Bestand
Heilbronn (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Enthält neben dem altwürttembergischen Membrum (1379-1715):
1) Archivalien des württembergischen Pfleghofes in Heilbronn (1350-1780, 1817)
2) Von auswärts extradierte Archivalien über das Oberamt Heilbronn (1291-1757)
1. Zur Geschichte der Reichsstadt Heilbronn: Die Ersterwähnung des Ortes Heilbronn ("Villa Helibrunna") geht auf das 8. Jahrhundert zurück. Für das Jahr 841 ist eine königliche Pfalz der Karolinger nachweisbar. Neben dem Königsgutsbezirk ist auch das Bistum Würzburg in karolingischer Zeit als als Inhaber von Besitzungen und Einkünften genannt. Der Königshof gelangte im 11. Jahrhundert als Lehen an die Grafen von Calw, ein weiterer Teil des Reichsgut später an die Herren von Dürn. In dieser Zeit entstand auch eine Markt- und Münzprägestätte. Der Calwer Besitz ging später durch Schenkung an das Kloster Hirsau über. Die Heilbronner Marktsiedlung wurde schließlich Mitte des 13. Jahrhunderts befestigt. In der Folge entstand auch ein Hof des Deutschen Ordens, aus dem schließlich eine eigene Kommende hervorging. Außerdem entstand in Heilbronn ein Franziskaner- (1272), Klarissen- (1302) und ein Karmeliterkloster (1442). Das erste schriftlich festgehaltene Stadtrecht erhielt Heilbronn 1281 durch König Rudolf I. Später erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer, unter dem Heilbronn auch offiziell Freie Reichsstadt wurde, die Verlegung des Neckars zu Gunsten der Stadt. Heilbronn erhielt nun den Blutbann (1322), ein Schultheißenamt (1360) und eine Vogtei (1464). Mit Einsetzen der reichsstädtischen Verfassung unter Kaiser Karl IV. wurde die Stadt Heilbronn direkt dem Kaiser unterstellt und durch einen selbstgewählten Rat regiert. Das enge Verhältnis zum Kaiser und ein Bündnis mit der Kurpfalz (1417-1622) trugen zur Stärkung gegen Württemberg bei. Im 14. und 15. Jahrhundert erfuhr die Reichsstadt eine beträchtliche Erweiterung ihres Territoriums durch die Eingliederung der Orte Neckargartach, Böckingen, Flein und Frankenbach, 1388 und 1450 konnte die Stadt zwei Belagerungen abwehren. Seit 1500 gehörte die Reichsstadt zum Schwäbischen Reichskreis. Die Gebiete des Deutschen Ordens gehörten jedoch zum Fränkischen Reichskreis. Im Jahre 1519 wurde der spätere Bauernführer Götz von Berlichingen in der Stadt Heilbronn vom Schwäbischen Bund gefangen gehalten. Während des Bauernkrieges kam es zu Plünderungen des bei Heilbronn gelegen Karmeliterklosters. In der Stadt selbst richtete sich der Zorn der Bauern lediglich gegen den Deutschen Orden im Deutschhof. Die Stadt Heilbronn schloss sich früh der Reformation an. Die wirtschaftliche Stabilität im Verlauf des 16. Jahrhunderts führte zu einer weiteren Blüte der Stadt. Während des Dreißigjährigen Kriegs litten die Stadt und die umliegenden reichsstädtischen Dörfer sehr. Nach der Schlacht bei Wimpfen wurde 1622 Neckargartach niedergebrannt. Im Jahr 1633 schlossen die Schweden im Deutschhof den Heilbronner Bund mit den protestantischen süddeutschen Reichsstädten. Zu jener Zeit wurde die Stadt von einem Bollwerk umgeben. Schlie´ßlich gelangte die Stadt zwischen 1634 und 1647 erneut in die Hand kaiserlicher Truppen, danach zogen französische und anschließend kurpfälzische Truppen ein. Die Stadt blieb auch nach dem Westfälischen Frieden 1648 Aufmarschplatz und evangelische Kreisfestung des Schwäbischen Reichskreises. Im Spätjahr 1688 wurde Heilbronn im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen unter Ezéchiel de Mélac besetzt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts öffnete sich die reichsstädtische Regierung zunehmend der Aufklärung, war zu einer erneuten Blütezeit führte. Zusammen mit anderen südwestdeutschen Reichsstädten fiel Heilbronn 1802/03 an Württemberg und unmittelbar danach Sitz eines Oberamts. Seit 1938 bildet Heilbronn einen Stadtkreis.
2. Zur Erschließung und Retrokonversion des Bestands: Der vorliegende Bestand entstand als altwürttembergisches Membrum betr. die Beziehungen Württembergs zur Reichsstadt Heilbronn und wurde im 19. Jahrhundert durch Archivalien des württembergischen Pfleghofs und durch von auswärts extradierte Urkunden und Akten über das Oberamt Heilbronn angereichert. Weitere Unterlagen betr. die ehemalige Reichsstadt Heilbronn werden in folgenden Beständen verwahrt: A 5 und A 6 Kabinett: Herzog Eberhard Ludwig A 8 Kabinett: Herzog Karl Eugen A 14 a Kabinett: Militärangelegenheiten A 15 Kabinett: Besitzergreifung und Organisation neuer Landesteile A 17 a Fürstliche Kanzlei Neuenstadt A 160 Württembergischer Lehenhof A 202 Geheimer Rat A 208 Oberrat: Reichsstädte B 13 Neuwürttembergische Reichslehen I B 189 I-VI Heilbronn, Reichsstadt (im Staatsarchiv Ludwigsburg) C 3 Reichskammergericht C 10 Schwäbischer Kreis: Spezialia H 191 Lagerbücher von Reichsstädten: Heilbronn
Archivassessor Dr. Rudolf Krauß erstellte im Jahr 1900 ein handschriftliches Repertorium, welches bis zuletzt im Einsatz war und in dem jeweils die Urkunden und Akten zunächst nach Provenienz bzw. Lokalpertinenz und darunter chronologisch angeordnet wurden. Diese Ordnung wurde auch bei der Retrokonservion und stilistischen Überarbeitung des bisherigen Findbuchs beibehalten, die im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2017 von den Archivinspektoranwärterinnen Lisa Weber und Julia Gernsheimer sowie Archivinspektoranwärter Tim Odendahl im Rahmen des Einführungspraktikums ihrer Ausbildung für den gehobenen Archivdienst unter Anleitung des Unterzeichneten vorgenommen wurde. Eine inhaltliche Überarbeitung erfolgte dabei nur punktuell, insbesondere wurden die Akten zusätzlich nach dem Stufenerschließungsmodell nach ISAD (G) gegliedert. Neu erstellt wurde dagegen der Orts- und Personenindex, für den nach Möglichkeit Normdaten verwendet wurden. Der Bestand umfasst 97 Urkunden und 28 Akten (mit Unterstufen) mit einem Umfang von 2,10 lfd. m. Stuttgart, im Januar 2018 Johannes Renz
Stadt- und Landkreise:
AA Ostalbkreis
AN Stadt- und Landkreis Ansbach
BA Stadt- und Landkreis Bamberg
BC Landkreis Biberach
BL Zollernalbkreis
DON Landkreis Donau-Ries
[F] Frankreich
GP Landkreis Göppingen
HD Stadtkreis Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis
HN Stadt- und Landkreis Heilbronn
HP Landkreis Bergstraße
[I] Italien
KH Landkreis Bad Kreuznach
KÜN Hohenlohekreis
LB Landkreis Ludwigsburg
MOS Neckar-Odenwald-Kreis
MÜ Landkreis Mühldorf
MZ Stadtkreis Mainz/Landkreis Mainz-Bingen
PF Stadtkreis Pforzheim/Enzkreis
RT Landkreis Reutlingen
RW Landkreis Rottweil
SHA Landkreis Schwäbisch Hall
TBB Main-Tauber-Kreis
TÜ Landkreis Tübingen
UL Stadtkreis Ulm/Alb-Donau-Kreis
WO Stadtkreis Worms
WÜ Landkreis Würzburg
Sonstige Abkürzungen:
° Bogen
Anm. Anmerkung
ao. anno
Bd. Band
betr. betreffend
Bl. Blatt
Bü Büschel
bzw. beziehungsweise
d. Ä. der Ältere
d. J. der Jüngere
Dép. Département
f., ff. folgende
fl. (rhein.) (rheinische) Gulden
geb. geborene
Kal. Kalenden
lb. Pfund
Nr. Nummer
Qu. Quadrangel
S. Seite
Schr. Schriftstück/-e
sel. selig
St. Sankt
u. a. unter anderem
u. m. und mehr
Unterfasz. Unterfaszikel
v. a. vor allem
vgl. vergleiche
- Bestandssignatur
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 145
- Umfang
-
97 Urkunden, 28 Büschel (2,10 lfd. m)
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Auslesebestände über Auswärtiges >> Reichsstädte
- Bestandslaufzeit
-
(1291-) 1343 -1817
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1291-) 1343 -1817