Arbeitspapier | Working paper

Genossenschaften im Dritten Sektor: Situation, Potentiale und Grenzen; im Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaftlichkeit und sozialer Zielsetzung

Die Genossenschaften sind zurück! Wurden sie lange Zeit belächelt und galten als wirtschaftliches Auslaufmodell, erfreut sich die Rechtsform seit einigen Jahren wieder zunehmender Beliebtheit. Abseits der traditionellen Genossenschaftsbranchen, wie Bankwesen, Landwirtschaft und Wohnen, erlebt die Genossenschaft derzeit so etwas wie eine kleine Renaissance. Bei aller Euphorie über diese Nachricht sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die Genossenschaften in ihrer langen Geschichte immer als "Kinder der Not" galten. Sie gründeten sich vor allem dann, wenn Menschen dringend auf Alternativen angewiesen waren, beispielsweise bei der Versorgung mit Wohnraum, Konsumgütern oder Energie. So erscheint es weit weniger erstaunlich, dass sich gegenwärtig viele neue Genossenschaften in den Bereichen Erneuerbare Energien, Gesundheit, Infrastruktur und Soziales gründen. Angesichts knapper öffentlicher Kassen sind es vor allem diese Genossenschaften des "Dritten Sektors", die besondere Potentiale bei der Übernahme und Absicherung bestimmter kommunaler Aufgaben zu bieten scheinen. Auf der Grundlage einer Organisationsbefragung im Dritten Sektor des WZB Berlin werden diese Genossenschaften genauer untersucht. Anhand der Befragungsergebnisse zu Engagement- und Mitgliederstrukturen, Beschäftigung, Finanzierung und Wettbewerb werden die Genossenschaften mit anderen Rechtsformen, wie Vereinen, gGmbHs und Stiftungen verglichen, sowie Unterschiede zwischen neugegründeten und älteren Genossenschaften in den Blick genommen. Die Ergebnisse legen nahe, dass neben der Betonung der vielfältig vorhandenen Potentiale, die die Genossenschaften bei der Erbringung von Versorgungsaufgaben zweifellos bieten, die Grenzen genossenschaftlichen Wirtschaftens nicht aus dem Blick verloren werden sollten. Andernfalls, so meine These, droht die Rechtsform Genossenschaft nicht nur überfrachtet, sondern auch als Rechtfertigung für den Abbau sozialstaatlicher Leistungen instrumentalisiert zu werden. (Autorenreferat)

Extent
Seite(n): 31
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet

Bibliographic citation
Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Wandel politischer Systeme, Projektgruppe Zivilengagement (SP V 2014-301)

Subject
Soziologie, Anthropologie
Organisationssoziologie, Militärsoziologie
Versorgung
Staat
Engagement
Instrumentalisierung
Wettbewerb
Organisationsstruktur
nichtstaatliche Organisation
Sozialleistung
Non-Profit-Organisation
Sozialabbau
Genossenschaft
Finanzierung

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Thürling, Marleen
Event
Veröffentlichung
(who)
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
(where)
Deutschland, Berlin
(when)
2014

Handle
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

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This object is provided by:
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Object type

  • Arbeitspapier

Associated

  • Thürling, Marleen
  • Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Time of origin

  • 2014

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