Bestand

Herrschaft Haigerloch-Wehrstein: Urkunden (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Vorbemerkung
1) Geschichtlicher Überblick
Die Herrschaft Haigerloch, die 1048 als Haglegau erstmals erwähnt wird, bestand 1497 aus der Stadt Haigerloch und den Ortschaften Gruol, [Heiligen-]Zimmern, Weildorf, Bittelbronn, Trillfingen, Hart, Bietenhausen, Höfendorf und Hospach.
Im 11. und 12. Jahrhundert gehörte die Herrschaft den Grafen von Haigerloch, die 1162 mit Graf Wezel ausstarben. Im 13. Jahrhundert erscheinen dann die Grafen von Hohenberg, eine Seitenlinie der Zollern, als Herren von Haigerloch. 1381 verkauften die Grafen von Hohenberg die Herrschaft Haigerloch zusammen mit der Grafschaft Hohenberg an Österreich. Die neuen Herren verpfändeten die Herrschaft Haigerloch zuerst an ihre Vorbesitzer, 1392 an die Herren von Weitingen und 1436 an Heinrich von Stöffeln, über dessen Tochter die Pfandschaft an Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) gelangte. Seine Witwe, Pfalzgräfin Mechthild, die in zweiter Ehe mit Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418-1463) vermählt war, löste die Pfandschaft von ihren beiden Söhnen aus erster Ehe ein. Nach ihrem Tode 1482 fiel die Herrschaft an Herzog Sigmund von Österreich (1427-1496). Über diesen gelangte die Herrschaft 1490 an König Maximilian I.
Das Haus Österreich verpfändete danach die Herrschaft mehrmals, zuletzt an Graf Eitelfriedrich II. von Zollern (1488-1512). Das volle Eigentum an der Herrschaft Haigerloch erlangte Graf Eitelfriedrich II. 1497 im Tausch gegen die Herrschaft Rhäzüns in Graubünden, welche als Erbe der Gemahlin Eitelfriedrichs I. (gest. 1439), Ursula von Rhäzüns, an das Zollernhaus gekommen war. 1516 wurden Imnau und 1542 Stetten bei Haigerloch dazuerworben.
Durch die zollerische Erbteilung von 1576 gelangte Graf Christoph von Zollern (1552-1592) in den Besitz der Herrschaft Haigerloch und der Herrschaft Wehrstein mit den Orten Betra, Empfingen und Fischingen, die Graf Jos Niklaus II. 1552 von den Grafen von Nellenburg erworben hatten. Die Herrschaft Wehrstein befand sich ursprünglich im Besitz der Edelfreien von Wehrstein, die um die Mitte des 14. Jahrhunderts ausgestorben waren. Im 13. Jahrhundert erscheinen dann die Grafen von Hohenberg als Oberlehnsherren der Herrschaft. Zusammen mit der Grafschaft Hohenberg gelangte die Herrschaft Wehrstein 1381 an Österreich. Sie wurde in der Folgezeit an die Herren von Weitingen, 1516 an die Grafen von Zollern und 1529 an die Grafen von Nellenburg verliehen.
Als Territorien der Linie Haigerloch des Zollernhauses wuchsen die beiden Herrschaften in der Folgezeit zu einer Verwaltungseinheit zusammen. Rechtlich hatten sie jedoch eine recht unterschiedliche Stellung. Die Herrschaft Haigerloch war unbestritten Reichslehen, die Herrschaft Wehrstein aber war österreichisches Lehen und unterstand bis 1806 dem vorderösterreichischen Oberamt Rottenburg.
Als Residenz des Grafen Christoph und seiner Söhne Johann Christoph (1592-1620) und Karl III. (1620-1634) erlebte Haigerloch eine Blütezeit. Mit seinen Umbauten verlieh Graf Christoph dem Schloß zu Haigerloch sein heutiges Aussehen. Auch der Bau der Schloßkirche geht auf ihn zurück.
Nach dem Aussterben der Haigerlocher Linie 1634 fiel die Herrschaft Haigerloch-Wehrstein an die Sigmaringer Linie des Zollernhauses. Unter Fürst Josef Friedrich (1715-1769), der Haigerloch zu seiner zweiten Residenz erkoren hatte, erlebte die Stadt ihren Höhepunkt. Unter seinem Nachfolger Fürst Karl Friedrich (1769-1785) wurde die hohenzollernsche Residenz Haigerloch wieder aufgehoben.
Nach Erlangung der Souveränität des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen 1806 wurde das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Haigerloch-Wehrstein ein fürstliches Oberamt mit Sitz in Haigerloch, aus dem jedoch 1838 die ehemaligen wehrsteinischen Orte Betra, Empfingen und Fischingen herausgenommen und dem Fürstl. Ob eramt Glatt zugewiesen wurden. 1854 wurden die 1850 preußisch gewordenen Oberämter Haigerloch und Glatt zum Oberamt Haigerloch zusammengefaßt. 1925 schließlich wurden aus den beiden Oberämtern Hechingen und Haigerloch der Kreis Hechingen gebildet, der seinerseits 1973 größtenteils in dem neugebildeten Zollernalbkreis mit Sitz in Balingen aufging. Die ehemaligen wehrsteinischen Ortschaften sind bei dieser Reform jedoch den Landkreisen Freudenstadt bzw. Rottweil zugewiesen worden.
Die zur der ehemaligen Herrschaft Haigerloch gehörigen Ortschaften Gruol, Bittelbronn, (Bad) Imnau, Trillfingen, Hart, Stetten und Hospach sind heute Teilgemeinden der Stadt Haigerloch. Heiligenzimmern wurde Rosenfeld und Höfendorf Rangendingen eingemeindet.
Inhalt und Bewertung
2) Ordnung und Verzeichnung des Bestands
Die Urkunden des Bestands Ho 177. (Herrschaft Haigerloch-Wehrstein) wurden ab 1970 im wesentlichen von Oberstaatsarchivrat Dr. Natale regestiert und in einem Zettelrepertorium in chronologischer Ordnung erschlossen. Der Bestand setzt sich in erster Linie aus Urkunden zusammen, die vor 1860 ins Archiv gekommen waren, und als Bestand Grafschaft Haigerloch mit Herrschaft Wehrstein des damaligen Königlichen Regierungsarchivs, Abt. Hohenzollern-Sigmaringen verwahrt und im Repertorium X (Grafschaft Haigerloch mit der Herrschaft Wehrstein, 1. Teil) verzeichnet worden waren. Diesem Bestand hat Dr. Natale auch einschlägige Urkunden aus den Beständen Ho 1 (Fürstentum Hohenzollern-Hechingen), Ho 163 (Vereinigte Murische Herrschaft Glatt) und Urkunden, die vom Staatsarchiv Koblenz im Jahre 1908 an das Staatsarchiv Sigmaringen abgegeben worden waren, einverleibt. Einverleibt wurden dem vorliegenden Bestand von Dr. Natale außerdem Diplome von zwei Ablieferungen, die nach 1945 an das Staatsarchiv Sigmaringen gelangt sind und als Neuverzeichnete Akten I und II gelagert worden waren. Dr. Natale hat in das Zettelrepertorium auch noch Regesten von Urkunden aufgenommen, die in den Aktenbeständen Ho 177 (Herrschaft Haigerloch-Wehrstein) und Ho 202 (Fürstliches Oberamt Haigerloch/Preußisches Oberamt Haigerloch) des Staatsarchivs Sigmaringen verwahrt werden. Die Verzeichnung von 5 Urkunden, die Dr. Natale infolge seiner Versetzung nicht mehr regestieren konnte, wurde von dem Unterzeichneten im September 1977 übernommen.
Die Urkunden wurden nach dem Datum ihrer Entstehung geordnet und mit fortlaufenden Ziffern versehen. Urkundenabschriften wurden den entsprechenden Diplomen beigelegt. Regesten inserierter Urkunden sowie von Urkunden, die in den schon erwähnten Aktenbeständen Ho 177 und Ho 202 des Staatsarchivs Sigmaringen verwahrt werden, wurden im Verzeichnis mit der Nummer der unmittelbar zeitlich vorangehenden Urkunde in Klammern versehen. Durch dieses Verfahren wurden im Urkundenbestand springende Nummern vermieden. In Fällen, in denen jedoch mehrere Regesten inserierter Urkunden oder Regesten von Urkunden, die in den Aktenbeständen Ho 177 und Ho 202 verwahrt werden, in dem chronologischen Ordnungsschema nacheinanderfolgten, wurden in dem Urkundenrepertorium den entsprechenden Zahlen in Klammern je noch ein a, b, c usw. beigefügt, z.B. (258), (258a), (258b),(258c).
Das Orts- und Personenregister wurde von der Werkstudentin Richter im August und September 1977 angefertigt. Die kommunale Zugehörigkeit sowie die Kreiszugehörigkeit der darin aufgeführten Orte in Baden-Württemberg entspricht dem Stand der Verwaltungsreform vom 31. Oktober 1975. Das Sachthematische Register, in dem im wesentlichen nur die inhaltlichen Betreffe der einzelnen Regesten aufgenommen wurden, bearbeitete der Unterzeichnete im August 1978. Die Reinschrift des Urkundenrepertoriums besorgte Frau Fritz.
Weitere Urkunden zur Geschichte der Herrschaft Haigerloch-Wehrstein werden in den Beständen Ho 177 Urfehden, Depositum 1 (Stadtarchiv Sigmaringen) und Depositum Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv des Staatsarchivs Sigmaringen und im Stadtarchiv Haigerloch in Haigerloch verwahrt.
Das vorliegende Repertorium enthält insgesamt 337 Urkundenregesten. Der Urkundenbestand, der 271 Diplome (1-270, 121 a) die beiliegenden Abschriften nicht mitgerechnet, umfaßt, wird in 10 Pappkartons verwahrt und mißt ca. 1,30 lfd.m. Bei Zitaten ist folgender Quellennachweis anzugeben: Staatsarchiv Sigmaringen Ho 177 T 1.
Sigmaringen, im August 1978
Dr. Becker
Staatsarchivassessor
Im Herbst 2013 wurde unter der Betreuung von Sabine Hennig das maschinenschriftliche Findbuch inklusive Orts- und Personenregister im Rahmen des von der Deuts chen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts zur Retrokonversion archivischer Findmittel durch einen externen Dienstleister digitalisiert. Franz-Josef Ziwes führte die für die Einstellung in das Internet notwendigen Nacharbeiten durch.

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 177 T 1
Umfang
266 Urkunden, 1 altes Findbuch

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Hohenzollerische Bestände >> Grafschaft Sigmaringen und souveränes Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen >> Weltliche Herrschaften >> Herrschaft Haigerloch-Wehrstein
Verwandte Bestände und Literatur
- Hodler, Franz Xaver: Geschichte des Oberamts Haigerloch, Hechingen 1928
- Stemmler, Eugen: Artikel "Haigerloch", in: Handbuch der Historischen Stätten, Bd. 6, Stuttgart 1965
- Natale, Herbert: Die Grafen von Zollern und die Herrschaft Rhäzüns. Ein Beitrag zur zollerischen und graubündischen Geschichte des 15. Jahrhunderts, ZHG 2 (1966) 46-110
- Blessing, Elmar: Stadt und Herrschaft Haigerloch im Mittelalter (= Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 11), Sigmaringen 1974
- Richter, Gregor: Verfassungsnormen in Stadt und Herrschaft Haigerloch 1410-1724. Ein Beitrag zur Rechtsstaatlichkeit im Alten Reich, ZHG 13 (1977) 129-140

Indexbegriff Ort
Haigerloch-Wehrstein; Herrschaft

Bestandslaufzeit
1335-1805 (1825)

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 08:37 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1335-1805 (1825)

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