Archivalie
liebster tull, dein sonnt brief hat mich sehr gefreut...
mit rotem Wachsstift "67" und Datum sowie verso Signatur.Mit Bleistift seitlich bez.: "mont (?) früh, nix neues."
Transkription: 5.2.28 liebster tull, dein sonnt brief hat mich sehr gefreut. man merkt, dass du wieder zur ruhe kommst. das mit dem radio kann ich sehr verstehen, auch mir war er manchmal zuwieder und sicher ist richtig, dass er passiv mache, vollends mit kindern. da ist jedes gesungene liedchen x mal besser. dennoch, ich wollte er wäre hier! ob man ihn abmontieren kann? montieren würde mir ihn hier andreas feininger. aber ich weiss nicht die bestimmungen von casca. er wird schimpfen? gestern war gidieon hier und hielt vortrag mit lichtbildern. anschliessend sollte tanz in der kantine sein. aber es war in der stadt und bei den schülern bekannt geworden (verfrüht), dass grop. gehen werde. die waren nun wie vor den kopf gestossen und die kapelle wollte nicht spielen, aus taktgründen. grop. aber sprach dann in der kantine zu den schülern und forderte auf, gerade jetzt zu tanzen. es war dann auch sehr lustig, wenn auch viel spannung. hamey war nicht da, nur seine frau. die sagt: ach gott, nun müssen wir am 1. april in haus 1 ziehen!- also gehts verdammt rasch und die wohnfrage ist gelöst...! kandinska erlaubte sich frechheiten gegenüber der exdirektorin... grop. war sehr munter. gegen 3 uhr setzt sich andi ans klavier und singt seine alten ungarischen lieder, die wasserleitung, es entstand eine schwermütige stimmung, bis kuhr dann anfing zu reden zu grop.: du darfst uns nicht verlasssen! wir haben hier für eine sache gehungert und werden wenn es sein muss auch weiter hungern, das bauhaus ist kein pappenstiel, den einfach ein anderer in die hand nimmt,der meisterrat ist die reaktion, die schüler stehen alle hinter dir, wir haben eine mission zu erfüllen, die im manifest von schlemmer (1923 ausstellung) dargelegt ist. das ist unser programm, das das bauhauses, deines und unseres. hannes meyer als direktor des bauhauses ist eine katastrophe! das ist der untergang!-- grop. erwiderte, dass wenn auch "in vino veritas" kuhr doch irre. es sei heute nicht mehr an eine person gebunden, die verhältnisse hätten sich total geändert, man müsse sich positiv stellen nie negativ. sie sollten zeigen, dass sie etwas aus der sache machen usw.--- darauf wieder kuhr: dann eine lange rede von grop. über das pädagigische, über gemeinschaft, die am besten sei, wenn nicht nach aussen plakatiert, sondern im stillen einvernehmen bestehe usw. es war dann 5 geworden und man war müde. aber es war zweifellos eine denkwürdige sache und (andi hat auch gesprochen, gegen das aus dem bhd eine schule machen, wo nur genommen werde, und nichts gegeben von seiten der studierenden) man machte, ohne zu einem aussöhnenden ergebnis gekommen zu sein, schluss. noch kaffee bei schepers mit schmidtchen und grop. in dderen begleitung eine dame aus frankfurt, zukünftige frau des neuen opernregisseurs, sagte, dass er mit mir eine maschinenoper machen wolle. sievert, der bühnenmaler sei das hindernis, vertrag bis 1930, der ihm rechte sichere, niemand neben sich gesetzt zu bekommen. ich wusste gleich, das der ein haken sein wird und sgate das auch may, der meinte das mache nichts. sie bleibt noch 8 tage und wird mir berichten. die sache gärt sichermächtig unter den schülern. isaksohn sieht sehr schwarz. wenn nun morgen die pressecampagne losgeht, die gegener haben scheints plakate angeschlagen, dann wird vieles ins rollen kommen.- allgemein meint man, dass das alte bauhaus aufgehört habe zu sein. der bühne nächste und sofortige aufgabe ist jedenfalls, bie ende märz, zum abschied eine grosse aufführung zu machen und ich denke, dass man endlich die gelegenehit wahrnehmen soll, die chronik, "9 jahre gropius" zu schaffen. die alten, lou usw. tun alle mit. also dichte, bosk! ich werde übrigens an die leitung eine erklärung geben, schreiben, dass ich bitte, mich, jetzt bei einer neuordnung, endlich gleichzustellen, mit klee und kandinsky (auch albers foderte 7000, als 8 jahre am bauhaus, bald 40, familie usw. übrigens werden die verträge in "fixum" umgewandelt, also keine klasse mehr (dami
- Sammlung
-
Archiv Oskar Schlemmer
- Inventarnummer
-
AOS 2014/1103
- Material/Technik
-
Papier; maschinenschriftlich
- Ereignis
-
Herstellung
- (wer)
- Provenienz
-
Abschrift vorhanden; Ordner 1927-1933
- Rechteinformation
-
Staatsgalerie Stuttgart
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2025, 12:10 MEZ
Datenpartner
Staatsgalerie Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivalie
Beteiligte
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Tut Schlemmer (12.11.1890 - 25.04.1987)