Forschungsbericht

Wald Brandenburg : Wissenschaftsinformierte Bürger-Deliberationen über nachhaltige Waldnutzung

Zusammenfassung: Angesichts zunehmender Klimawandelgefahren wie Dürren und Extremwetter sowie der unvermindert starken Verbissschäden sind die Brandenburger Wälder stark gefährdet in ihrer Multifunktionalität und Nachhaltigkeit (ausbleibende Verjüngung und Diversifizierung der kiefernlastigen Waldstruktur, Krankheiten/Schädlingsbefall, Waldbrände, etc.). Gerade bezüglich des nachhaltigen Managements von Körperschaftswäldern gestaltet sich die Entwicklung von langfristig tragenden und konsensfähigen Nutzungskonzepten oft als äußerst schwierig. Dies ist vorwiegend auf die Komplexität der Herausforderungen sowie teils heftigen Konfliktlinien zwischen diversen Interessensgruppen (Förster- vs. Jägerschaft, Amt/Politik, Naturschutzvereine, Anlieger, Erholungssuchende, Unternehmen, etc.) zurückzuführen. Häufig fühlen sich einige zentrale Akteure zu wenig eingebunden in kommunale Entscheidungsprozesse, was deren Legitimität und Beständigkeit angesichts des langfristigen Zeithorizonts gefährdet. Vor allem aber bleibt den Beteiligten meist unklar, welche eventuell innovativen und kreativen Handlungsoptionen es für die konkreten Kontexte bezüglich einer nachhaltigen Waldnutzung im Klimawandelkontext überhaupt gäbe, und welche Potentiale, Machbarkeit und Nebenwirkungen diese Optionen aus ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Perspektive jeweils haben würden. Die Situation des Stadtwaldes in Biesenthal (1.300 ha) steht beispielhaft für diese vielfältigen Problemlagen der Körperschaftswaldstruktur u.a. in Brandenburg. Gesamtziel des DBU-finanzierten, 18-monatigen Vorhabens (2021-22) „Wald Brandenburg“ war vor diesem Hintergrund (1) die Durchführung (in Biesenthal) und (2) die inter-kommunale Verbreitung eines neuartigen partizipativen Politikberatungsprozesses über Handlungsalternativen zum Stadtwald. Dieser neuartige Prozess vermag im Unterschied zu üblichen Ansätzen sowohl die inhaltlich-wissenschaftliche als auch die politisch-soziale, konfliktreiche Komplexität von Waldmanagement-Konzepten in sachgerechter und legitimer Weise anzugehen. Es handelt sich um einen gemeinsamen Deliberations- und Lernprozess von Wissenschaft, Bürgerschaft, Politik und Stakeholdern, bei dem Handlungsalternativen zur nachhaltigen Waldnutzung im Lichte der unterschiedlichen Wertvorstellungen und Ziele aller Akteure schrittweise ko-produziert, dann im Lichte ihrer konkreten Auswirkungen bewertet und revidiert und schließlich enggeführt werden, um damit die politischen Entscheidungsträger:innen zu beraten. Das dreiphasige Beteiligungsverfahren in Biesenthal wurde im Kern mit 19 Teilnehmenden eines „Bürger:innenrats“ durchgeführt, die in einer zweistufigen Zufallsauswahl zu Beginn des Prozesses repräsentativ für die Bevölkerungsstruktur vor Ort ausgewählt worden waren. Flankiert wurde dieser wissenschaftlich intensiv informierte Bürgerdeliberationsprozess von einem separat-parallelen, jedoch eng verknüpften Beratungsprozess mit einer Gruppe von diversen lokalen Stakeholdern und Personen aus der Amtsverwaltung und Stadtverordnetenversammlung. Streng auf der Grundlage der ko-produzierten Handlungsalternativen wird die Stadtverordnetenversammlung am Ende eine politische Entscheidung für die Waldzukunft treffen, so die wechselseitige Abmachung – dieser Entscheidungsprozess ist derzeit noch im Gange. Das Projektkonsortium trug dieses in Biesenthal demonstrierte und wohldokumentierte Verfahren als ein „Leuchtturmprojekt“ auch in andere Kommunen in Brandenburg und weiteren Bundesländern mit ähnlichen Waldkonflikten. Auch die entwickelten inhaltlichen Ideen für Waldmanagement wurden weitergegeben sowie Hochschul-Lehrmaterialien erschaffen

Standort
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Umfang
1 Online-Ressource (37 Seiten)
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Illustrationen
Literaturverzeichnis: Seite 28

Klassifikation
Natürliche Ressourcen, Energie und Umwelt
Schlagwort
Nachhaltigkeit
Forstnutzung
Wald
Bürgerbeteiligung
Forstwirtschaft
Brandenburg
Deutschland

Ereignis
Veröffentlichung
(wo)
Berlin
(wer)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
(wann)
2022
Urheber
Kowarsch, Martin
Beteiligte Personen und Organisationen

URN
urn:nbn:de:101:1-2024032817175726661461
Rechteinformation
Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
Letzte Aktualisierung
25.03.2025, 13:56 MEZ

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Objekttyp

  • Forschungsbericht

Beteiligte

Entstanden

  • 2022

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