Bestand
Kurmainz: Kurmainzische Stifter in Hessen (Bestand)
Enthält: 1. Amöneburg, St. Johann
Bapt.:I. Allgemeine Verwaltung: Kapitel (Protokolle des 17. und 18.
Jhdts.), Domherren; II. Pfründe; III. Fiskus; IV. Recht
2. Fritzlar, St. Peter: I. Allgemeine Verwaltung: Kapitel
(Protokolle des 16.-18. Jhdts.), Dekan, Domherren, Propstei,
Offizialat, Altaristen; II. Pfründen: Präsenzgelder, Allodien,
Präbenden; III. Fiskus: Rechnungen (Amtsbuchserien des 15.-19.
Jhdts.), Darlehen und Schulden, Abgaben und Steuern, Güter und
Lehen; IV. Recht: Jurisdiktion, Prozesse gegen Hessen, die Stadt
Fritzlar u.a.
3. Mainz, St. Peter: Unterlagen zu den
Großkrotzenburger Waldungen und der Oberrodenbacher
Mühle
Bestandsgeschichte: Bei der
Erschließung anderer Bestände wurden einzelne Akten gemäß dem
Provenienzprinzip ausgeschieden und in dem Bestand 105 c
zusammengeführt.
1. Amöneburg, St. Johann Bapt.: Die
Unterlagen wurden 2006 aus dem Bestand 22 a 2 Kirchensachen -
Klöster und Stifte herausgezogen und neu verzeichnet.
2.
Fritzlar, St. Peter: Um die Mitte des 18. Jhdts. wurde vom
Scholaster Spreckmann eine Neuordnung der Unterlagen des Stifts
vorgenommen. Das Archiv war damals in Räumen über dem Kreuzgang
untergebracht, die nach der Säkularisation zu Amtsstuben und
Arrestzellen umgebaut wurden. Dabei wurden die Unterlagen auf einem
Haufen zusammengeworfen, so dass die Ordnung der Akten zerstört
wurde und Teile des Archivs verloren gingen. Mitte des 19.
Jahrhunderts ging der geschichtlich interessierte Landrat Weber
daran, die verbliebenen Reste aus Dachböden und Kellergelassen
zusammenzutragen. Was außerhalb der Behördenräume zu finden war,
gelangte über den Besitz Webers ins Staatsarchiv Marburg und wurde
dort bis zur Neuerschließung im Jahre 2006 als Bestand 105 II bzw.
als Rechnungen II Fritzlar geführt. Was dagegen noch in den alten
Amtsstuben vorhanden war, verblieb im Eigentum der Pfarrgemeinde
Fritzlar. Wertvolle Inkunabeln und illuminierte Handschriften,
ursprünglich ebenfalls Teil des Stiftsarchivs, gingen zunächst in
die Bestände der kurfürstlichen Bibliothek, dann in die der
Landesbibliothek Kassel über.
3. Mainz, St. Peter: Die
Unterlagen wurden aus dem Bestand XI Forstinspection Hanau
herausgezogen.
Geschichte des
Bestandsbildners: 1. Amöneburg, St. Johann Bapt.: Das Stift wurde
1360 durch Erzbischof Gerlach von Mainz gegründet, nachdem bereits
im Jahre 1286 eine Pfarrkirche St. Johann bestanden hatte. Als
Festungsstadt war Amöneburg während des Dreißigjährigen Krieges
heftig umkämpft, wurde mehrmals belagert, besetzt und schließlich
weit gehend zerstört. Die längste Besatzung war die durch hessische
Truppen zwischen 1632 und 1635. Nach 1648 begann eine Zeit des
Wiederaufbaus. Der Stiftsbezirk wurde bis zum Ende des Jahrhunderts
als geschlossener Komplex neu gestaltet und umfasste seit 1662 auch
ein Gemeinschaftshaus für die Stiftsgeistlichen. 1748 erhielt das
Stift durch Erzbischof Karl Joseph von Mainz neue Statuten, die die
Pflege des Gottesdienstes, die Mitgliedschaft im Kapitel, die
Leitung von Bibliothek und Archiv, das Siegelrecht, die innere
Wirtschaftsführung und die Verwaltung des Grundbesitzes betrafen.
Mit den Regelungen des Reichsdeputationshauptschlusses fiel das
Stift Kurhessen zu, das es mit den umliegenden Besitzungen in eine
Staatsdomäne umwandelte.
An der Spitze des Stifts stand
ein Dekan, der in der Regel gleichzeitig der Pfarrer der
Stadtgemeinde war. Daneben gab es einen Scholaster, der für die
Ausbildung der Domizellare - der künftigen Stiftsherren - zuständig
war, einen Kantor, die Altaristen und schließlich die Domherren
selbst, die sich in erster Linie aus Amöneburger Bürgersöhnen
rekrutierten. Als Laien gehörten der Kämmerer und der Schulmeister
dem Stift an.
2. Fritzlar, St. Peter: Das Stift geht
zurück auf eine dem Apostel Petrus geweihte Holzkirche, die der hl.
Bonifatius 723/724 als Missionsstützpunkt gegründet hatte. Die
Kirche wurde 732/733 zunächst in ein Kloster, 1005 dann schließlich
in ein Chorherrenstift umgewandelt. Im Laufe des 11. Jhdts. - der
genaue Zeitpunkt ist unbekannt - ging das Sift an das Erzstift
Mainz über, unter dessen Herrschaft es sich zum vornehmsten
geistlichen Institut Nordhessens entwickelt. 1438 unterstellte sich
das Stift der Schutz- und Schirmherrschaft des Landgrafen Ludwig I.
Die Reformation drang aus den hessischen und waldeckschen Gebieten
her in das Petersstifts ein und konnte erst nach 1560 durch die
Jesuiten gestoppt werden. Zwischen 1552 und 1555 und dann noch
einmal von 1631-1648 wurde das Stift von hessischen Truppen
besetzt, musste aber beide Male restituiert werden. 1803 fiel es
durch § 71 des Reichsdeputationshauptschlusses als neugebildetes
Fürstentum mit den Ämtern Amöneburg, Fritzlar, Naumburg und
Neustadt an Kurhessen und ging mit diesem 1807 im Königreich
Westphalen auf. Bistumspläne, die der Hofbischof König Jérômes
1813/1814 hegte, wurden jedoch nicht umgesetzt. 1866 gelangte
Fritzlar als Teil Kurhessens an Preußen.
Der Dekan als
Leiter des Stiftes wurde von den Domherren gewählt. Der Propst,
seit dem 13. Jhdt. meist ein Mainzer Domherr, war zugleich
Archidiakon des Archidiakonats Fritzlar, dem die Diakonate Braach,
Ditmold, Fritzlar, Gensungen, Mardorf, Ottran, Schützeberg und Urf
zugeordnet waren. Außerdem unterstand dem Propst das Offizialat als
geistliches Gericht des Stifts. Die Domherren stammten aus dem
Adel, aus patrizischen Geschlechtern sowie aus dem städtischen
Honoratiorentum und bewohnte die in der Stiftsimmunität gelegenenen
Domherrenkurien. 1453 gehörten dem Stift rund 120 Personen an,
darunter 17 Domherren, neun Domizellare, sechs Pfarrer, 34
Altaristen und zahlreiche Bedienstete.
3. Mainz, St.
Peter: Die Kirche St. Petri extra muros wurde um 944 von Erzbischof
Friedrich von Mainz gegründet. Die Umwandlung in ein Stift erfolgte
vier Jahre später. Es wurde mit 21 Kanonikern besetzt und mit
großzügigem Güterbesitz ausgestattet. So gelangte zwischen 977 und
986 der Ort Großkrotzendorf durch Schenkung an das Stift. 1220
stimmte Erzbischof Siegfried II. der Verlegung des Stifts in die
Stadt zu. Eine dauerhafte Heimstätte sollte das Stift jedoch nicht
finden. Nachdem die Stiftskirche während der Besatzung der Stadt
Mainz im Dreißigjährigen Krieg durch schwedischen Truppen 1631
stark beschädigt worden war, fielen ihre Überreste 1658 dem Bau
neuer Befestigungswerke zum Opfer. Zwischen 1749 und 1756 wurde
durch den Hofarchitekten Johann Valentin Thoma und den Mainzer
Baumeister Johannes Dillmann die neue Stiftskirche St. Peter im
Barockstil errichtet. Am 4. Juli 1802 wurde das Petersstift
aufgehoben.
Findmittel: gedrucktes
Findbuch (in Bearbeitung)
Findmittel:
HADIS-Datenbank
Referent: Dr. Vahl
- Bestandssignatur
-
105 a
- Umfang
-
7,6 MM
- Kontext
-
Hessisches Staatsarchiv Marburg (Archivtektonik) >> Gliederung >> Akten bis 1867 >> Sonstige Territorien >> Kurmainz
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Korrespondierende Archivalien: Urkunden Stift Fritzlar
Korrespondierende Archivalien: Pfarrarchiv Amöneburg
Korrespondierende Archivalien: Bestand 105 c Kurmainizische Landesregierung
Korrespondierende Archivalien: Rechnungen II Amöneburg
Korrespondierende Archivalien: Bestand 86 Hanauer Nachträge
Korrespondierende Archivalien: Stiftsarchivs Amöneburg
Korrespondierende Archivalien: Kopiare K 199-226
Korrespondierende Archivalien: Stiftsarchiv Fritzlar
Korrespondierende Archivalien: Bestand 105 b Kurmainzische Kellereien und Ämter in Hessen
Literatur: Schneider, A., Stadt und Amt Amöneburg. Beiträge zur Geschichte der kurmainzischen Besitzungen im Raume Oberhessen, Amöneburg 1971, insbes. S. 303-316.
Literatur: Demandt, Karl E.: Der Besitz des Fritzlarer Petersstiftes im 13. Jahrhundert (mit einer Karte), in: ZHG 61 (NF 51) 1936, S. 35-118
Literatur: Dersch, D., Hessisches Klosterbuch, 2. Aufl., 1940, S. 33 ff.
Literatur: Niederquell, T., Die Kanoniker des Petersstifts in Fritzlar 1519 bis 1803 (Veröff. der Hist. Kommission für Hessen 41), Marburg 1980, insbes. S. 286 ff.
Literatur: Demandt, K.E., Das Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar (Veröff. der Hist. Kommission für Hessen 49), Marburg 1985.
- Bestandslaufzeit
-
1330-1884
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
10.06.2025, 08:12 MESZ
Datenpartner
Hessisches Staatsarchiv Marburg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1330-1884