg Ostpreußen, die sich in dem Verein zusammengeschlossen hatten. [...] In mehreren Zusammenkünften wurde dann um die Jahreswende 1909/10 beschlossen, einen Antrag an das Presbyterium zu richten, wenigstens alle 4 Wochen einen Gottesdienst in der evang. Schule in Röllinghausen abzuhalten." Von der Gewerkschaft König Ludwig wurde die nötige Beihilfe zur Verfügung gestellt, um den Gottesdienstraum in der Schule einzurichten. Am 3. Juli 1910 fand der erste Gottesdienst in dem neu eingerichteten Raum statt. "Auf diesem Grunde hat sich das kirchliche Leben in Röllinghausen in langsamer und stetiger Weise entwickelt." So gründete sich 1910 ein Kirchenchor, 1912 der Arbeiterverein König-Ludwig und 1922 die Frauenhilfe Röllinghausen. Die zunehmende Bevölkerungszahl und das sich entwickelnde kirchliche Leben in Rölling-hausen bewog das Presbyterium, einen Antrag auf die Bestellung eines Hilfspredigers für den Gemeindebezirk zu stellen. Durch die finanzielle Unterstützung des Konsistoriums konnte 1928 der erste Hilfsprediger entsandt werden. So war die seelsorgerliche Betreuung zunächst gesichert. Doch mit der Zeit wurde der Klassenraum, in dem die Gottesdienste stattfanden, zu klein und es musste nach einer Lösung Ausschau gehalten werden. Zu diesem Zweck gründete sich ein Kirchbauverein. "Da brachte uns das Jahr 1933 unverhofft Hilfe von andrer Seite. Das Hotel König Ludwig, Eigentum der Gewerkschaft König Ludwig, wurde damals ge-schlossen. [...] Die Gewerkschaft stellte uns durch Herrn Generaldirektor Bergrat Hollender das Haus zur Verfügung und übernahm die völlige Herrichtung der unteren Räume für got-tesdienstliche Zwecke. [...] Am 18. Juni 1933 wurde der Betsaal bei drangvoller Fülle durch Superintendent Kramm seiner Bestimmung übergeben." Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Gemeindegliederzahl weiterhin durch die wachsenden Be-schäftigungszahlen im Bergbau und die große Anzahl hinzuziehender Flüchtlinge stetig an. Die Gewährleistung der kirchlichen Versorgung v.a. in der König Ludwig-Siedlung wurde immer mehr zum Problem. Zur Behebung dieses Notstandes wurde zum 1.7.1952 eine 3. Pfarrstelle für den Pfarrbezirk König Ludwig, Röllinghausen und die im Entstehen begriffene ECA-Siedlung (Economic Cooperation Administration) errichtet. Am 5. Juli 1953 wurde der Grundstein für die Philipp-Nicolai-Kirche im 3. Pfarrbezirk gelegt und am 28. März 1954 die Kirche eingeweiht. Angeregt durch die Errichtung von eigener Pfarrstelle und Kirche wurden nun auch die ersten Stimmen laut, die eine Verselbständigung des 3. Pfarrbezirks forderten. Am 9.7.1955 teilte Pfarrer Hardt dem Presbyterium im Auftrag des Mitarbeiterkreises des 3. Pfarrbezirks mit, dass ein Gespräch im Landeskirchenamt stattgefunden habe, über die Umwandlung des Be-zirks in eine selbständige Kirchengemeinde. In einem Schreiben an den Präses begründete der Mitarbeiterkreis seinen Wunsch, der angeblich schon seit 30 Jahren dem Gemeindeteil gehegt wurde, mit der Errichtung der ECA-Siedlung, der Kirche und der Pfarrstelle. Außerdem berief er sich auf ein eigenständiges Gepräge des Gemeindebezirks, der vor allem Heimatvertriebe-nen und Flüchtlingen zur Heimat geworden sei. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Bruch entgegnete darauf jedoch, dass die Bestrebun-gen vor allem auf die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Presbyterium und Pfarrer Hardt zurückzuführen seien und die ECA-Siedlung nicht hauptsächlich Flüchtlinge, sondern zu 50% Bergleute, beherberge. Es bestritt darüber hinaus die Aussage, dass seit 30 Jahren die Verselbständigung des Gemeindebezirks gewünscht würde. Es berief sich dabei auf Rektor Pietschmann, der zu diesem Zweck einen Nachtrag zu seiner Geschichte des Gemeindebezirks verfasste. Er war der Meinung, dass bisher "nur der Wunsch der Röllinghäuser zum Ausdruck kommt, eine eigene gottesdienstliche Stätte zu erhalten, [...] die der Gemeindeteil nunmehr in der Philipp-Nicolai-Kirche erhalten hat. Aber an keiner Stelle erscheint der Ausdruck ?Auspfarrung'. In diesen Tagen bewegt nun diese Angelegenheit die ganze Gemeinde. Ich kann, da ich in der Entwicklung des evang. kirchlichen Lebens in Röllinghausen in vorderster Linie gestanden habe, mit aller Bestimmtheit erklären, daß uns ein solcher Gedanke nie ge-kommen ist. Im Gegenteil, wir haben uns in der Gemeinschaft mit der Kirchengemeinde Bruch immer wohlgefühlt [...]". Dementsprechend kam das Presbyterium zu diesem Zeitpunkt zu dem Entschluss, dass "wirk-lich triftige Gründe für die Abtrennung des III. Pfarrbezirks" nicht vorliegen. Röllinghausen blieb also zunächst Pfarrbezirk der Kirchengemeinde Bruch. Eine weitere (5.) Pfarrstelle wurde am 1. April 1962 eingerichtet. Erster Inhaber der 5. Pfarrstelle wurde Man-fred Kock, der spätere Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Ratsvorsitzender der EKD. Erst am 1. Januar 1967 kam es tatsächlich zur Teilung der stark angewachsene Kirchenge-meinde in die Ev. Kirchengemeinde Bruch und die Ev. Philipp-Nicolai-Kirchengemeinde Recklinghausen. Die fünf Pfarrstellen wurden wie folgt auf die beiden Gemeinden verteilt: Die 1., 2. und 4. Pfarrstelle gingen als 1.-3. Pfarrstelle auf die Kirchengemeinde Bruch, die 3. und 5. Pfarrstelle als 1. und 2. auf die Philipp-Nicolai-Kirchengemeinde über. Bereits 1979 stand das erste Mal im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die Grün-dung eines Gemeindeverbandes eine Zusammenlegung der Kirchengemeinden Bruch, Hoch-larmark und Philipp-Nicolai zu einer Gemeinde zur Diskussion. Das Presbyterium lehnte je-doch weitere Verhandlungen über diesen Punkt mit folgender Begründung ab: "Ein solcher Zusammenschluß würde nach unserer Erfahrung in unserer Gemeinde auf Unverständnis stoßen. Man würde darin nur eine Wiederherstellung der Kirchengemeinde Bruch in ihren früheren Grenzen sehen, auch wenn das nicht so gemeint sein sollte." Zum 1.1.2007 wurde die Kirchengemeinde schließlich doch mit den Kirchengemeinde Bruch und Hochlarmark zur "Evangelischen Kirchengemeinde Recklinghausen-Süd" vereinigt. Die 1. und 2. Pfarrstelle wurden zur 6. und 7. Pfarrstelle der neu gebildeten Gemeinde. II. Bearbeitung und Nutzung des Archivs Das Archiv der Ev. Philipp-Nicolai-Kirchengemeinde Recklinghausen wurde im Frühjahr 2008 im Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld verzeichnet. Es umfasst insgesamt 99 Ver-zeichnungseinheiten aus dem Zeitraum von 1953 bis 2004. Leider sind weder in diesem Archiv noch im Archiv der Kirchengemeinde Bruch Unterlagen zur Errichtung der Kirchengemeinde und zum Bau der Philipp-Nicolai-Kirche vorhanden. Bei der Verzeichnung haben die Akten eine fortlaufende Nummer (Signatur) erhalten, die im Findbuch immer ganz links aufgeführt ist. Der Titel der Akte, der den Inhalt beschreibt, wird je nach Bedarf durch Enthält- und Darin-Vermerke erweitert oder näher erläutert. Ganz rechts im Findbuch ist jeweils die Laufzeit der Akte angegeben. Runde Klammern (...) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, eckige Klammern [...] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Karten, Pläne und Fotos die in den Akten vorgefun-den wurden, wurden dort belassen und sind im Darin-Vermerk aufgeführt. Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Uni-on vom 6. Mai 2000 (ArchG) sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach Ende ihrer Laufzeit). Außerdem gilt für alle personenbezogenen Archivalien zusätzliche Sperrfristen gemäß ᄃ 7 ArchG. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt. Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassati-onsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.02.2003. Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.216 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Bielefeld, Mai 2008
- Reference number of holding
-
4.216
- Context
-
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.19. Kirchenkreis Recklinghausen
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
06.03.2025, 6:28 PM CET
Data provider
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand