Bestand

Stiftung Hochmann (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Übernommen: 1903, 1967.
1. Geschichte der Stiftung Hochmann
Die Hochmannsche Stiftung zu Tübingen war eine der über hundert Familien- und Stipendienstiftungen, die bis in die Gegenwart an der Universität bestanden haben.
Errichtet wurde die Stiftung aufgrund testamentarischer Verfügung von Johann Hochmann (1527/28 - 1603), ordentlicher Professor und Hofgerichts-Assessor in Tübingen, und seiner Frau Marie geb. Ruckher († 1610), beide aus Biberach. Den Grundstock bildeten Hochmanns Wohnhaus, das als Wohnung für die Stipendiaten vorgesehen war, seine Bibliothek und ein Geldvermögen, aus dessen Zinsen die Stiftung unterhalten werden sollte. Genußberechtigt waren Verwandte beider Linien Hochmann und Ruckher und Tübinger und Biberacher Bürgersöhne.
Nach den ursprünglichen Statuten, die bereits im Testament des Stifters niedergelegt waren, sollte die Aufsicht über die Stipendiaten einem älteren Studenten, dem Magister Domus, übertragen werden, dieser Versuch scheiterte jedoch schon nach nur elf Jahren. Einer der vier Superattendenten, die aus den vier Fakultäten
der Universität, durch Rektor, Kanzler und Senat gewählt wurden, übernahm das Amt eines Inspektors/Administrators, mit dem damit auch Aufsicht und Wohnung im Stiftungsgebäude verbunden waren.
Während des 30-jährigen Krieges geriet die Stiftung wie andere Stipendien infolge steigender Preise und fehlender Einnahmen in eine Krise. Das Stiftungsgebäude muste zunächst zeitweise und ab 1635 ganz geschlossen werden, und den Stipendiaten konnte nur noch ein geringes Kostgeld ausbezahlt werden. Seit 1658 erhielten sie Verpflegung und Logis im Gebäude des Martinianum, des von Martin Plantsch († 1514) gestifteten Stipendiums. Erst 1670 wurden die Hochmannschen Stipendiaten wieder im eigenen Gebäude untergebracht und zwar zusammen mit den Stipendiaten der Klockschen Stiftung (begründet 1593 von Gottschalk Klock, Bürgermeister von Biberach). Diese Stiftung und die Hochmannsche Stiftung wurden bis 1870 gemeinsam verwaltet.
Dem "Hochmannium" war auch das Hochstettersche Legat (siehe Stiftung Hochstetter) angegliedert. Johann Andreas Hochstetter, Prälat in Bebenhausen, gest. 1720, hatte in seinem Testament 500 Gulden zugunsten seiner Nachkommen bei der Hochmannschen Stiftung angelegt. Da die Zinserträge jedoch sehr gering waren, musste bald von Kost und Logis abgesehen und das Stipendium in eine Geldzuwendung umgewandelt werden.
1783 brannte das alte Stiftungsgebäude bei einem Großfeuer, der wohl von der Küche des Hochmanniums ausging, vollständig ab, wobei auch das alte Archiv verloren ging. Vom Erlös des Brandplatzes wurde ein Baufonds eingerichtet, aus dessen Mitteln erst 1837 neben dem Bebenhäuser Pfleghof in neues Gebäude erworben werden konnte.
1908/09 wurde das Stiftungsgebäude jedoch aufgegeben und die Stiftung in eine reine Geldstiftung umgewandelt. Dies wirkte sich auch auf die Aktenführung aus, die sehr viel unregelmäßiger und lückenhafter wurde, wohl auch deshalb, weil das Amt des Administrators, der bislang im Stiftungsgebäude gewohnt hatte, aufgegeben wurde.
Nach der Geldentwertung durch die Inflation 1923 konnten bis 1931 keine Stipendien mehr vergeben werden, auch in den Folgejahren bis 1945 fielen diese sehr gering aus. Zusammen mit den meisten Stiftungen wurde die Hochmannsche Stiftung 1963 in den Fonds der Tübinger Stipendienstiftung überführt, nachdem sie in der Währungsreform das ihr bis dahin noch verbliebene Vermögen bis auf einen unbedeutenden Rest eingebüßt hatte.
2. Bestandsgeschichte
In den Besitz der Universität gelangten die Unterlagen der Stiftungen Privater dadurch, dass die Verwalter der Stiftungen seit dem 19. Jahrhundert meist zugleich Universitätsbedienstete waren.
Schon in der Stiftungsregistratur wurden die Akten in einer bestimmten Ordnung aufbewahrt: am Anfang standen die Akten betr. Geschichte und Statuten der Stiftung. Es folgten die Unterlagen betr. Administration, Verwaltung und Superattendenz, dann die betr. Vermögen: Stiftungsgebäude und Inventare. Es folgten die Gesuche um Aufnahme in das Stipendium. Später, seit den 1830er Jahren war die Ordnung weniger systematisch. Neue Faszikel wurden jetzt nach Bedarf angelegt und mit Nummern versehen.
Zu einem nicht mehr genau feststellbaren Zeitpunkt gelangten die Akten der Stiftung in das bei der Universitätsbibliothek geführte Universitätsarchiv. Dort wurden Ende der 1950er Jahre die Stiftungsakten von Dr. Eugen Neuscheler neu verzeichnet, wobei die Hochmannschen Unterlagen die Signatur 101 erhielten. 1967 wurde der Bestand jedoch mit weiteren Ablieferungen des Akademischen Rektoramtes und Unterlagen, die aus dem Staatsarchiv ((oSigmaringen)) an die Universität zurückgegeben worden waren, unter der Signatur 128/23 in den neugebildeten Sammelbestand 128 eingegliedert.
Bei der nun erfolgten Neuverzeichnung wurde die seit 1967 gültige Signatur, die sich als zu schwerfällig erwiesen hatte, wieder durch die frühere Signatur 101 ersetzt.
3. Bearbeiterbericht
Ziel der zu Anfang des Jahres 1996 begonnen Ordnungsarbeiten am Bestand UAT 128/23 war die Neuverzeichnung der Rechnungen sowie die Überprüfung und Ergänzung der alten Titelaufnahmen. Damit verbunden war eine Kontrolle der Vollständigkeit. Auch wurde eine Neuordnung vorgenommen, die sich am Repertorium zu den Akten der Grempschen Stiftung orientierte, für die Anforderungen der Hochmannschen Stiftung jedoch modifiziert wurde.
Eine Aufteilung nach Provenienzen war nicht nötig, da sich im Bestand tatsächlich nur Akten fanden, die aus der Verwaltung der Stiftung selbst stammten. Die in den Beständen UAT 117 (Akademisches Rektoramt) und UAT 39 (Universitätssekretariat Studien- und Familienstiftungen) vorhandenen Akten betr. die Hochmannsche
Stiftung wurden geprüft. Sie stammen sämtlich aus der Registratur der Universität und konnten in den benannten Beständen belassen werden. (UAT 39/21,1-21,5; UAT 117/1615-1622)
Einzig bei den Rechnungen wurde eine Doppelüberlieferung von Stiftung und Aufsichtsbehörde, der Universität, festgestellt, die Exemplare ließen sich jedoch nur anhand von Rezeßstrichen unterscheiden. Deshalb wurden bei der Bildung einer möglichst vollständigen Rechnungsserie die fehlenden Exemplare der Stiftung durch die der Universität ersetzt.
Die restlichen Dubletten wurden kassiert. Die frühen Rechnungsunterlagen können einen gewissen Ersatz für das bei dem Brand des Stiftungsgebäudes verloren-gegangene Archiv leisten.
Im ältesten Rechnungsband von 1611/13 wurde ein überraschender Fund gemacht. Es fanden sich Handakten des Universitätsnotars Achatius Sturm, der in den Anfangsjahren Administrator der Stiftung gewesen war; der Inhalt der aufgefundenen Schreiben hat jedoch mit der Stiftungsverwaltung nichts zu tun, weshalb sie dem Bestand UAT 135 (Handakten des Universitätsnotars) zugeordnet wurden.
4. Liste der Offizianten
Eine Liste der Offizianten befindet sich auch in der Stiftungsmatrikel.
Administratoren (Nach den Angaben auf den Rechnungen und dem Matrikelbuch UAT 101/46.)
1610-1613, Achatius Sturm
1613-1635, Jodocus Colb
1635-1654, Johann Geilfuß
1654-1677, Johann Konrad Brotbeck
1677-1684, Benedikt Hopffer
1684-1735, Gabriel Schweder
1735-1749, Daniel Maichel
1749-1753, Johann Gottlieb Faber
1755-1787, Gottfried Ploucquet
1790-1798, Christoph Gottfried Pfleiderer
1798-1824, Andreas Heinrich Schott
1825-1848, Karl Friedrich Haug
1849-1850, Ferdinand Karl Theodor Hepp
1851-1861, (Max) Albert Landerer
1862-1877, Jacob Friedrich (von) Reiff
1877-1909, Ludwig (von) Schwabe
1909-1922, Richard von Garbe
nach 1934, Rechnungsrat Wagner(Hermann Wagner)
1959, Regierungsamtmann Schreiner (Siehe UAT 247/124)
Rechner (nach den Angaben auf den Rechnungen)
1829-1865 Dr. Klotz (Rechner Klotz)
1866-1901 Johann Jakob Roller
1902-1922 Rück (Heinrich Rück)
nach 1934 Rechnungsrat Wagner (Hermann Wagner) (UAT 147/125)
5. Ergänzende Überlieferung
UAT 39 Universitätssekretariat, Studien- und Familienstiftungen (I) 1516-1829: Fasz. 39/21,1 - 39/21,5
UAT 117 Akademisches Rektoramt (I) Fasz. 117/1559, 117/1615 - 117/1621
UAT 117E Akademische Rektoramt (III) Fasz. 117E/1469
UAT 247 Kassen- und Rechnungsführung der Stifte und Stocke bei der Universität
Urkunden
1607 Sept. 18 (8) Testament der Maria Rücklerin
1609 Sept. 3 (Aug. 24) Testament der Maria Rücklerin
1612 Juli 5 Stadt Biberach
1627 Sept. 24 Stadt Nürnberg
6. Literatur
- Ferdinand Friedrich Faber, Die württembergischen Familien-Stiftungen nebst genealogischen Nachrichten über die zu denselben berechtigten Familien (Hochmann: Nr. 32 Heft 11 1855 (ND 1940).
- Jürgen Schneider, Die Hochmannische Studienstiftung an der Universität Tübingen von 1603 bis 1669, in: ZWLG 31 (1972), S. 194-209.
- Der neue Bau in Tübingen, 1822.
- Andreas Zeller, Ausführliche Merkwürdigkeiten der hochfürstlich Württembergischen Universität und Stadt Tübingen, Tübingen 1743.
Abkürzungsverzeichnis
BC: Landkreis Biberach
geh.: geheim, geheimer
TÜ: Landkreis Tübingen
Inhalt:
Allgemeines, Geschichte (UAT 128/23 Nr. 1-2, 5, 8-15, 45, 47-48, 73; jetzt: UAT 101/1-6: 6 Nrn, 1603-1918).
Organe, Offizianten (UAT 128/23 Nr. 6, 50-51; jetzt: UAT 101/7-9: 3 Nrn, 1789-1908).
Stiftungsverwaltung (UAT 101/10-17: 8 Nrn, 1821-1942).
Genussberechtigte, Geschlechtsregister (UAT 128/23 Nr. 3-4, 56, 89; jetzt: UAT 101/18-20: 3 Nrn, 1790-1887).
Stipendien und Stipendiaten (UAT 128/23 Nr. 22-44, 49; jetzt UAT 101/21-101/46: 26 Nrn, 1790-1946).
Hochstettersches Legat (UAT 101/47-49: 3 Nrn, 1799-1909).
Vermögensverwaltung, Allgemeines (UAT 128/123 Nr. 7, 20, 74-76, 86, Paket 1270; jetzt: UAT 101/50-60 11 Nrn, 1824-1957).
Rechnung, Rechnungsabhör (UAT 128/Pak. 614, 1270; jetzt: UAT 101/73-282; 210 Nrn, 1610-1923).
Stiftungsgebäude (UAT 128/23 Nr. 16-19, 21; jetzt: UAT 101/61-65: 5 Nrn, 1781-1908).
Gültstaat, Vermögensverzeichnisse (UAT 128/23 Nr. 70-72, 85, jetzt: UAT 101/66-69: 4 Nrn, 1791-1923).
Hochstettersches Legat:
Allgemeines (UAT 101/47: 1 Nr., 1777-1909).
Geschlechtsregister (UAT 101/283: 1 Nr., 1844-1914).
Stipendienvergabe (UAT 101/48-49, 284: 3 Nrn, 1821-1917).

Reference number of holding
UAT 101/
Extent
284 Nrn; 4,80 lfm

Context
Universitätsarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> G Stiftungen >> Ga Studien- und Familienstiftungen >> Ga 2 Einzelne Stiftungen >> Ga 2.3 17. Jahrhundert >> Stiftung Hochmann (1603-1962)

Date of creation of holding
1603-1946

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Last update
02.07.2025, 11:32 AM CEST

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  • Bestand

Time of origin

  • 1603-1946

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