Bestand

Museumsgesellschaft Tübingen (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Einleitung
1. Die Museumsgesellschaft Tübingen
Die Tübinger Museumsgesellschaft zählt zu den Lesegesellschaften, die im Zeitalter der Aufklärung in großer Zahl entstanden und sich über das Interesse an gemeinsamer Lektüre hinaus häufig zu Zentren allgemeiner Geselligkeit des Bürgertums entwickelten. Auch in Tübingen existierten im letzten Drittel des 18. Jahrhundert solche Lesezirkel, doch ist Genaueres nicht bekannt und die ältere der beiden Lesegesellschaften, die um die Jahreswende 1821/22 zur heutigen Museumsgesellschaft fusionierten, lässt sich nicht weiter als bis in das Jahr 1813 zurückführen.
Die "Vereinigte Lesegesellschaft" und der "Allgemeine Lesekranz der Studierenden zu Tübingen" waren ihrerseits ebenfalls aus Zusammenschlüssen hervorgegangen: 1818 hatte sich aus dem 1813 gegründeten "Museum" der Professoren und dem "Museum" der Stiftsstudenten, dessen Entstehung nicht datiert werden kann, die "Vereinigte Lesegesellschaft" gebildet. Schon Anfang 1817 war aus dem "Lesekranz der Württemberger", der im Jahr zuvor für Angehörige des Corps Württembergia ins Leben gerufen worden war, der "Allgemeine Lesekranz der Studierenden zu Tübingen" hervorgegangen, der wegen seiner engen Verbindung zur Tübinger Burschenschaft auch "Burschenlesekranz" genannt wurde.
Die Museumsgesellschaft bildete mit ihrem Gesellschaftshaus, dem "Museum", über dessen Bau sich die beiden Lesegesellschaften schon vor dem formellen Zusammenschluss, verständigt hatten, bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus den Mittelpunkt gehobener Geselligkeit in Tübingen. Seither hat sich der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten zwar mehrfach verlagert. Aber anders als die Mehrzahl der zahlreichen "Museums-" und "Casinogesellschaften" besteht die Tübinger Museumsgesellschaft noch heute und stellt immer noch einen wesentlichen Faktor im kulturellen Leben der Stadt dar.
1973 löste sich die Reutlinger Museumsgesellschaft auf und ging mit allen verbleibenden Mitgliedern in der Tübinger Gesellschaft auf. Seither organisierte die Tübinger Museumsgesellschaft auch in Reutlingen kulturelle Veranstaltungen.
2. Bestandsgeschichte
Am 13./15.12.1984 schlossen die Museumsgesellschaft Tübingen e.V. und das Universitätsarchiv Tübingen einen Depositalvertrag über die Hinterlegung des Archivs der Gesellschaft.
Der dem Universitätsarchiv anvertraute Bestand umfasste das gesamte erhaltene Schriftgut der Museumsgesellschaft von ihrer Gründung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Einzelne Unterlagen stammen aus der Zeit bis 1969. Von den Vorläufern der Museumsgesellschaft sind, von den Rechnungen abgesehen, nur noch wenige Schriftstücke vorhanden. Auch die Akten der Museumsgesellschaft haben sich nicht vollständig erhalten. So sind für den gesamten Zeitraum zwischen 1870 und 1914 ebenfalls nur die Rechnungen überliefert. Noch in jüngster Zeit gingen die Protokolle bis auf einen einzigen Band verloren.
Der Ordnungszustand des Schriftguts bei der Übernahme durch das Universitätsarchiv war unterschiedlich. Es ließen sich mehrere zeitlich aufeinanderfolgende Registraturschichten erkennen, deren älteste den Zeitraum bis zum Ersten Weltkrieg umfasst. Diese Akten waren teilweise mit Fach- und Faszikelnummern versehen. Aus den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts hat sich ein einfacher Registraturplan erhalten, nach dem aber nur ein Teil des Schriftguts geordnet war. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde offensichtlich nicht mit einem Akten- oder Registraturplan gearbeitet.
3. Bearbeiterbericht
Im Universitätsarchiv erfolgte eine vollständige Neuordnung des gesamten Bestandes. Auf Einzelschriftstücken, deren Betreff eine neue Zuordnung erforderlich machte, wurde stets die Archivsignatur derjenigen Archivalien\einheit notiert, aus der diese Schriftstücke entstammen. Vollständig aufgelöst werden musste lediglich ein Konvolut mit Vorgängen aus der Frühzeit der Museumsgesellschaft ("Alte Akte Nr. 56"). Entnommen wurden Plakate, Photographien sowie die Pläne und Bauzeichnungen, sofern dies aus konservatorischen Gründen angezeigt war. Das Repertorium enthält in diesen Fällen entsprechende Verweise.
Zurückgestellt wurde zunächst die Erschließung der umfangreichen Sammlung an Bauzeichnungen des 19. und 20. Jahrhunderts, die insgesamt 347 Blatt umfasste. Bauzeichnungen und andere Pläne wurden deshalb zunächst nur aufgeführt, wenn sie innerhalb der Sachakten überliefert und mit diesen verzeichnet werden konnten. Gleiches gilt für Fotographien, die in der Bildsammlung des Universitätsarchivs zugänglich sind, wo sie eine eigene Gruppe (UAT S 19/8-10) bilden.
Neuordnung und Titelaufnahme wurden im Jahr 1988 von Frau Eva-Maria Klein, die Datenerfassung für die EDV und die Bearbeitung mit TUSTEP-Programmen von Herrn Christoph Härtel vorgenommen.
Für die Veröffentlichung als Online-Repertorium wurde das Repertorium mit einer Einleitung und Registern versehen und von Frau Irmela Bauer-Klöden einer abschließenden kritischen Durchsicht unterzogen. 2022 wurde das Findbuch in das Archivinformationssystem ACTApro konvertiert und die bislang unverzeichneten Pläne (ab Signatur UAT 406/800) bearbeitet. Dabei wurden von Helmer Smidt Dubletten kassiert und der Rest der Pläne verzeichnet. Da die Pläne bereits signiert waren, entstanden dadurch Springnummern. Abschließend wurden die Pläne nach den einzelnen (Um-)Bauphasen klassifiziert.
Im März 2022 übergab die Museumsgesellschaft einen weiteren Teilbestand an das Universitätsarchiv. Die darin enthaltenen Unterlagen stammen aus den Jahren 1913 bis 2008, wobei Schwerpunkt der Überlieferung auf den Jahren 1950 bis 2000 lag. Die Museumsgesellschaft legte ihre laufenden Unterlagen nicht nach einem Aktenplan ab, was dazu führte, dass teilweise mehrere Serien parallel nebeneinander geführt wurden - vor allem im Bereich des Vorstands "Museum", "Museum allgemein" - ohne das rückgeschlossen werden konnte, warum die Schreiben in verschiedenen Ordnern abgelegt wurde. Das Ablagesystem wechselte zudem häufig. Die 2022 übernommenen Unterlagen (Stehordner und Mappen) wurden daher in die im Archiv erstellte Ordnung eingefügt, die Klassifikation teilweise erweitert, um die Unterlagen aufnehmen zu können. Übernommene Reihen ("Unterlagen zu Museumsbällen", "Steuerunterlagen") wurden in Serien belassen. Bauzeichnungen und Pläne sind wie im Altbestand sowohl innerhalb der Sachakten als auch gesondert überliefert. Nur die gesondert überlieferten Pläne (in Rollen) wurden einzeln verzeichnet. Die Verzeichnung des Neuzugangs erfolgte in den Jahren 2022-2023 durch die studentische Hilfskraft Elia Schilling unter der Anleitung von Dr. Regina Keyler.
4. Ergänzende Überlieferung im Universitätsarchiv
- Untersuchungsakten des Universitätsjustitiars gegen den Lesekranz der Württemberger (Signatur: UAT 242/37).
- Sachakten des Akademischen Rektoramtes (1822-1955) (Signatur: UAT 117/388, 117C/397, 117E/1792).
- Personalakte Theodor Haering des Akademischen Rektoramtes (Signatur: UAT 126a/172).
- Sachakten der Zentralen Verwaltung (1974-1981) (Signatur: UAT 596/3440).
- Sammlung Veranstaltungsplakate (1983-1986) (Signatur: UAT S 5/14).
5. Literatur
Calgéer, Helmut: Die Konzertreihen der Museumsgesellschaft. Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten. Vortrag vom 12.4.1988. Tübingen 1988.
Herterich, Fritz: Theater in Tübingen 1945 bis heute. [Mit einer Zusammenstellung der Spielpläne im Schauspielhaus 1945/46 bis 1951/52 und der bedeutensten Gastspiele seit 1946.] In: Tübinger Blätter 39. Jg. (1952), S. 25-27.
Groszer, Christoph: 20 Jahre Theater in Tübingen. In: Tübinger Blätter 52. Jg. (1965), S. 72-75.
Schmuker, Alf-Rüdiger / Kolb, Sebastian: Die Museumsgesellschaft Tübingen: Ein Mittelpunkt kultureller Geselligkeit. Tübingen 1992.
Tübingen, den 15.2.2001 / 18.3.2022 / 17.7.2023
Dr. Johannes Michael Wischnath / Dr. Regina Keyler

Bestandssignatur
UAT 406/
Umfang
20,70 lfm

Kontext
Universitätsarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> H Körperschaften, Gesellschaften, Vereine >> Hd Gelehrte Gesellschaften und gesellige Vereinigungen >> Museumsgesellschaft Tübingen (seit 1821)

Bestandslaufzeit
1813-2008

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Letzte Aktualisierung
02.07.2025, 11:32 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1813-2008

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