Zwei Weiterentwicklungen revolutionierten das Schreiben und seine Haltbarkeit in Europa endgültig: Das Papier und die Eisengallustinte. Obwohl die Chinesen das Papier bereits 100 v. Chr. erfunden hatten, wurde es erst im 13. Jahrhundert in Europa eingeführt. Und auch die Erfindung der bis dato langlebigsten Tinte – der Eisengallustinte –, die auch die Römer schon kannten, trat ihren Siegeszug erst im Mittelalter an. Dafür ist sie noch heute die einzige Tinte, die als „dokumentenecht“ gilt. Zu den wichtigsten Werken, die mit Eisengallustinte geschrieben wurden, gehören u.a. die Magna Carta, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776, einige Zeichnungen von Leonardo da Vinci, Rembrandt, van Gogh und Partituren von Johann Sebastian Bach.
Die Eisengallustinte hat allerdings auch den einen oder anderen Nachteil: So setzt sie beim Altern Schwefelsäure frei, welche das Papier zersetzt – eine Katastrophe für beispielsweise Bachs Partituren. Ein weiterer Nachteil kam zutage, als die Schreibfedern ab Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr aus Gänsekielen bestanden, sondern aus Stahlfedern. Die Ursprungsrezeptur der Eisengallustinte ließ die Stahlfedern innerhalb kürzester Zeit verrosten.
Die Weiterentwicklung der Tintenrezeptur konnte jedoch auch ein weiteres Problem nicht lösen: Den Klecks. Die Verwendung der Schreibfeder zusammen mit dem Tintenfass resultierte meist, oder sehr wahrscheinlich immer, in unschönen Klecksen auf den verfassten Dokumenten. Abhilfe schuf schließlich der New Yorker Versicherungsvertreter Lewis Edison Waterman, der 1883 den „fountain pen“, den Füllfederhalter, erfand. Die Erfindung war allerdings nicht gemeinnützig motiviert, hatte Waterman doch zuvor einen Kunden wegen eines Tintenkleckses auf einem Vertragsdokument verloren.