Bestand

Museumsgesellschaft Wertheim (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Die 1814 gegründete Museumsgesellschaft Wertheim stand in der Tradition der 1798 - 1803 bestehenden Dienstags- und Donnerstagsgesellschaft. Vereinszweck war die "Beförderung geselliger Vergnügungen, Bildung des Geistes und des Geschmacks durch gegenseitige Mitteilung, Lektüre, Musik, usw". Der Verein, der auch eine eigene Bibliothek unterhielt, bestand bis ins Jahr 1936.



Vorbemerkung: Die Museumsgesellschaft Wertheim wurde am 7. November 1814 mit einem Ball offiziell eröffnet. Die ersten Schritte zur Gründung des Vereins waren bereits am 12. Oktober mit einer Versammlung aller Interessierten im Gymnasium, bei der dann auch ein Ausschuß zur Ausarbeitung der Schriftsätze gewählt wurde, und der ersten Generalversammlung am 31. Oktober getan worden. Die Statuten vom 5. November 1814 sahen als Vereinszweck die "Beförderung geselliger Vergnügungen, Bildung des Geistes und des Geschmacks durch gegenseitige Mitteilung, Lektüre, Musik, usw. vor. Die Museumsgesellschaft stand damit in der Tradition der 1798 - 1803 bestehenden Dienstagsgesellschaft, bereits 1799 in Donnerstagsgesellschaft umbenannt, von der auch die Vereinsbibliothek übernommen wurde. Schirmherren waren die Fürsten Georg und Friedrich Karl von Löwestein-Wertheim-Freudenberg. Das Vorstandsgremium setzte sich aus Direktor, Sekretär, Bibliothekar, Lokalinspektor, Rechnungsführer, Musikdirektor und Balldirektor zusammen. Die Direktorialsitzungen wurden jeweils am ersten Sonnabend eines Monats abgehalten. Bei den ursprünglich auf den 18. Oktober jeden Jahres festgelegten General-versammlungen fanden immer auch Neuwahlen in die Vereinsämter statt. Ab 1823 verpflichtete ein Wahlgesetz die Gewählten zur Annahme der Ämter. 1828 mußte ein gewähltes Mitglied bei Nichtannahme des Amtes ohne hinreichenden Grund aus der Museumsgesellschaft austreten. Der Jahresbeitrag betrug 1814 für ordentliche Mitglieder 11 Gulden, für außerordentliche Mitglieder 5 Gulden und 30 Kreuzer. 1820 zählte der Verein 132 Mitglieder. Die Zahl der jährlich stattfindenden Bälle wurde im gleichen Jahr auf vier, nämlich am Stiftungstag, am Neujahrstag und zu Ehren der beiden Schirmherren am Georgs- und am Karlstag, festgelegt. Die Aufsicht über die Bücherei und das Lesezimmer oblag dem Bibliothekar. Seit 1821 entschied ein Buchbeschaffungsausschuß bestehend aus dem Bibliothekar und vier weiteren Mitgliedern, ab 1828 drei sogenannnten Zensoren, über den Ankauf neuer Bücher und die Auswahl der Zeitungen und Journale. Jeder Vereinsange-hörige konnte Buchbeschaffungsvorschläge machen. 1842 fanden sich innerhalb der Museumsgesellschaft mehrere Vereinsmitglieder zur "abonnierten Dienstagsgesellschaft" zusammen, die in Bestenheid Konzerte mit anschließendem Tanz arrangierte.Darüber hinaus wurden Kulissen für Theaterveranstaltungen angeschafft. Doch schon in den 1850er Jahren geriet die Museumgsgesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten, die bis in die 1870er Jahre anhielten. Zur Konsolidierung der Finanzen wurden u.a. die Ausgaben für die Bibliothek eingeschränkt und ein Konzertflügel verkauft. 1872 konnten aufgrund dieser und anderer Sparmaßnahmen die Mitgliedsbeiträge sogar gesenkt werden. Jedoch fanden nur noch selten Konzerte und Tanzveranstaltungen statt. 1909 bestand der Museumsvorstand aus dem Direktor, dem Schriftführer, dem Rechner, dem Vergnügungsleiter, dem Bibliothekar und zwei Beiräten. Die Sitzungen des Verwaltungsrates fanden nun viermal jährlich, am Ende eines jeden Quartals, statt. Die Generalversammlung sollte gemäß den am 30. September 1909 verab-schiedeten Statuten von nun an in der zweiten Septemberhälfte abgehalten werden. 1933 regte der Schriftführer, Kreisleiter Dr. Schmidt, wegen sinkender Mitglieder-zahlen und Desinteresse erstmals die Auflösung der Museumsgesellschaft an. Die Bibliothek sollte an die Wolfschlucht-Konkordia, die Vereinsakten an den Historischen Verein Wertheim übergeben werden. Die am 26.9.1935 einberufene Generalversammlung, 1934 wurde wegen des Todes des Vereinsvorsitzenden Emil Jaeck keine Hauptversammlung abgehalten, konnte sich entgegen dem Vorschlag des Verwaltungsrats nicht zur Auflösung entschließen. Die letzte Versammlung fand am 3. September 1936 statt. Von den vierzig Mitgliedern waren die siebenundzwanzig eingeladen worden, die ihren Jahresbeitrag für 1935/36 bezahlt hatten. Drei Vereinsmitglied er erschienen. Einziger Tages-ordnungspunkt war, was mit der Vereinsbibliothek geschehen sollte. Es wurde beschlossen, sie an die Stadt Wertheim zu übergeben. Ein formeller Auflösungs-beschluß erging auch dieses Mal nicht, doch war in Wirklichkeit die Museumsgesellschaft damit aufgelöst. Wie und wann die Vereinsunterlagen ins Stadtarchiv gelangten, ist nicht bekannt. Da aber nach § 20 Abs. 3 der 1909 erlassenen Satzung das Vereinsvermögen der Stadtgemeinde zufallen sollte, falls sich nicht binnen eines Jahres nach der Auflösung ein Verein mit ähnlicher Zielsetzung bildete, ist anzunehmen, daß sie der Stadtverwaltung entweder noch 1936 zusammen mit der Bibliothek, oder aber in den darauffolgenden Jahren gesondert übergeben wurden. Bei der Bestandsbearbeitung wurde die vorgefundene, archivische Ordnung nach Bänden, Akten und Rechnungen beibehalten. Die zahlreichen losen Schriftstücke in den Protokollbüchern Nr. 4 und Nr. 8 wurden aus konservatorischen Gründen herausgenommen und getrennt erfaßt (StAWt-S V 1 Nr. 35, 36). Die Verzeichnung erfolgte im November 1992 durch Archivinspektorin Ulrike Kühnle. Der Bestand umfaßt 44 Faszikel, Büschel und Bände in 1,0 lfd. m. Wertheim-Bronnbach, im Dezember 1992

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-V 1

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Vereine, Parteien und Körperschaften (V-Bestände) >> Vereine

Bestandslaufzeit
1814-1863

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
25.03.2024, 13:33 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1814-1863

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