Poster

Poster zum persischen Neujahr

Das Poster zeigt zwei Frauen in nomadisch anmutenden Gewändern vor dem Mausoleum des berühmten klassischen persischen Dichters Hafis (um 1315/1325 - um 1390) in Schiras. Im Vordergrund links ist das sogenannte »sofre-ye haft sin« ausgebreitet. Das Gedeck mit sieben Gaben, die sämtlich im Persischen mit dem Buchstaben sin (= S) beginnen, soll die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisieren. Weitere Gaben wie der Spiegel, die Kerze oder das Heilige Buch (erst in islamischer Zeit der Koran) kommen hinzu.

Das im iranischen Sprachraum bis heute gefeierte Neujahrsfest »Nouruz« wird zum Frühlingsbeginn (Tagundnachtgleiche) vor allem im iranischen Kulturraum gefeiert. Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch Mazdaismus oder Parsismus) ist eine Religion, die vermutlich in Baktrien (heutiges Nord-Afghanistan) im östlichen iranischen Hochland entstand und sich etwa im 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. in Persien und im zentralasiatischen Raum ausgebreitete. Ihr Stifter war Zarathustra. Zu diesem Anlass befragt man das Orakel, in dem man den »Diwan« (Gedichtesammlung) des Hafis aufschlägt. Entsprechend liest die auf dem Mäuerchen sitzende Frau aus dem Buch. Die ihr zu Füßen gegenübersitzende andere lauscht ihren Worten und hält eine »setar« (iran. viersaitige Langhalslaute) auf ihrem Schoß. Im Mittelgrund zieren Rosensträucher, im Hintergrund Bäume das Bild. Das ganze Szenario evoziert stark sentimental aufgeladene und mit der kollektiven Identität der Iraner verbundene Konzepte und Stimmungen.

Der Druck erfolgte durch den Verlag Rezāyi und dient der dekorativen Ausstattung von Privaträumen.

Für die Reproduktion von Kunstwerken war die Erfindung der Lithographie im Jahr 1798 bahnbrechend. Das älteste Flachdruckverfahren gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen. Durch dieses Verfahren konnten Kunstwerke vervielfältigt, in Gesamteuropa verbreitet und für jedermann zugänglich gemacht werden.

Hiervon profitierten spätestens zum ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auch Länder vom Nahen und Mittleren Osten bis Südostasien. Über christliche Missionare, aber auch über die im eigenen Land lebende armenische (christliche) Bevölkerung wurden einheimische Künstler mit der westlichen Kunst und ihren Bildfindungen vertrauter.

Im Lauf der weiteren Entwicklung wurden nicht nur europäische Kunstwerke im Land selbst reproduziert. Vielmehr wurden auch eigene Bildmotive zu weltlichen oder religiösen Ereignissen und Legenden - meist unter dem Eindruck europäischer Gemälde - gedruckt. Die einst europäische Sehnsucht nach dem in orientalistischen Bildern exotisch verklärten »Orient« wurde bald in der islamischen Welt zum Chiffre des Eigenen. Entsprechend trugen europäische Gemälde und Fotographien wesentlich zur Bildung einer eigenen orientalischen Identität mit orientalistischen oder folkloristischen Zügen bei.

Mit dem wachsenden Interesse an den antiken Stätten des »Orients« wurden auch die Ausgrabungsergebnisse europäischer Archäologen und damit die vorislamische Zeit identitätsstiftend. Darauf reagierte die Entstehung eines neuen Genres in der Malerei, das sich den historischen oder mythologischen Figuren der eigenen Antike widmet. Heute stehen diese Bilder als Poster einer breiten Bevölkerungsschicht zum Verkauf auf dem Basar oder in Buch- und Bildrahmenhandlungen zur Verfügung.

Literatur: Jakob Möller, Identifikation und Identitätsstiftung mit Einrichtungsgegenständen. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 145 ff.

Fotograf*in: BLM

CC0 1.0 Universal

Location
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Collection
Global Art History
Inventory number
2009/986
Measurements
Höhe: 70.0 cm, Breite: 49.8 cm (Gesamt)
Material/Technique
Karton; Farbdruck

Event
Herstellung
(where)
Iran
(when)
Anfang 21. Jh.
Event
Fund
(where)
Isfahan

Rights
Badisches Landesmuseum
Last update
12.07.2024, 10:56 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Poster

Time of origin

  • Anfang 21. Jh.

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