Bestand

Domänenamt St. Blasien (Bestand)

Inhalt und Bewertung

General- und Ortsakten

Behördengeschichte: Mit der Resolution des Großherzogs Karl Friedrich von Baden vom 10. Oktober 1806 wurde das Kloster St. Blasien aufgehoben, die mönchische Gemeinschaft für aufgelöst erklärt und den Mitgliedern eine angemessene Pension zugesichert. Zugleich begann der mit der Inbesitznahme beauftragte badische Geheimrat Baron von Ittner alle, auch die persönlichen Gegenstände der Konventualen, aufzunehmen und zu inventarisieren. Er wurde abgelöst von einer Vollzugskommission unter Rittmeister Faller, die sogleich mit der Versteigerung der Klostereinrichtungen und des sonstigen Klosterbesitzes in St. Blasien begann. So waren die Mönche gezwungen, ihre angestammte Heimat zu verlassen. Sie wanderten zunächst nach Spital am Pyhrn, später nach St. Paul im Lavanttal in Kärnten aus, wo ihnen Kaiser Franz I. das 1782 aufgelöste Benediktinerstift zur Verfügung stellte. Nach dem Abzug der letzten Mönche am 27. September 1807 wurde sogleich mit dem Aufbau einer neuen Verwaltung begonnen. Bezirksamt, Oberforstamt, Obereinnehmerei mit Gefällverwaltung und Amtsgericht mit Notariat wurden neu eingerichtet. Entsprechend der Verordnung vom 19. Oktober 1807, mit der die Organisation der Gefällverwaltungen der Provinz des Oberrheins festgesetzt worden war, wurde für die in kameralischer Hinsicht zu vereinigende Ämter St. Blasien und Schönau der Obervogt Vogel eingesetzt. Der Zuständigkeitsbereich der Gefällverwaltung erstreckte sich also über die Verwaltungsräume der Bezirksämter St. Blasien und Schönau; am Amtssitz des jeweiligen Bezirksamtes bildeten sich eigenständige Abteilungen der Obereinnehmerei St. Blasien, deren Hauptaufgabe der Einzug der Gefälle und Zehnten und die gewinnbringende Verwaltung der durch die Säkularisierung neu hinzugekommenen Domänen des früheren Klosters St. Blasien waren. Am 23. April 1812 wurde nach einem Erlaß des Ministeriums der Finanzen - Domänen Departement, die Gefällverwaltung St. Blasien in eine Domänenverwaltung umgewandelt und nach einem Erlass der Forstsektion vom 25. April 1812 mit ihr die Forstgefällverrechnung St. Blasien verbunden. An die Spitze des neugeschaffenen Amtes wurde Domanialverweser Herrmann gestellt. In dieser Form bestand die Domänenverwaltung St. Blasien bis zum 18. April 1895, als die Behördenbezeichnungen bei den Bezirksfinanzverwaltungen abgeändert wurden. Von nun an hatten die bisherigen Obereinnehmereien und ebenso die mit Domänenverwaltungen verbundenen Obereinnehmereien die Bezeichnung Finanzamt zu führen, was für St. Blasien zutraf. Jahr 1920 beschloss das Staatsministerium, dass mit Wirkung vom 1. April 1920 der Domänendienst von dem Finanzamt St.Blasien abgetrennt und der Domänenkassen- und Rechnungsdienst dem Domänenamt Tiengen zugewiesen werden sollte. Die örtliche Verwaltung des vom Finanzamt St. Blasien bewirtschafteten landwirtschaftlichen Besitzes wurde durch das Finanzministerium geregelt. Damit war das Domänenamt St. Blasien aufgelöst und dessen Kompetenz an das Domänenamt Tiengen übergegangen.

Bestandsgeschichte: Die Überlieferung des Domänenamtes St. Blasien beginnt 1807 mit der Errichtung einer Gefällverwaltung im Amtsbezirk St. Blasien. Durch die laufenden Geschäfte, die mitverwaltete Forstverrechnung und die verschiedenen Nebenkassen war in den ersten Jahren der Aktenanfall so groß geworden, dass die Registratur in Unordnung geraten war. Laut einem Bericht der Gefällverwaltung St. Blasien an das Direktorium des Wiesenkreises vom 4. April 1810 über die Einrichtung einer Registratur scheint sich die Situation so zugespitzt zu haben, "dass sich der Musterlehrer Herbster schon seit dem 23. Oktober 1809 täglich etliche Stunden in diesem Chaos windet" (GLA 391/33444). Lehrer Herbster wurde im November 1809 mit der Verzeichnung und Errichtung der Registratur beauftragt und legte bis zum Januar 1911 sieben Repertorien vor. Eine Rekonstruktion der Aktenordnung ergab eine Einteilung nach Generalia und Spezialia und innerhalb eine alphabetische Reihung nach Orten und nach Schlagworten, ähnlich den Brauer'schen Rubriken 1831 erfolgte eine erste Archivalienablieferung an das Generallandesarchiv nach Karlsruhe. Die Urkunden wurden dort in Abteilung 22 (Oberried), Beraine in Abt. 66 (Beraine) und die Pläne zu den Gemarkungsplänen unter dem jeweiligen Ort eingereiht. Der Verbleib der Akten konnte nicht ermittelt werden. Die Akten der zweiten Ablieferung von 1871 wurden größtenteils dem Bestand 175 (St. Blasien - Amt und Stadt) einverleibt; Fragmente aus der Klosterverwaltung kamen später in Bestand 417 (Finanzämter). Den eigentlichen Grundstock für den Bestand 412 Domänenamt St. Blasien bildet die Aktenablieferung von 1889, ergänzt durch eine kleinere Ablieferung des Finanzamtes St. Blasien von 1909. Der zunächst nur durch ein Einlieferungsverzeichnis erschlossene Bestand wurde 1933 verzeichnet und nach Ortsalphabet und dem Brauer'schen Rubrikensystem neu klassifiziert. Dabei wurden die unter Generalia formierten Akten unter dem Stichwort St. Blasien abgelegt. Interne Verwaltungsakten des Domänenamts St. Blasien fehlen ganz. Diese scheinen bei den Aktenabgaben des 19. Jahrhunderts kassiert worden zu sein. Listen über kassierte Akten liegen nicht vor. Nach der Auflösung des Domänenamts St. Blasien 1920 wurden die Akten in der Registratur an das Domänenamt Tiengen abgegeben, gelangten mit den Aktenablieferungen von 1921 und 1925 an das Generallandesarchiv und wurden dem Bestand 413 Tiengen einverleibt. Bei der Verzeichnung von 1986 wurden diese Akten in den Bestand 412 Domänenamt St. Blasien zurückgeführt.

Bearbeitung: Die Verzeichnung von 1933 hatte sich auf die Abschrift der vorhandenen Aktentitel beschränkt. Bei der vorliegenden analytischen Erschließung wurde der Bestand durch die noch unverzeichneten sanktblasianischen Akten aus den Aktenablieferungen des Domänenamts Tiengen von 1921 und 1925 ergänzt. Gemäß der Behördenstruktur wurden die Akten der beiden Amtsbezirke St. Blasien und Schönau getrennt. [...] Die Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten erfolgten unter Anleitung von Herrn Dr. Krimm zunächst im Rahmen der Ausbildung zum gehobenen Archivdienst in der Zeit vom 1. Mai bis 30. Juni 1986 und wurden bis April 1987 fortgeführt. [...] Karlsruhe im Juli 1987 Walter Liehner Das Staatsarchiv Freiburg bekam vorliegenden Bestand im Rahmen des Beständeausgleichs mit dem Generallandesarchiv Karlsruhe im Jahr 1991. Er erhielt im StAF die Signatur B 1125/1. Das analoge Findmittel wurde im Rahmen eines DFG-Projekts zur Konversion analoger Findmittel 2014 von Sophia Böcherer in Scope Archiv übertragen. Im Zuge der Arbeiten wurde der Bestand B 1125/2 in den Bestand B 1125/1 integriert. Der vorliegende Bestand umfasst nunmehr 315 Faszikel und misst 5,6 lfd.m. Dr. Christof Strauß

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, B 1125/1
Extent
Nr. 1-315

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Baden 1806-1945: Untere Behörden, untere Sonderbehörden >> Geschäftsbereich Ministerium der Finanzen >> Domänenverwaltung

Indexbegriff subject
Domänenamt St. Blasien
Zehntsachen; Domänenamt St. Blasien
Indexentry place
St. Blasien WT; Domänenamt

Date of creation of holding
(1794-) 1807-1920 (-1925)

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Rights
Last update
24.04.2024, 2:36 PM CEST

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • (1794-) 1807-1920 (-1925)

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