Archivale

Akten zum Kunstkammersturz 1791/92, Unterfasz. 22: Ermittlung der Herkunft von Zuwächsen

Vorgänge zur Ermittlung der Herkunft des beim Sturz des Pretiosenkabinetts 1792 festgestellten Zuwachses:
a) Auszug aus dem Protokoll des Oberhofmarschallamts vom 19. November 1792 (fol. 1): Bezüglich des Zuwachses an Pretiosen, der sich beim Sturz von 1792 ergeben hat, sollen alle "nicht genau zu eruiren gewesene Stücke" in das neue Inventar eingetragen, jedoch vorläufig an ihrem jetzigen Lagerort belassen werden (zum Kontext vgl. b). Die Anfertigung der neuen Inventare und ihre Übergabe an das Oberhofmarschallamt soll beschleunigt werden (NB: Vollzugsvermerk am Rand).
b) Die Mitglieder der Sturzdeputation, Johann Friedrich Kauffmann, Christian Wilhelm Flattich und Johann Friedrich Blum, erstatten am 27. Oktober 1792 dem Herzog Karl Eugen Bericht auf seinen Befehl, die Herkunft der in den Zuwachsverzeichnissen zum Sturz 1791/92 (Nr. 31, 33-36 der Sturzrelation) verzeichneten Stücke genauer zu eruieren, da vieles davon der Herzogin Franziska gehöre. Die Sturzdeputation ist im Hinblick auf diese Fragestellung zu folgenden Ergebnissen gekommen (fol. 2-10):
- In Beilage Nr. 31 (d.h. A 20 a Bü 146) konnten sechs Posten (Geschirr aus Amethyst, Porzellan, Silber, Kleinplastik aus Elfenbein, ein Kästlein aus Schildpatt; ebd. fol. 2r, 7r, 8v) gemäß der "Urkund Lit. N" bzw. "No. 10", die den Sturzakten von 1785 beiliegt, als "Göppinger Allodialpretiosa" identifiziert werden, die bereits 1765 durch den Antiquar Professor Vischer mit anderen Stücken aus der Kunstkammer nach Ludwigsburg transportiert worden waren (im entsprechenden Verzeichnis: Nr. 4, 5, 9, 14, 24, 33) und von dort wieder in die Kunstkammer zurückkamen (fol. 3v-4v).
- Drei weitere in Beilage Nr. 31 verzeichnete Stücke (geschnittene Steine, ein Silberbecher; ebd. fol. 2v, 3r, 8v) sind im Inventar der Stammkleinodien verzeichnet (dort Nr. XXVI, XXX und XXXVII) (fol. 4v).
- Bei den übrigen Stücken in Beilage Nr. 31 ist die Herkunft unklar, doch tragen die meisten davon Nummern, die wahrscheinlich aus dem Inventar der Verlassenschaft der Herzogin Maria Augusta stammen. Mangels Einsichtmöglichkeit in dieses Inventar konnte diese Vermutung jedoch nicht verifiziert werden. Die Sturzdeputation stellt die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung der Entscheidung des Herzogs anheim (fol. 4v-5v).
- In Beilage Nr. 33 (d.h. A 20 a Bü 148) konnten 22 Posten (Geschirr, ein Kästlein, Zierstücke aus Silber, Stein, Edelstein, Elfenbein, Perlmutt, Kokosnuss, Holz; ebd. fol. 1r-5v) als "Allodialpretiosa" identifiziert werden, die bereits 1765 durch den Antiquar, Professor Johann Friedrich Vischer, mit anderen Stücken aus der Kunstkammer nach Ludwigsburg transportiert worden waren (im entsprechenden Verzeichnis: Nr. 3, 6, 8, 10-13, 16, 17, 19-23, 25-32) und von dort wieder in die Kunstkammer zurückkamen (fol. 5v-6v).
- Zwei weitere in Beilage Nr. 33 verzeichnete Stücke (eine Schüssel aus Achat, ein König David; ebd. fol. 1v, 3v) sind im Inventar der Stammkleinodien verzeichnet (dort Nr. VIII, XIII) (fol. 6v-7r).
- Ein weiteres Stück aus diesem Zuwachsverzeichnis (Smaragd, in emailliertes Gold gefasst; fol. 5v) wird zuvor in dem Pretiosenkabinetts-Inventar "vom Schuckart (d.h. hier Johann Gottfried Schuckardt), welches ohne Jahrzahl mit Lit. T. V. bezeichnet ist" erwähnt (d.h. A 20 a Bü 26 Nr. 2, fol. 86v, Nr. 5-6), und zwar mit der Notiz: "ist bey der Inv. Deputation N. 38". Die von diesem Stück abgebrochene Perle erscheint wiederum im Inventar der Stammkleinodien (dort fol. 11r, Nr. XXIII). - Bei weiteren zwölf Stücke aus Beilage Nr. 33 (Geschirr und Kleinplastik, darunter eine antike Vase, u.a. aus Silber) ist die Herkunft unklar, jedoch erscheinen sie bereits in einem Inventar der im Haus des Freiherrn von Leutrum aufgestellten Pretiosen vom 26. Februar 1773. Die darin verzeichneten Stücke stammen teils aus dem Pretiosenkabinett des Herzogs in Ludwigsburg, teils aus der Kunstkammer. Die zwölf fraglichen Stücke erscheinen im gleichen Zusammenhang wie andere Objekte, die im Inventar der Kunstkammer verzeichnet sind und die wahrscheinlich mit den Pretiosen aus dem Besitz der verwitweten Herzogin (Maria Augusta) am 10. und 11. März 1750 nach Ludwigsburg kamen. Die Beschreibung der 1750 abgegebenen Stücke weicht zwar von dem Verzeichnis des Kabinetts im Leutrumschen Haus von 1773 ab, doch sind die in beiden Inventaren verzeichneten Stücken einander so ähnlich, dass die Sturzdeputation davon ausgeht, dass es dieselben sind.
- In Beilage Nr. 34 (d.h. A 20 a Bü 149) wird die Herkunft der in fol. 1-4 verzeichneten Stücke bereits in Randvermerken erläutert; die folgenden 40 geschnittenen Steine (fol. 5-8) dürften mit jenen identisch sein, die im Abgangsverzeichnis Nr. 27 (d.h. A 20 a Bü 145) als Verluste vermerkt sind, sodass Zuwachs und Abgang sich hier gegenseitig aufheben.
- Die Herkunft der in Beilage Nr. 35 und 36 (nicht in Bestand A 20 a überliefert) verzeichneten Stücke wird bereits in den entsprechenden Verzeichnissen vermerkt.
- Abschließend erkundigen sich die Unterzeichneten, ob die verzeichneten Stücke in das neue Inventar eingetragen werden sollen (zur Antwort s. a).
c) Konzept für b) (fol. 11-14).

Digitalisierung: Landesarchiv Baden-Württemberg

Namensnennung 3.0 Deutschland

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Archivaliensignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 20 a Bü 153
Umfang
3 Schr.

Kontext
Kunstkammer (Kunstkabinett) >> 1. Inventare, Zugangs- und Abgabeverzeichnisse >> 1.9 Zeitraum 1792 - 1800
Bestand
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 20 a Kunstkammer (Kunstkabinett)

Indexbegriff Sache
Württembergische Kunstkammer; Antiquitäten, Archäologie
Württembergische Kunstkammer; Behältnisse
Württembergische Kunstkammer; Edles Metall
Württembergische Kunstkammer; Gemmen, Kameen, geschliffene Steine
Württembergische Kunstkammer; Geschirr
Württembergische Kunstkammer; Glas, Glasfluss, Email
Württembergische Kunstkammer; Holz
Württembergische Kunstkammer; Horn, Leder, Federn
Württembergische Kunstkammer; Perlen, Perlmutt, Korallen
Württembergische Kunstkammer; Rest-Organik
Württembergische Kunstkammer; Stein, Edelstein
Württembergische Kunstkammer; Zierstücke, Schaustücke
Indexbegriff Person
Blum, Johann Friedrich
Flattich, Christian Wilhelm; Hof- und Domänenrat, Rentkammerrat und Kastkeller
Kauffmann, Johann Friedrich; Regierungsrat
Schuckardt, Johann Gottfried; Antiquar, -1752
Vischer, Johann Friedrich; Professor
Württemberg, Franziska Therese; Herzogin, Reichsgräfin von Hohenheim, 1748-1811
Württemberg, Karl Eugen; Herzog, 1728-1793
Württemberg, Maria Augusta; Herzogin, geb. Fürstin von Thurn und Taxis, 1706-1756
Indexbegriff Ort
Göppingen GP
Ludwigsburg LB; Schloss

Laufzeit
1792

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 16:52 MEZ

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Objekttyp

  • Archivale

Entstanden

  • 1792

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