Bestand
Kernforschungszentrum Karlsruhe: Projekt Heißdampfreaktor (Bestand)
Überlieferungsgeschichte: Der
vorliegende Bestand enthält die Akten und Berichte des Projektes
"Heißdampfreaktor-Sicherheitsprogramm" (PHDR), die nach Abschluss
des Programms in einem Kellerraum des Mehrzweckforschungsreaktors
Karlsruhe (MZFR) auf dem Gelände des KIT-Campus Nord gelagert
wurden. Im April 2014 erfolgte die Einlieferung in das
Generallandesarchiv Karlsruhe. Das PHDR wurde unter der
Projektträgerschaft der Gesellschaft für Kernforschung Karlsruhe
(GfK) als Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Forschung
und Technologie (BMFT) unter der Bezeichnung
"HDR-Sicherheitsprogramm" im Dezember 1973 gegründet und auf
Anregung der Materialprüfanstalt in Stuttgart (MPA) in das 4.
Atomprogramm (1973-1976) im Rahmen des Forschungsprogramms
"Komponentensicherheit" aufgenommen. Das Projekt hatte das Ziel, am
Heißdampfreaktor in Großwelzheim (HDR) die Sicherheit von
Leichtwasserreaktorkomponenten unter betriebsähnlicher Belastung
und bei Störfällen experimentell zu untersuchen. Das PHDR
garantierte somit die weitere Nutzung der HDR-Anlage, die nach nur
kurzer Betriebszeit (1969-1971) aufgrund gravierender
Brennelementeschäden hatte abgeschaltet werden müssen. An der
Programmausführung waren maßgeblich das Institut für
zerstörungsfreie Prüfverfahren Saarbrücken, die MPA Stuttgart und
das Battelle-Institut Frankfurt beteiligt. Die Möglichkeit, unter
nahezu realen Bedingungen Komponenten, Rechenmodelle und
theoretisches Wissen zu überprüfen, stieß auch im Ausland auf
großes Interesse. Zu bilateralen Vertragsabschlüssen zur
Zusammenarbeit kam es u.a. mit der US Nuclear Regulatory Commission
(USNRC), dem Electric Power Research Institute (EPRI), dem Oak
Ridge National Laboratory und der Firma ANCO Engineers. Weitere
Projektbeteiligte waren das Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI)
in Würenlingen, das finnische VTT Technical Research Center in
Helsinki und das französische Commissariat à l'Énergie Atomique
(CEA) in Paris. An den Gesamtkosten in Höhe von ca. 300 Mio. DM
waren die amerikanischen Vertragspartner und das
Kernforschungszentrum Karlsruhe mit jeweils 50 Mio. DM beteiligt.
Das Programm umfasste einen Zeitraum von ca. 20 Jahren und
gliederte sich in drei Phasen, wobei die praktischen Experimente am
HDR von 1975 bis 1992 durchgeführt wurden. Bestandteile des
Sicherheitsprogramms waren zerstörungsfreie Prüfungen, Versuche am
Reaktordruckbehälter (RDB) und den Rohrleitungen,
Blowdown-Untersuchungen, Erdbeben- und Flugzeugabsturzsimulationen,
Leckratenuntersuchungen und Brandversuche. Ein Programmschwerpunkt
lag auf der systematischen Untersuchung des gesamten Lastspektrums
(Druckprobe, Temperaturschichtung, Transienten), welches in den
atomrechtlichen Genehmigungsverfahren als beherrschbar nachgewiesen
werden musste. Mit der Einstellung des Programms wurden von 1992
bis 1995 in einem ersten Schritt die verwendeten Versuchsanlagen
demontiert und entsorgt. Nach der Demontage der Restgebäude und der
Freimessung des Geländes wurde die HDR-Anlage 1998 aus dem
Geltungsbereich des Atomgesetzes entlassen.
Inhalt und Umfang: Der
Bestand umfasst 856 Verzeichnungseinheiten und enthält im
Wesentlichen die im Projektverlauf verfassten Arbeitsberichte.
Diese wurden in 130 technischen Fach- und Jahresberichten
zusammengefasst, die nahezu im kompletten Umfang übernommen wurden.
Ein Verzeichnis dieser Berichte findet sich unter den
Bestellnummern 661 und 468. Darüber hinaus sind 14 Statusberichte
enthalten. Während der Aufbau der Anlage nicht dokumentiert ist,
bildet der Bestand die Projektorganisation und die Genehmigung der
einzelnen Projektphasen durch das BMFT bis hin zur Stilllegung ab.
Darüber hinaus sind Kooperationen mit der Industrie und dem Ausland
gut dokumentiert. Karlsruhe, im April 2016 Simone Dahringer-Boy
Daniela Zinober
- Bestandssignatur
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Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 KfK-PHDR
- Umfang
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830 Archivalieneinheiten
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Archive von Anstalten, Körperschaften und Stiftungen >> Bildung, Kultur und Forschung >> Kernforschungszentrum Karlsruhe
- Bestandslaufzeit
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1961-1995
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1961-1995