Bestand

Feldartillerie-Regiment 30 (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Es handelt sich um die Akten des 2. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 30 sowie der Ersatz-Abteilung.
Am 24. Oktober 1872 wurde das Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 14 in eine Korps- und eine Divisionsartillerie geteilt. Am 7. Mai 1874 wurde die Divisionsartillerie in die jetzige Bezeichnung umbenannt. Bei Kriegsausbruch gehörte das Regiment zur 29. Feldartillerie-Brigade (29. Infanterie-Division).
Bei Kriegsbeginn wurden für die Ausbildung des Ersatzes, für die Neuaufstellung von Kriegsformationen sowie die Sicherstellung des Nachschubes 100 Ersatz-Abteilungen gebildet. Die Ersatz-Abteilung für das Regiment entstand bei der Mobilmachung in Rastatt.
Inhaltlich besteht der Bestand vor allem aus der Überlieferung der allgemeinen internen Verwaltung eines Feldartillerie-Regiments, seinen Gefechten und Bewegungen und der Gewährleistung der permanenten Kampfbereitschaft sowie der Ausbildung in der Ersatz-Abeilung. Besonders nennenswert sind die Aktengruppen über die Kriegsstellungen, die Personalangelegenheiten, die Kapitulationsverhandlungen, die Pacht- und sonstigen Verträge, die Freiwilligen-Formationen, die militärischen Operationen, die Gefechtsberichte, die Kriegstagebücher, die militärischen Befehle, die ärztliche Versorgung und die Demobilmachung.

Inhalt des Bestands und Benutzungshinweise: Bestand 456 F 87 enthält die Überlieferung des 2. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 30, der dem Regiment zugeordneten Ersatz-Abteilung sowie der nach dem Ersten Weltkrieg zur Demobilmachung des Verbands eingerichteten Abwicklungsstelle. Die Unterlagen gliedern sich in die zwischen 1893 und 1914 entstandenen Friedensakten, die aus dem Ersten Weltkrieg überlieferten Kriegsakten sowie das zwischen dem Kriegsende und dem Frühjahr 1920 entstandene Schriftgut zur Auflösung des Regiments. Den Großteil des Bestands bildet die umfangreiche Aktenüberlieferung der Regiments- und Abteilungsstäbe aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Neben den Kriegstagebüchern und Unterlagen zum Dienstbetrieb an der Front sind insbesondere Gefechtsakten vorhanden. Unterlagen der einzelnen Batterien sind nur fragmentarisch überliefert, solche der Batterien 1 bis 3 fehlen bis auf einen Band mit Kriegsbesoldungsrapporten (vgl. 456 F 87 Nr. 98) ganz. Inhaltlich bietet der Bestand Informationen zur Rolle der Artillerie im Stellungskrieg, zur Organisation der Truppengattung und dem Zusammenwirken der Artillerie mit Fliegern und Infanterie. Teilweise ergeben sich zudem Einblicke in die strategische Planung einzelner Operationen (vgl. 456 F 87 Nr. 55). Umfängliches Kartenmaterial zur taktischen Situation ergänzt das Schriftgut. Am 24. Oktober 1872 wurde im Zuge der Umorganisation des 1. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 14 eine Divisionsartillerie aufgestellt. Im Zuge der Ausgliederung zu einer eigenen Formation erhielt diese 1874 die Bezeichnung als 2. Badisches Feldartillerie-Regiment Nr. 30. Mit dieser Aufwertung verbunden war die Verlegung von Karlsruhe nach Rastatt, wo das Regiment bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs stationiert war. Bei Kriegsausbruch im August 1914 erfolgte die Mobilmachung des zunächst aus Stab mit zwei Abteilungsstäben und 6 Batterien bestehenden Regiments. Jede Abteilung verfügte zudem über eine Leichte Munitions-Kolonne. Im Feld war das Regiment zumeist der 29. Feldartillerie-Brigade innerhalb der 29. Division unterstellt. In Rastatt blieb die für die Bereitstellung und Ausbildung des Nachschubs verantwortliche Ersatz-Abteilung zurück. Zu ersten Einsätzen kam es im Elsass in der Gegend von Mülhausen. Die einzelnen Abteilungen wurden von Beginn an unabhängig voneinander eingesetzt und leisteten zunächst Artillerieunterstützung für die in die Vogesen und an die Mosel vorrückenden Infanterie-Formationen. Anfang Oktober folgten die Verlegung an den nordfranzösischen Kriegsschauplatz und Einsätze am La-Bassée-Kanal nördlich von Lens, wo das Regiment in den Stellungskrieg überging und sich vor neue taktische Anforderungen gestellt sah. In dieser Kriegsphase waren die Batterien vorrangig mit der Beschießung gegnerischer und der Deckung eigener Stellungen befasst. Darüber hinaus war die Formation durch den Ausbau und die Instandsetzung der Artillerieunterstände beansprucht. Nach heftigen Kämpfen wurde das Regiment im Juni 1915 kurze Zeit getrennt und an zwei verschiedenen Frontabschnitten eingesetzt. Der Stab und die 1. Abteilung wurden an einen ruhigeren Frontabschnitt weiter östlich bei Douai verlegt. Die II. Abteilung folgte nur wenig später, so dass das Regiment Anfang Juli wieder zusammengeführt und an der Marne nordöstlich von Reims eingesetzt wurde. Im November 1915 verlagerte sich der Einsatzort des Regiments etwas weiter nach Osten, die Formation übernahm wiederum stark umkämpfte Stellungen bei Sommepy-Tahure. Die II. Abteilung wurde im Sommer 1916 für einige Wochen weiter nordwestlich in die Gegend nördlich von Péronne verlegt und nahm dort an der Somme-Schlacht teil. Ende Juli kehrte der Teilverband zum Rest des Regiments an den früheren Stationierungsort zurück. Mitte Oktober 1916 wechselte der Regimentsstab mit einigen Teilen der Formation vorübergehend vom Befehl der 29. Division in den Großverband der 28. Feldartillerie-Brigade. Mit dieser Überweisung war die Eingliederung ins IX. Armeekorps sowie die Verlegung dieses Teilverbands und der I. Abteilung in den Raum zwischen Péronne und Saint Quentin verbunden. Später folgte zweitweise die Eingliederung ins III. Armeekorps. Ende Februar 1917 erhielt die Formation eine längere Ruhephase hinter der Front, ehe das Regiment wiederum in die vorderen Linien beordert und in die "Siegfried-Stellung" integriert wurde. Schon wenige Wochen später folgte die Verlegung in die Ardennen nordöstlich von Reims, wo die Formation aufs Neue in schwere Kämpfe verwickelt war. Durch die zunehmend prekäre strategische Situation kam es in den folgenden Monaten wiederholt zu Stellungswechseln, zunächst in Richtung der Maas und anschließend immer weiter nach Osten. Aus der Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 50 wurden im Januar 1917 der Stab sowie eine von drei Batterien der neu gebildeten III. Abteilung des Regiments zusammengestellt. Zusammen mit einer zweiten, durch die Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 14 aufgestellten Batterie, wurde der Verband von Karlsruhe zum übrigen Regimentsverband in die Gegend von Saint Quentin verlegt. Noch während der dort durchgeführten Ausbildung der Abteilung kam es auch rasch zum Einsatz an der Front. Das nunmehr bis Kriegsende aus Stab, drei Abteilungen und neun Batterien bestehende Regiment blieb auch in der Folge regelmäßig stark beansprucht und war während der 1918 fortgesetzten Kämpfe stets dem Großverband der 29. Division zugeordnet. Es kam zu Einsätzen im Raum Cambrai und schließlich in Belgien südlich von Brügge. Von dort wurde der Verband erneut nach Frankreich verlegt und in Meurival westlich von Reims eingesetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen erfolgte von dort aus der Rücktransport nach Baden. Im Zuge der Rückkehr aus dem Feld Anfang Januar 1919 wurde das Feldartillerie-Regiment zunächst in Durlach und Muggensturm stationiert. Bereits am 13. Januar wurde dort die III. Abteilung aufgelöst. Regimentsstab und Abwicklungsstelle waren ab Februar 1919 in Kuppenheim untergebracht. Von dort aus wurde in den folgenden Monaten die vollständige Auflösung des Regiments organisiert.

Bestandsgeschichte: Nach Ende des Ersten Weltkriegs verblieben die Akten der im Bereich des XIV. Armeekorps aufzulösenden Formationen bei den mit ihrer Demobilmachung befassten Abwicklungsstellen. Ab Januar 1920 wurde mit der Einrichtung eines Korpsarchivs begonnen, in dem die Unterlagen der Abwicklungsstellen zusammengeführt wurden. Auf diese Weise gelangte der vorliegende Bestand in das im Herbst 1920 eingerichtete Korpsarchiv nach Heilbronn, welches am 1. April 1921 dem Reichsarchiv in Potsdam als Zweigstelle eingegliedert wurde. Über einen Zwischenschritt im Heeresarchiv Stuttgart gelangten die Unterlagen in den Jahren 1947 bis 1949 zusammen mit der übrigen Überlieferung des XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv Karlsruhe. Eine ausführliche Bestandsgeschichte findet sich in der Einführung zu Bestand 456 F 8. Der Bestand 456 F 87 weist zum größeren Teil Schnellhefter auf, daneben sind Akten mit badischer Oberrandheftung oder preußischer Fadenheftung anzutreffen. Zum überwiegenden Teil dürften die Akten bereits durch den Registraturbildner in die noch vorliegende Form gebracht worden sein, der Rest wurde wohl im Anschluss an die Demobilmachung im Rahmen der Erstbearbeitung durch die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn formiert. Ein Zugriff auf die zur Überlieferung des XIV. Armeekorps gehörenden Archivalien musste zunächst über die in der Reichsarchivzweigstelle Heilbronn/Stuttgart oder dem Heeresarchiv Stuttgart angefertigten Verzeichnisse erfolgen. Als dauerhafte Findmittel waren diese unzureichend, so dass auf Grundlage der sehr summarisch angelegten Verzeichnisse schrittweise die Neuverzeichnung der Unterlagen stattfand. Der vorliegende Bestand wurde im März und April 2013 für die Bereitstellung im Internet überarbeitet. Er umfasst 200 Faszikel mit einem Umfang von 5,1 laufenden Metern. Er ist unter der Signatur 456 F 87 Nr. ... zu bestellen.

Literatur: Busche Hartwig / Kraus, Jürgen: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914-1918, Teil 9, Feldartillerie, 2 Bde., Wien 2007. Cron, Hermann: Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. Dargestellt auf Grund der Kriegsakten, Berlin 1923. Deist, Wilhelm (Bearb.): Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2 Teile, Düsseldorf 1970. Engelhorn, Wilhelm: Geschichte des 2. Badischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 30. Aus Anlass der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Regiments verfasst, Karlsruhe 1897. Engelhorn, Wilhelm: 2. Badisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 30. Regimentsgeschichte und Stammliste 1872-1902, Karlsruhe 1902. Fenske, Hans: Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1984, S. 866-908. Forstmeier, Friedrich u.a. (Hg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983. Harder, Hans-Joachim: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Stuttgart 1987. Matuschka, Edgar Graf von: Organisationsgeschichte des Heeres 1890-1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 3, München 1983, S. 157-282. Müller-Loebnitz, Wilhelm (Bearb.): Die Badener im Weltkrieg 1914/18, Karlsruhe 1935. Seiler, Fritz W.: Das 2. Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 30 im Weltkriege, Oldenburg 1933.

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 87
Umfang
200 Archivalieneinheiten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Feldartillerie, Munitionskolonnen

Bestandslaufzeit
1873-1920

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1873-1920

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