Arbeitspapier
Technologie, Qualifikationen und internationale Arbeitsteilung: Anmerkungen zu der Diskussion über Industrie 4.0
Welche Chancen bieten neue Produktionstechnologien im Kontext der Industrie 4.0 für Hochlohnstandorte, um gegenüber Niedriglohnstandorten wettbewerbsfähiger zu werden und unter Umständen sogar verlagerte Produktion zurückzuholen? Dies wird im vorliegenden Discussion Paper anhand einer Analyse der Arbeitsteilung zwischen deutschen und mittelosteuropäischen Standorten von Automobilzulieferunternehmen untersucht. Dabei werden drei Fragen verfolgt: Wie verändert sich das Technologiegefälle zwischen Hochlohn- und Niedriglohnstandorten? Welche Kriterien bestimmen die Wahl der Prozesstechnologie an Hochlohn- und Niedriglohnstandorten? Welche Bedeutung haben insbesondere Qualifikationsstrukturen auf dem Shopfloor für den Einsatz moderner Produktionstechnologien? Die Analyse zeigt, dass es ein Technologiegefälle zwischen Hochlohn- und Niedriglohnstandorten nur noch begrenzt gibt. Die Kombination von Kostendruck und hohen Qualitätsanforderungen führt dazu, dass neue Technologien sehr schnell global eingesetzt werden. Zugleich übernehmen aber deutsche Standorte im Vergleich zu Mittelosteuropa immer noch deutlich häufiger die Leitrolle bei der Einführung neuer Produktionstechnologien. Dies liegt vor allem an der Nähe zur Produktentwicklung der Automobilhersteller und der Zulieferer selbst sowie zu den Anlagenherstellern, die Kooperation erleichtert. Diese Leitrolle deutscher Werke führt auch zu unterschiedlichen Qualifikationsstrukturen auf dem Shopfloor im Vergleich mit Mittelosteuropa. Auch wenn wir Werke mit gleichem Technologie- bzw. Automatisierungsniveau vergleichen, zeichnen sich die deutschen Standorte durch einen geringeren Einsatz angelernter Arbeitskräfte und eine stärkere Nutzung beruflich-fachlicher Qualifikationen aus. Der Grund für diesen Unterschied sind die Kompetenzen, die bei der Kooperation mit der Produktentwicklung, Planung oder den Anlagenherstellern auf dem Shopfloor benötigt werden. Durch diese Leitrolle und die entsprechenden Qualifikationsstrukturen verfügen die deutschen Standorte gegenüber Niedriglohnwerken über einen Vorteil, den sie auch im Hinblick auf Industrie-4.0-Konzepte nutzen können. Die hier diskutierten Daten und Befunde stammen aus dem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekt "Standortperspektiven in der Automobilzulieferindustrie", das von Martin Krzywdzinski (WZB) und Axel Schröder (WZB) gemeinsam mit Martin Schwarz- Kocher und Heinz Pfäfflin (IMU Institut) sowie Inger Korflür und Ralf Löckener (Sustain Consult) durchgeführt wurde. In die vorliegende Ausarbeitung sind viele Anregungen aus gemeinsamen Diskussionen im Projektteam eingeflossen, für die ich allen Kolleginnen und Kollegen herzlich danke.
- Language
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Deutsch
- Bibliographic citation
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Series: WZB Discussion Paper ; No. SP III 2016-301
- Classification
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Wirtschaft
Multinational Firms; International Business
Economic Impacts of Globalization: Labor
Human Capital; Skills; Occupational Choice; Labor Productivity
Information and Product Quality; Standardization and Compatibility
Automobiles; Other Transportation Equipment; Related Parts and Equipment
Technological Change: Choices and Consequences; Diffusion Processes
- Subject
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Produktionstechnologie
Qualifikation
Arbeitsorganisation
Automobilindustrie
Industrie 4.0
Verlagerung
internationale Arbeitsteilung
Production technology
skills
work organization
automotive industry
Industrie 4.0
relocation
international division of labor
- Event
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Geistige Schöpfung
- (who)
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Krzywdzinski, Martin
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
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Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
- (where)
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Berlin
- (when)
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2016
- Handle
- Last update
-
10.03.2025, 11:44 AM CET
Data provider
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Arbeitspapier
Associated
- Krzywdzinski, Martin
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Time of origin
- 2016