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Tiroler Kirmes

Der Sammler und Kunstschriftsteller Raczyński hob an Wageners Bildern von Bürkel eines besonders hervor, »das eine sehr belebte Dorfscene darstellt: im Vordergrund sieht man Pferde, die ihr Führer vor der Thür eines Wirtshauses anhält. Dieses Gemälde ist bewundernswürdig; es hat, wo möglich, noch die hohe Meinung vermehrt, welche ich stets von Bürkel gehegt habe. Dieser Künstler ist sicherlich der Wouvermann unserer Zeit. Übrigens hat er diesen Meister fleißig studiert, und hat selbst mehrmals nach ihm copiert« (A. Raczyński, Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, Bd. 2, Berlin 1840, S. 395 f.). Der kurze Bericht des Grafen Raczyński stellt deutlich die Vorzüge heraus, die die Zeitgenossen an Bürkels Werken schätzten: das anekdotische Moment einer Genreszene, die nach den Gestaltungsprinzipien der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts geschaffen wurde. Bürkel, der sich glücklos um Aufnahme in die Münchner Akademie bemüht hatte, betrieb seine Ausbildung im wesentlichen autodidaktisch durch fleißiges Kopieren der Werke der holländischen Genremaler in der Gemäldegalerie zu Schleißheim. Auf diese Weise blieb er unbelastet vom Akademiebetrieb und fand bald in Verbindung mit Mal- und Zeichenausflügen, die er nach Oberbayern und Tirol unternahm, zur Gestaltung von Wirklichkeitseindrücken, bei denen im Laufe der Zeit das Landschaftliche gegenüber dem Anekdotischen das Übergewicht erhielt. In seiner »Tiroler Kirmes« von 1830 dominiert noch die novellistische Beschreibung des festlichen Treibens einer dörflichen Kirchweihe in der Alpenregion; vor dem »Krug« haben sich die Dörfler und ihre Gäste in Ausgelassenheit zusammengefunden. Mit dem Kompositionsschema eines Platzes vor einem rechts im Anschnitt zu sehenden Tiroler Landhaus hatte Bürkel ein Gestaltungsmotiv entwickelt, das er in zahlreichen Bildvariationen für die Darstellung ganz ähnlicher Dorfaktionen einer Tiroler ›Theaterwirklichkeit‹ wiederholte. | Gerd-Helge Vogel

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 48 x 63 cm
Rahmenmaß: 73 x 85,5 x 8 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
W.S. 30

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1861 Vermächtnis des Bankiers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener als Gründungssammlung der Nationalgalerie
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1830

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1830

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