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liebster tull, gott wie lange brauchen die briefe...

Transkription: 57 liebster tull, gott wie lange brauchen die briefe! es kommt mir jetzt immer vor wie ein fernes echo auf längst geschehenes. warum nur brauchen die briefe zu dir so lang? während sie deinen in einem tag hier sind! nun wird der umzug vollzogen sein, gings gut? hat das stierle seinen kranz gehabt, habt ihr gefotet? wie ists dort? ihr habt also schön wetter, kaum fasslich, denn hier ists grau uns trüb. gestern war die 1. sitzung, es folgen ab montag tägliche. ab 4 uhr. vorstösse der studierenden, programm hannes m. - aufforderung, dass alle sozusagen die karten auf den tisch legen, um ganz neu anzufangen. einige erklären sich von vornherein bereit dazu. andere wollen erst wissen, was gespielt wird (erstere: albers, gunda...) andere: kandinsky, klee). ichschreib dir dies alles jetzt immer vertraulich, also, dass breuer und bayer formell gekündigt haben (breuer geht nach berlin, bayer weiss ich nicht). ich war nah dran desglichen zu tun, aber vorsicht und abwarten ist klüger. ich habe nur die bilanz der bü gezogen und komme zu negativen ergebnissen, so und hier und ist nichts zu wollen, wenn es nicht anders wird. das werde ich klar und deutlich erklären. es sollen nun entwürfe gemacht werden über neuaufbau, so als ob nichts gewesen wäre, ideell, doch so, dass im rahmen der 100000.- etat möglich. hm hat sein programm in der tasche. er verriet mir nur, dass er der bühne einen feinen platz eingeräumt habe im stützpunkt auf die bauabteilung. dennoch bleiben miene hegationen bestehen. es fehlt jegliche auswirkung. ich muss also hören, wie es gedacht ist. - es soll wieder einmal das menschliche, das geistige in den vordergrund, ja es war fast komisch, wie alle darauf wert legten, wol in erkenntnis, dass es mit diesem geist nicht weitergehen kann. grop. sagte nur als erste feststellungen; was geschehen müsse: eine aktionsfähige bauabteilung mit etat und anstellung hm: gunda und schmidtchen in etatstellen. (von mir sagte er nichts, was typisch ist, ich bin auch auf alles gefasst gegen die bü; ich wollte, ich könnte ihm als antwort den bettel hinschmeissen! dies wäre schon grund genug. die betonung des geistigen und alles dahinzielende ist natürlich wasser auf die mühle der bü. da wird sie sofort wieder ein wert. ich lasse also zunächst alles an mich herankommen und sage das meinige. was ich (aus früheren schreiben abzulesen, ich verlese sie auch) machen wollte, und was sich sich heute als unmöglichkeit ergibt. morgen kommen die 2 stud. vertreter zu mir zum thee, zur aussprache. dass bühne nötig sei, scheint doch überzeugung. von frankfurt schrieb nur gantner, dass er einen teil meines aufsatzes im "neuen frankf." abdrucke. er findet ihn gut, interessant, wichtig. nur zu ausführlich, oder so, dass themen angeschnitten, die extra behandelt werden müssten. may sieht er morgen und wird ihn sprechen. ihm und wichert schickte ich auszüge von kritiken über schauspiel und operninscenierung. von scherchen nichts. nur vom sekretariat, dass verschoben. (also nicht aufgehoben). ich zeichne und male. bis 21. muss ein bild in hannover sein! herzgrusskuss euch dir dein Oskar 14.1.28 kommt mutter? - casca? wie gehts? radio? bildchen, wie gefielen sie?

Collection
Archiv Oskar Schlemmer
Inventory number
AOS 2015/1613
Material/Technique
Papier; maschinenschriftlich

Event
Herstellung
(who)
Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
Tut Schlemmer (12.11.1890 - 25.04.1987)
Provenance
Abschrift vorhanden; Ordner 1927-1933

Rights
Staatsgalerie Stuttgart
Last update
28.03.2025, 12:10 PM CET

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