Bestand

Abtsrechnungen des Klosters Bronnbach (Bestand)

Vorbemerkungen: Die Rechnungen der Bronnbacher Äbte haben sich erst seit den Jahren 1701/02 (Manuale) bzw. 1703/04 (Spezifikationen) erhalten. Die alten Signaturen auf den frühen Bänden erlauben die Vermutung, dass überhaupt erst seit 1701/02 eine getrennte Abtsrechnung geführt wurde. Die Spezifikationen des Abts Joseph Hartmann (1699-1724) sind nämlich mit den arabischen Nummern 3-9 gekennzeichnet (1703/04-1709/10); Nummer 1 wäre demnach der - als Manuale erhaltene - Jahrgang 1701/02. Zugleich tragen die ersten Bände der alten Rechnungsfaszikel für die Amtszeit Abt Hartmanns die römische Nummer I (Manuale 1701/02 und 1710/11), für die seines Nachfolgers Engelbert Schäffner (1724-1752) die römische Nummer II (Manuale 1724/25). Leider haben sich keine weiteren Signaturen gefunden. Die Rechnungen Abt Hartmanns sind nur relativ schwach untergliedert. Einnahmen kamen zu seiner Zeit v.a. aus den Klosterdörfern Dörlesberg und Reicholzheim (Besthaupt, Beisassengeld, Leibsledigung, Handlohn, Einzugsgeld, Nachsteuer, Schatzung, Zehnter, Gülten, Zinse - auch Haus- und Wiesenzinse -, Bannwein und Centbußen). Weiter Einkünfte brachten die Zinsen (Pensionen) von ausgeliehenem Kapital, die klösterliche Ziegelhütte und der Holzverkauf. Aus der Abtei selbst erhielt der Abt erhebliche Beträge von den Offizianten, v.a. vom Burser, die Erbschaft verstorbener Konventsmitglieder und - beim Wechel der Pfarrer - die Überschüsse aus den von der Abtei versehenen Pfarreien Dörlesberg, Hochhausen, Reicholzheim und Uissigheim. Die Ausgaben Abt Hartmanns sind unterteilt in Kosten für Handels- und Handwerksleute, Löhne, Almosen und Trinkgelder, Aufwendungen für die Küche und Verschiedenes. Ihre Blütezeit erlebte die Rechnungsführung unter Abt Engelbert Schäffner. Unter ihm wurden v.a. die Ausgabenrubriken stärker aufgegliedert. Die Händler und Handwerker werden nach einzelnen Berufen aufgeführt (angefangen vom Buchbinder über den Freskomaler bis hin zum Wachszieher), die Ausgaben für die Küche erhalten vielfältige Rubriken, und die Ausgaben ad pias causas erlauben teilweise, im einzelnen festzustellen, wer im Kloster um ein Almosen bat, seien es nun Musikanten oder Studenten, Kleriker auf der Badereise oder verarmte Adlige. Besonders hinzuweisen ist auf die Ausgaben für die Kirche und die Baukosten; die Literatur hat diese Quellen bisher weitgehend übersehen. Gerade zur Baugeschichte der Abtei, ihrer Pfarrkirchen, ihrer Pfarrhöfe und Höfe finden sich hier vielfältige Angaben. Abt Ambrosius Balbus (1752-1783) scheint auf die Rechnungsführung von Anfang an nicht dieselbe Sorgfalt verwandt zu haben wie seine Vorgänger. Von ihm sind nur Manuale überliefert; ab 1771/72 klafft dann eine Lücke bis zum Ende der Amtszeit (erhalten ist lediglich das Manuale 1776/77). Die Klagen des Abts Heinrich Göbhard (1783-1802) über seinen Vorgänger (Abtsrechnung 1783784), dem man "ob grave senium" die Resignation nahegelegt hatte (Mortilogium Bronnbacense 1795 S. 21), lassen erkennen, dass es um das Finanzgebaren und die Rechnungsführung Abt Balbus' nicht zum Besten stand. Abt Göbhard suchte Abhilfe zu schaffen, indem er 1787 "zur Vermeidung vieler Verdrüsslichkeiten und ungründlichen Diffidence meiner Geistlichen" alle Rechnungsangelegenheiten an den Cassarius abrat (Abtsrechnung 1783/84). Die Hauptrechnung des Jahres 1787/88 (StAWt-R R 79a) enthält jedoch überraschend den Vermerk, der Abt habe das Kassariat aufgehoben mit dem Bursariat vereinigt (vorderes Vorsatzblatt). S. 101-105 dieses Bandes folgt dann die Abschrift der Abtsrechnung 1787/88, die allerdings nur die Endsumme der einzelnen Rubriken (unter Verweis auf das nicht überlieferte Manual) enthält. Weit ausführlicher sind die Abschriften der Abtsrechnungen 1788/89-1789/90 in den entsprechenden Bänden der Hauptrechnung. 1790/91 fehlt die Abschrift der Abtsrechnung; an ihre Stelle tritt nochmals die Kassariatsrechnung. Mit den Jahrgängen 1791/92-1793/94 schließen dann die Abschriften von Abtsrechnungen. 1799 errichtete Abt Göbhard eine bis zur Säkularisation 1802 bestehende Allgemeine Cassa, zu welcher er, der Prior und ein weiteres Koventsmitglied Zugang hatten. Die Rechnungsführung dieser Kasse oblag, der Schrift nach zu schließen, dem Bronnbacher Amtmann Jakob Lohr (StAWt-R R 79a 1799/1800). Die Abtsrechnungen liefen anfangs von einer Revision bis zur nächsten (meist Mitte März eines jeden Jahres). 1741/42 erscheint auf dem Titelschild erstmals das bei den anderen Rechnungen der Abtei längst übliche Rechnungsdatum Cathedra Petri (Feb. 22), das für die Zukunft beibehalten wurde. Die Revision erfolgte, wie schon erwähnt, anfangs zusammen mit dem Rechnungsabschluss. Der erste Revisionsvermerk am Schluss einer Rechnung lässt sich für 1728/29 nachweisen. Seit 1735/36 sind die Revisoren genannt. In der Regel waren dies der Prior, der Senior, der Burser und der Granarius. Seit 1743/44 ist keine Revision mehr nachzuweisen. Numerierte Beilagen sind erstmals im Manuale 1708/09 erwähnt. Erst für die Zeit Abt Schäffners haben sich jedoch in den Rechnungen einzelne, meist nicht numerierte Beilagen erhalten. Nur für die letzten Jahrgänge der Abtsrechnung (1783/84-1786/87 und 1789/90) ist ein schmales Faszikel von Rechnungsbelegen auf uns gekommen; die übrigen Belege müssen als verloren gelten. Als Provenienz der Abtsrechnungen ist durchweg die Kanzlei des Abts anzunehmen. Der Bestand StAWt-R R 79b verblieb nach der Säkularisation der Abtei Bronnbach 1802 zunächt im löwenstein-wertheim-rosenbergschen Nebenarchiv Bronnbach, wurde dann aber in das Fürstl. Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'sche Archiv in der Wertheimer Hofhaltung verlagert. Hier wurde er zusammen mit anderen Rechnungsserien im Bestand R 79, Rechnungen der Abtei Bronnbach, zusammengefasst. Im "Repertorium der Rechnungen und Rechnungsurkunden des Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Archivs" (2. Hälfte 19. Jh.) erscheinen die Abtsrechnungen jedoch nur als "Nebenrechnungen" des Bestands R 79. Zusammen mit anderen Nebenrechnungen wurden sie im Mai und Juni 1979 durch den Schüler Stefan Barton vorgeordnet und seit Januar 1981 durch die Angestellte Annemarie Spieler verzeichnet. Die im Oktober 1981 abgeschlossenen Arbeiten wurden vom Unterfertigten beaufsichtigt. Abschließend wurden die Rechnungsbeilagen durch den Archivangestellten Manfred Sziele verpackt. Die Reinschrift des Repertoriums besorgte die Angestellte Lieselotte Goldschmitt. Der Bestand StAWt-R R 79b, Rechnungen der Abtei Bronnbach: Abtsrechnungen, umfasst nunmehr ca. 0,8 lfd. m in 83 Einheiten. Wertheim, November 1982 Dr. Norbert Hofmann

Bronnbachische Äbte des 18. Jahrhunderts: 1699 Sept. - +1724 Dez. 19: P. Josephus Hartmann 1724 Dez. 8 - +1752 Aug. 21: P.Engelbertus Schäffner 1752 [Sept.] - 1783 [Juli]: P. Ambrosius Balbus 1783 Aug. 5 - 1802 Okt. 21: P. Henricus Göbhard

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-R 79b

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Selekte und Sammlungen >> Rechnungen

Bestandslaufzeit
1701/02-1786/87

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
25.03.2024, 13:33 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1701/02-1786/87

Ähnliche Objekte (12)