Bestand

Frauenverein Wertheim (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Der Frauenverein Wertheim wurde 1824 von Fürst Georg von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg ins Leben gerufen. Vereinsziel war, Not zu lindern und der Verarmung der "niederen und Mittelklasse" entgegenzuwirken. So widmete sich der Verein vor allem der Armenunterstützung, der Kinder- und Krankenpflege sowie der Förderung der Bildung und Erwerbsfähigkeit von Mädchen. Der Verein bestand bis 1938.



Vorbemerkung: Der Frauenverein Wertheim wurde am 9. Dezember 1824 auf Anregung des Fürsten Georg von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg ins Leben gerufen. Vereinszweck sollte sein, zum einen die durch das Hochwasser 1824 entstandene Not lindern zu helfen, zum anderen der allgemein zunehmenden Verarmung der "niederen und Mittelklasse" entgegenzuwirken. Die Vereinsstatuten wurden von Fürst Georg, der auch das Protektorat über den Verein übernahm, selbst ausgearbeitet. Zur ersten Präsidentin wurde seine Tochter, Prinzessin Malwine, gewählt. Vizepräsidentin wurde Frau von Berg. Finanziert wurde der Verein aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. So spendete der Fürst wiederholt die Erträge aus den Eintrittsgeldern des Hoftheaters zur Unterstützung der Arbeit des Frauenvereins. 1825 gründete der Frauenverein eine Mädchenindustrieschule, die am 11. Mai eröffnet wurde. Die Höchstzahl der Schülerinnen wurde auf 80 festgesetzt. Erste Lehrerin der Mädchenindustrieschule wurde die Näherin Johanna Kress. Von 1828 an wurde auch eine Knabenindustrieschule betrieben, die aber 1835 wegen zu geringer Teilnehmerzahlen aufgelöst wurde. 1836 wurde, ebenfalls auf Initiative des Fürsten Georg von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, eine Kleinkinderschule errichtet. Aufgenommen wurden zunächst nur "Kinder unbemittelter Eltern, die sich durch ihre Berufsgeschäfte außer Stande befinden, ihren zurückgelassenen Kindern eine sorgfältige Aufsicht zu verschaffen." 1873 trat der Verein dem Badischen Frauenverein Karlsruhe bei. Die Aufgabengebiete des Frauenvereins erweitern sich kontinuierlich, so werden seit 1892 Kochkurse abgehalten. Seit 1901 auch Krankenpflegekurse. 1906 wies das Aufgabenspektrum des Frauenvereins folgende Sparten auf: 1. Weibliche Arbeiten Förderung der Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts z.B. Beaufsichtigung der städtischen Handarbeitsschule, Flickkurse für schulentlassene Mädchen, Koch- und Bügelkurse. 2. Kinderpflege, Fürsorge für Gesundheit und Erziehung von Kindern, z. B. durch Anlegung eines Kinderspielplatzes, Gelegenheit zu Reinigungs- und Kurbädern. 3. Krankenpflege Tuberkulosebekämpfung, Samariterkurse 4. Wohltätigkeit Armenunterstützung, Hilfe bei Notständen, Verköstigung armer Kranker 5. Bekämpfung der Kindersterblichkeit Wochen- und Hauspflege für arme Frauen 1909 wurde das Volksbad erbaut, durch das auch ärmeren Bevölkerungsschichten Heil- und Kurbäder ermöglicht wurden. Im Jahre 1933 mußten neue Satzungen erlassen werden. Diese sahen vor, daß der Frauenverein Wertheim ein Zweigverein des Badischen Landesvereins und dieser wiederum eine Gliederung des Deutschen Roten Kreuzes sei. In den Jahren ab 1933 wurden auch zunehmend Aufgabengebiete des Frauenvereins Wertheim von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und der Deutschen Arbeitsfront übernommen, so z.B. die Wöchnerinnenfürsorge und die Ehrung langjähriger Hausangestellter. Das Ende des Frauenvereins Wertheim kam am 1.1.1938 durch das Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz vom 9.12.1937. Der Paragraph 7 dieses Gesetzes bestimmte, daß alle dem Roten Kreuz angeschlossenen Männer- und Frauenvereine aufzulösen seien. Das Vereinsvermögen ging zu einem Großteil auf das Deutsche Rote Kreuz über. Wie der Großteil der Überlieferung des Frauenvereins Wertheim in das Stadtarchiv gelangte, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde das Schriftgut mit den jüngeren Protokoll- und den Rechnungsbänden in der Zeit nach 1938 dem Stadtarchiv übergeben, weil die Statuten die Stadt Wertheim zur Rechtsnachfolgerin bestimmten. Nicht mitübergeben wurden offensichtlich die älteren Protokollbände Nr. 1, 3 und 4. Denn Diese Archivalien wurden vom jetzigen Besitzer des Volksbades auf dem Dachboden gefunden und dem Stadtarchiv verkauft. Verschollen geblieben ist bis jetzt der Protokollband Nr. 2. Bemerkenswert ist auch die Odyssee, die die Chronik des Frauenvereins Wertheim hinter sich hat. Ursprünglich gehörte sie wohl zu den Unt erlagen, die nach der Auflösung des Frauenvereins dem Stadtarchiv übergeben worden sind. In den 1960er Jahren wurde sie laut eines Vermerks des damaligen Stadtarchivars Otto Langguth an die letzte Vorsitzende des Frauenvereins, Anna Glaser, ausgeliehen, die darin Nachtragungen machen wollte. Frau Glaser gab die Chronik dem Stadtarchiv nicht zurück. Auf ungeklärten Wegen gelangte das Archivale im Verlauf der nächsten Jahre und Jahrzehnte in den Keller eines Münchner Wohnhauses, wo es 1997 bei Aufräumungsarbeiten gefunden wurde. Durch Vermittlung des Frauentreffs Wertheim e.V., dem dieses Archivale geschenkweise überlassen wurde, kehrte die Chronik im Dezember 1997 ins Stadarchiv zurück. Die Archivalien wurden im Rahmen einer AB-Maßnahme im Oktober 1997 von Herrn Karl-Heinz Niklas unter Anleitung von Archivoberinspektorin Ulrike Kühnle geordnet und verzeichnet. Die Erstellung der Titelaufnahmen und die Findbuchherstellung erfolgten mit Hilfe des Programms Midosa I. Im Gesamtindex wird auf die Ordnungsnummern verwiesen. Der Bestand umfaßt nun 56 Einheiten in 1,2 lfd. m. Wertheim-Bronnbach, im Dezember 1997

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-V 2

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Vereine, Parteien und Körperschaften (V-Bestände) >> Vereine

Date of creation of holding
1824-1938

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Last update
25.03.2024, 1:33 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1824-1938

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