Archivbestand
Haus Ermelinghof / Akten (Bestand)
Familien- und
Erbschaftsangelegenheiten (55); Guts- und Vermögensverwaltung
(110), Rechtsstreitigkeiten (58), Militaria (4).
Bestandsgeschichte:
Rittersitz im Kirchspiel Hövel / Fürstbistum Münster (heute: Stadt
Hamm), im 14. Jh. im Besitz der Familie von Sümmern, Verkauf an
Thonies von Scheydingen, der ihn 1410 seiner Tochter Ermengarde und
seinem Schwiegersohn Heinrich von Galen als Brautschatz übertrug;
beim Konkurs der von Galen 1788 Ersteigerung durch den
kurkölnischen Kammerherrn Joseph Anton von Wintgen; dessen Enkelin
Mathilde heiratete 1844 den Freiherrn Joseph Ignaz Anton von
Twickel. Ihre Nachkommen besitzen das Gut heute noch. Ersterwähnung
der zugehörigen Marienkapelle 1351.
Form und Inhalt: Der in Hövel
(heute Stadt Hamm) gelegene Rittersitz befand sich ursprünglich im
Besitz einer Familie von Ermel. Nach deren Aussterben folgten im
13. Jahrhundert die von Scheidingen. Die Erbtochter Ermgard von
Scheidingen brachte durch ihre Heirat im Jahre 1410 mit Heinrich
von Galen, Burgmann zu Mark, den Besitz an diese Familie. 1550
schloss sich Dietrich von Galen der Reformation an. Unter dem
münsterschen Bischof Christoph Bernhard kehrte im Jahre 1652 die
Familie aber wieder zum katholischen Glauben zurück. Durch die
Heiratsverbindung mit der Familie Valcke kamen auch Güter um
Coesfeld, Emsbüren und Exter (bei Bramsche) in Besitz der von
Galen, was sich in den entsprechenden Urkunden niederschlägt.
1627 zerstörte ein Brand das Gut. Unter Christoph Bernhard
Benedict (1677-1755), Reichsfreiherr und Geheimer Rat zu Bamberg,
erfolgte der wirtschaftliche Niedergang des Hauses, der zwischen
1780 und 1788 zum Konkurs und zur Zwangsversteigerung führte.
Das Archiv zu Ermelinghof gehört zu den kleineren
Adelsarchiven in Westfalen. Durch mehrere Besitzerwechsel ergibt
sich eine Dreiteilung des Familienarchivs, das aus dem älteren
Galenschen, dem umfangreicheren Wintgenschen (bestehend aus 7
Einzelarchiven) und dem neueren Twickelschen Archiv besteht. Bei
einem Brand im Jahr 1627 wurde das Archiv teilweise zerstört
(Nachricht aus der Abschrift eines notariellen Protokolls vom
05.10.1676, s. LWL-Archivamt bzw. Pottmeyer, S. 63 (Abschrift) mit
dem Hinweis auf verbrannte Briefe). Ein Inventar von 1618 überlebte
den Brand und lag 1788 noch vor, ist danach aber vermutlich
verloren gegangen.
Der Hauptbestand der
Archivalien liegt auf Haus Ermelinghof. Der im Landesarchiv NRW,
Abteilung Westfalen, liegende Teilbestand umfasst 273 Urkunden
(1366-1717) und 224 Akten (1478-1787), die aus unbekannten Gründen
ins Staatsarchiv Münster gelangten. In der Literatur findet sich
der Hinweis, dass die Archivalien aus der Galenschen Zeit beim
Verkauf größtenteils nicht mitübergeben wurden (Glasmeier, S. 93).
Zu vermuten ist, dass bei der Überführung der Konkurs von 1788 eine
entscheidende Rolle spielte. Bei der Sichtung des vorliegenden
Archivbestands und der Sammlung Wolfgang Berghoff (Findbuch A 606)
ließen sich jedoch über die genauen Umstände keine weiteren
Informationen ermitteln. Der vorliegende Teilbestand gibt
Aufschluss über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie von
Galen und ihren Einfluss auf Kirche, Politik und Gesellschaft im
Fürstbistum Münster und im nordwestdeutschen Raum.
Als Ergänzungsüberlieferungen lassen sich angeben:
Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Urkunden, Findbuch A 442 I:
273 Urkunden (1366-1717); Sammlung Wolfgang Berghoff, Findbuch A
606. Der Hauptbestand Ermelinghof (Stadt Hamm), Findbücher:
Erm.ErmAk, Erm.Erm.Uk 1-2 (259 Urkunden 1351-1792; 683 Akten
15.-19. Jh.) ist über die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.
V., LWL Archivamt zu benutzen. Auf Gut Stovern (Salzbergen) liegen
zusätzlich noch zwei nicht erschlossene Kartons mit Schriftgut zu
Ermelinghof. Zu der Signatur 207 in Bezug auf den Lehnsprozess um
das Senioratslehen Lichtenberg vgl. auch Staatsarchiv Bamberg,
Hochstift Bamberg, Lehenhof Nr. 3543.
Die
Schriftstücke befanden sich zum Großteil in preußischen Aktenmappen
aus dem 19. Jahrhundert, die bereits Anzeichen säurebedingten
Zerfalls aufwiesen. Diese wurden entfernt und durch säurefreie
Mappen ersetzt. Die älteren Umschläge aus dem 18. Jahrhundert
wurden dagegen in den zugehörigen Verzeichnungseinheiten belassen,
da auf den Umschlägen zeitgenössische Registratur- und
Inhaltsvermerke zu finden und auch keine Kontaminierungen des
übrigen Archivguts zu befürchten waren. Diverse Schriftstücke
wiesen Beschädigungen auf, etwa durch Fraß- und Wasserschäden oder
zerstörte Bindungen bzw. Einbände (vgl. Signaturen 15, 48, 18, 51,
1, 80, 84, 192, 182, 187, 190).
Bei der
Erschließung des Bestands Haus Ermelinghof ergaben sich einige
Besonderheiten: Eine vorarchivische Ordnung war zwar zu erkennen,
doch bei genauerer Durchsicht der Unterlagen stießen die Bearbeiter
auf diverse Unstimmigkeiten und Probleme. Das erhaltene
handschriftliche Findbuch aus dem Jahr 1788, das wohl im Zuge der
konkursbedingten Versteigerung des Gutes Ermelinghof erstellt
wurde, bildet ein Gutteil des Bestands ab - z.T. nach Sachbetreffen
geordnet. In vielen Fällen jedoch stimmten Titel, Signaturen und
Kategorien nicht mit dem tatsächlichen Inhalt der Kartons und
Mappen überein. Die Verzeichnung und Signierung orientierte sich
offenbar auch am Lagerungsort der Archivalien (Fächer, Kästen) und
nicht zwangsläufig an Sachbetreffen oder der Provenienz. Die
Existenz eines neueren Findbuchs aus dem 19. Jh. ist belegt,
allerdings gilt es als verschollen. Darüber hinaus deuteten
zeitgenössische Mappen und signierte Streifen in einem Teil der
Akten auf eine bereits begonnene Neuerschließung hin. Weitere
Informationen zu den Verzeichnern und den angewandten
Ordnungskriterien lagen nicht vor.
Im
Bestand selbst fanden sich größere Konvolute mit Unterlagen zu
unterschiedlichen Sachbetreffen, die in dieser Form nicht
verzeichnet werden konnten. Andere Einheiten wiederum enthielten
nur einzelne Dokumente ohne inhaltlichen Zusammenhang. Bei einem
weiteren Teil waren die Aktentitel unzutreffend.
Angesichts dieser Ausgangslage war eine Einzelblattprüfung des
gesamten Bestands geboten. Parallel dazu erfolgte in V.E.R.A. eine
Neuordnung nach dem abstrakt systematisierenden Prinzip unter
Berücksichtigung der ursprünglichen Registraturzusammenhänge und
der Klassifikationen vergleichbarer Adelsarchive. Vereinzelt wurden
Schriftstücke zu neuen Verzeichnungseinheiten zusammengelegt und
Akten mit unterschiedlichen Sachbetreffen aufgespalten. Die
Aktentitel wurden durchgängig modernisiert und ggf. neu gebildet.
Sofern vorhanden, wurden Altsignaturen mit aufgenommen, um die
Recherche zusammen mit dem alten Findbuch zu erleichtern.
Die Verzeichnungseinheiten im Klassifikationspunkt
2.4. (Rechtsstreitigkeiten) wurden aufgrund ihres Hauptcharakters
als Prozess zusammengefasst und nicht zu Schuldsachen
sortiert.
Das 2009 von der Abteilung
Westfalen des Landesarchivs NRW übernommene Depositum, welches u.a.
Dokumente zum Konkurs und Verkauf des Hauses Ermelinghof Ende des
18. Jh. enthält, wurde aufgrund der Eigentumsrechte in einen
gesonderten Bestand überführt (Sammlung Wolfgang Berghoff, Findbuch
A 606).
Aufbauend auf dem alten Repertorium
von 1788 und verschiedenen archivarischen Vorarbeiten wurde der
Bestand Haus Ermelinghof-Akten von den unterzeichneten
Referendarinnen und Referendaren zwischen Mai und August 2015
vollständig neu erschlossen.
Münster, im
August 2015
Diana Ascher, Kathrin Baas, Bernhard Homa,
Valentin Kramer, Knut Langewand
Die Urkunden wurden unter Anleitung des
Unterzeichneten von verschiedenen Referendarkursen verzeichnet,
wodurch mögliche Ungleichmäßigkeiten zu erklären sind.
Münster, Mai 2000
gez. Dr.
Wolf
Das Findbuch zu den Urkunden wurde
abgeschrieben durch Dr. Bernd-Wilhelm Linnemeier, Oktober
2010
- Reference number of holding
-
U 115
- Extent
-
227 Akten.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.3. Gewerbebetriebe, Adlige Häuser, Familien, Höfe (U) >> 4.3.2. Adelige Häuser, Familien, Höfe >> Haus Ermelinghof
- Related materials
-
Helmut Richtering, Adelssitze und Rittergüter im Gebiet der Stadt Hamm, in: Herbert Zink (Hg.), 750 Jahre Stadt Hamm, Hamm 1976, S. 125-160; Werner Frese, Urkunden des Hauses Ermelinghof, in: Der Märker 30 (1981), S. 175-185; Günter Beaugrand, Haus Ermelinghof in Hamm und seine adeligen Besitzer, Werl 2004.
Adelsarchive in Westfalen. Die Bestände der Mitgliedsarchive der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V. sowie die in staatlichen, kommunalen und sonstigen Archiven Westfalens verwahrten Adelsarchive - Kurzübersicht -, 3. aktualisierte Auflage, bearb. von Wolfgang Bockhorst (Vereinigte Westfälische Adelsarchive e. V.; 9), Münster 2012, S. 132 f., 363.
Günter Beaugrand, Haus Ermelinghoff in Hamm und seine adeligen Besitzer. Galen - Wintgen - Twickel - Aretin, Werl 2009.
Werner Frese, Urkunden des Hauses Ermelinghof, in: Der Märker 30 (1981) 5, S. 175-185.
Heinrich Glasmeier, Das Archiv der Freiherren von Twickel zu Ermelinghoff. Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen, 11., in: Westfälisches Adelsblatt 2 (1925), S. 92-99.
Heinrich Pottmeyer, Archiv Ermelinghof, in: Westfälisches Adelsblatt 4 (1927), S. 62-63.
Helmut Richtering, Adelssitze und Rittergüter im Gebiet der Stadt Hamm, in: 750 Jahre Stadt Hamm, hg. v. Herbert Zink, Hamm 1976, S. 131.
Arthur Schauerte, Das Rittergut Ermelinghof, in: Westfälischer Heimatkalender 10 (1956), S. 203 f.
Kirchliche Würdenträger lassen sich über das Personenregister der Germania Sacra ermitteln:
www.personendatenbank.germania-sacra.de (letzter Zugriff am 14.08.2015)
- Date of creation of holding
-
1366-1788
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
17.09.2025, 1:26 PM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1366-1788