Bestand
Augustinerchorherrenstift Triefenstein (Akten und Rechnungen) (Bestand)
1. Geschichte des Stifts: Das Augustiner Chorherrenstift Triefenstein verdankt seine Gründung dem Presbyter Gerung aus Würzburg, der Anfang des 12. Jahrhunderts auf dem Boden der Benediktinerabtei Neustadt am Main bei Lengfurt gleichgesinnte Geistliche um sich versammelte. Die päpstliche Bestätigung erhielt die Kanonie 1123 durch Papst Calixt II. Als vogtfreies Stift unterstand sie direkt dem Hochstift Würzburg. Ausgedehnte Streitigkeiten mit der Grafschaft Wertheim belasteten die ursprünglich reich ausgestattete Kanonie seit dem 16. Jahrhundert, und immer mehr Triefensteiner Bauern liefen zur früh reformierten Grafschaft Wertheim über. Von 49 gefällpflichtigen Ortschaften im Jahr 1421 waren 200 Jahre später nur noch 27 übrig. Die Pfarreien Kreuzwertheim und Michelrieth gingen verloren. Im Bauernkrieg wurde das Stift geplündert. Die Geschicke des Dreißigjährigen Krieges teilte Triefenstein 1632 mit der Plünderung und Schenkung durch Gustav Adolf von Schweden an die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Die Schenkung wurde durch die Niederlage der Schweden bei Nördlingen 1634 wieder aufgehoben, und der Konvent konnte zurückkehren. Von dem aus den Kriegsereignissen resultierenden wirtschaftlichen Niedergang hatte sich das Stift bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert soweit wieder erholt, daß man ab 1687 daran gehen konnte, einen vollständigen Neubau der Kirche und der Stiftungsgebäude zu errichten. 1715 war de barocke Rohbau fertiggestellt. Unter dem letzten Propst Melchior Zösch (1783-1803) erhielt das Kircheninnere seine klassizistische Ausstattung. Mit der Säkularisation 1803 fiel das Stift an die Linie Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, von der die Gebäude später als Schloss benutzt wurden.
2. Bestandsgeschichte: Der Bestand umfasst die in der geistlichen Verwaltung des Augustiner Chorherrenstifts Triefenstein bis zur Säkularisation im Jahre 1803 entstandenen Akten und Rechnungsbände. Sie befanden sich bis 1857 in Verwahrung des Fürstlichen Rentamts, das nach dem Übergang des Stifts an das Haus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg geschaffen worden war, und wurden dann zusammen mit den Urkunden in das Fürstlich Freudenbergische Archiv nach Wertheim überführt. Von dort gelangte der Bestand 1977 in die Hofhaltung. Das älteste erhaltene Repertorium wurde im Jahr 1699 unter Propst Valentin Benkhard (1699-1707) durch den Kammerdiener Johann Franz Kömpell aufgestellt. Der Anlass hierfür war die Einrichtung eines feuersicheren Archivraumes im neuen Propsteibau. Nach der Verbringung des Triefensteiner Archivs nach Wertheim 1857 legte der Fürstliche Domänenrat Warnkönig ein summarisches Verzeichnis über die mit Papieren aus der Kartause Grünau zusammengelegten Akten an und regestierte die Urkunden, die heute einen eigenen Bestand bilden. Bei letzteren hielt er sich an die Einteilung des Repertoriums von 1699. Ein Repertorium über die Akten fertigte der damalige Fürstliche Archivar Dr. Friedrich Wecken in den Jahren 1908/09 an. Darin waren auch die 27 Rechnungen enthalten, die sich zu dieser Zeit im Bestand befanden. Nach Abschluss seiner Arbeiten fanden sich im Mai 1909 weitere 48 Rechnungen und im Januar 1910 nochmals 55 Rechnungsbände. Durch spätere Funde konnte die Rechnungsserie bis auf kleinere Lücken am Anfang de Serie und den Jahrgängen 1707/08 - 1716 sowie 1801, die sich im Staatsarchiv Würzburg unter den Signaturen Rechnungen 32336 und 32337 befinden, vervollständigt werden. Die Jahrgänge 1632 bis 1634 finden sich im Bestand StAWt-G 44/42a. Sie umfasst nun 166 Stücke. Weitere Triefensteiner Urkunden finden sich in der Abt. Gemeinschaftliches Archiv (StAWt-G XXVIII Propstei Triefenstein) und in der Abt. Rosenberger Archiv (StAWt-R US Triefenstein, Stift). Weitere Akten gibt es im Gemeinschaftlichen Archiv (StAWt-G 44 Propstei Triefenstein). Im Bestand der Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Freudenbergischen Domänenkanzlei - Triefensteiner Angelegenheiten (StAWt-F 76-83, Laufzeit 1802-1910) - finden sich als Vorprovenienzen einige in die Akten eingebundene Schriftstücke vom Stift Triefenstein. Akten des Fürstlichen Rentamts Triefenstein bilden den Bestand F 84; vgl. auch Bestand F 208!
3. Bearbeiterbericht: Da das alte Repertorium der Akten den heutigen Anforderungen nur unzureichend genügt, wurde eine Neuverzeichnung des Bestandes vorgenommen. Dabei wurde die alte Ordnung, die in der Verzeichnung von Wecken festgelegt worden war, weitgehend beibehalten. Für die Nummerierung der Rubriken bot sich jedoch die Verwendung eines anderen Systems an, um Verwechslungen mit den alten Signaturen, die sich nach der Weckenschen Gliederung richteten, zu vermeiden. Die Rechnungen wurden an das Ende des Repertoriums zu den Bänden eingeordnet. Eine Kassation war an dem durch Aktenaussonderungen des 19. Jahrhunderts ohnehin dezimierten Bestand nicht vorzunehmen. Die relativ umständlichen Signaturen wurden durch das Numerus-currens-System ersetzt. Eine Konkordanz findet sich im Anhang. Der Bestand wurde 1986/87 durch die Unterzeichnete verzeichnet. Die Fertigstellung des Repertoriums - des ersten EDV-Projekts des Staatsarchivs Wertheim - erfolgte bei der Landesarchivdirektion mittels des MIDOSA-Systems der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Im Jahr 1995 kamen Nachträge dazu. Heute umfasst der Bestand 463 Nummern in 8,8 lfd.m. Martina Heine
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 75
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Altes Archiv >> Säkularisierte Herrschaften
- Verwandte Bestände und Literatur
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Erich Langguth, Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts Triefenstein 1102 in neuem Licht. Bislang unerkannte Traditionsnotizen entdeckt, in: Wertheimer Jahrbuch 2002, 11-38; Martina Heine, Die Säkularisation des Augustinerchorherrenstifts Triefenstein, in: Wertheimer Jahrbuch 1993, 215-235
- Bestandslaufzeit
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(1146) 1343-1803
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1146) 1343-1803