Baudenkmal

Bremerhaven, Mitte-Süd, Deichstraße 15, Fischplatz

Die Villa Seebeck wurde 1907-1908 von dem Bremerhavener Geschäftshaus- und Villenarchitekten Johann Allers für den Werftbesitzer Georg Seebeck (1845-1928) errichtet. Seebeck hatte zu diesem Zeitpunkt alle älteren Schiffbaubetriebe an der Geeste - mit Ausnahme der Tecklenborg- und der Rickmerswerft - durch Ankäufe in seinen Besitz gebracht. Unter diesen befand sich auch das ehem. Wencke-Dock, dessen Maschinenhaus dem Neubau weichen musste. Dem Bauvorhaben gingen Verhandlungen des Werftbesitzers mit der Stadt voraus, von der er forderte, den zwischen der Villa und der Geestebrücke gelegenen Fischplatz zu befestigen. Die Stadtgemeinde Bremerhaven und Seebeck waren sich darin einig, dass der Neubau eines repräsentativen Wohnhauses an diesem viel befahrenen und prominenten Übergang zwischen Geestemünde und Bremerhaven der Verschönerung des Stadtbildes unbedingt förderlich sei; Unstimmigkeiten entstanden nur hinsichtlich der Übernahme der Baukosten für die Neuanlage des Fischplatzes. Da es sich außerdem um ein Grundstück auf dem Geestedeich handelte, musste Seebeck die erforderliche Baugenehmigung bei der Hafenbauinspektion einholen. Im April 1908 erteilte Rudolf Rudloff die Baugenehmigung zum Neubau eines Direktorwohnhauses der Schiffbaugesellschaft G. Seebeck auf dem Grundstück des "auf ihrem Deich belegenen Werftterrains, vorm. Wencke's Dock". Der Architekt Johann Allers entwarf eine dreigeschossige Villa über annähernd quadratischem Grundriss, die ursprünglich von einem Mansardddach überdeckt war. Bauzeitlich durchbrachen außerdem allseitig kleine, mit einem Segmentbogen abgeschlossene Zwerchhäuser die Traufe, wodurch insbesondere das Dach eine malerische Fernwirkung erzielte, wie auf zahlreichen historischen Ansichtskarten nachzuvollziehen ist. Die nach Kriegsschäden nicht wiederhergestellte Dachkonstruktion, aber auch die Gliederung der Wandflächen durch kolossale Pilaster und die Eckeinfassung des Wohnhauses durch eine Rustika folgen Gestaltungsmustern des Neobarock. Eine besondere Note erhält die Dekoration durch Detailformen der Stukkaturen und Friese. So finden sich bspw. Schildkröten und Garnelen im Friesband, das die Erdgeschossfenster auf Höhe des Kämpfers miteinander verbindet. Im Traufgesims winden sich Fische in einem Quadrat zu einem dekorativen Schmuckband. Diese spielerische Fortentwicklung klassischen Ornaments ist typisch für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und vom Jugendstil beeinflusst. Der Verlust des Daches und auch die heute nicht mehr erhaltene Einfriedung des Gartens zur Geeste mit einem Gartenpavillon sind beklagenswert. Sie täuschen jedoch darüber hinweg, dass sich die erhaltene Fassade der Seebeck-Villa in einem vergleichsweise vollständigen Erhaltungszustand befindet, der ausgehend von der vorhandenen Bausubstanz die ursprüngliche Gesamtwirkung ermessen lässt. Weiterhin ist die Seebeck-Villa trotz der erheblichen Veränderungen als ein wichtiges Zeugnis Bremerhavener Schiffbau-Tradition und Unternehmergeschichte anzusehen. "Sie dokumentiert die Verbundenheit eines Unternehmers mit dem Schiffbau und der Geeste, an exponierter Stelle, inmitten der heutigen Innenstadt". (Kube 1994)

Landesamt für Denkmalpflege Bremen

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Name
Villa Seebeck
State
Bremen
Municipality
Bremerhaven, Mitte-Süd
Address
Deichstraße 15, Fischplatz

Event
Herstellung
(when)
1907-1908
Associated
Allers, Johann [Entwurf]

Rights
Landesamt für Denkmalpflege Bremen
Last update
28.01.2022, 2:07 PM CET

Data provider

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Object type

  • Wohnhaus & Villa

Associated

  • Allers, Johann [Entwurf]

Time of origin

  • 1907-1908

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