Grafik

Luna

Luna, die Göttin des Mondes, fährt in einem zweispännigen Wagen hoch über der Erde auf einer Wolkenbahn nach links. Hinter ihr erscheinen regenbogenartig die Himmelssphären vor dem Firmament mit dem Krebs im Zenit, ihrem astrologischen "Haus" im Tierkreis . Luna ist in der Gestalt der Diana dargestellt, der römischen Göttin der Jagd, Frauen und Wildtiere. Diana, deren Beiname "die Lichtbringende" ist , wurde schon von Autoren der römischen Kaiserzeit mit Luna verknüpft und gleichgesetzt . Im Haar trägt Diana als Attribut der Mondgöttin eine Mondsichel, der Pfeilköcher über der Schulter kennzeichnet sie als Göttin der Jagd. Mit vorgesetztem linken Bein stützt sie sich auf eine Muschel und hält mit dem rechten vorgestreckten Arm einen Bogen. Die linke Hand ist hinter den Kopf erhoben, da sie gerade einen Pfeil abgeschossen hat. Kupferstiche sind zur Druckplatte stets seitenverkehrt. Die Linkshändigkeit erklärt sich durch die ungespiegelte Übertragung der zeichnerische Vorlage auf die Kupferplatte. - Dianas Wagen wird von zwei Jagdgefährtinnen gezogen, die ebenfalls Bogen und Köcher tragen. Die Rückenlehne des Wagens zieren zwei Delphine und eine Muschel, die in Darstellungen der vier Elemente oft als Attribute des Wassers fungieren . Im System der Zuordnung des Einflusses von physischen Naturerscheinungen zu den Planeten, das in der späten Antike entwickelt wurde und über das Mittelalter bis in die frühe Neuzeit fortwirkte, wurde der Mond mit dem Wasser verbunden. Der Wagen der Diana wird im Text unter dem Bild als silberner Zweispänner beschrieben. Silber war das dem Mond zugehörige Metall. - Unter der Wolkenbank, auf der Luna in der himmlischen Sphäre dahineilt, öffnet sich der Blick in die irdische Welt mit ihren "Planetenkindern", deren Tätigkeiten vom Einfluß der Mondgöttin bestimmt werden. In einem weiten Landschaftspanorama in der Art Patinirs, das von Meeresarmen durchzogenen wird, sind detailreich die mit dem Wasser, dem Element der Luna, verbundenen menschlichen Tätigkeiten dargestellt. Schiffe aller Art fahren auf der See, andere werden be- und entladen, Fischer gehen ihrer Arbeit nach. - Schon in der Antike wurden die Planeten mit den Gottheiten, die sie repräsentierten, eng verbunden und mit ihnen identifizert. Neben der Astronomie als Wissenschaft innerhalb der artes liberales entstand die synkretistische Deutungskunst der Astrologie. Den Planeten und dem Tierkreis wurden Temperamente und Körpersäfte des Menschen zugeordnet, die Winde, die Elemente, die Jahreszeiten und Lebensalter. Das System der Verbindung der physischen und immateriellen Erscheinungen der Natur mit den Himmelserscheinungen wurde in der Naturinterpretation des Mittelalters fortgesetzt und erweitert. In der bis in die Neuzeit fortdauernden astrologischen Vorstellungswelt des Mittelalters wirkt der Makrokosmos, die acht Himmelssphären mit den Planeten und den Fixsternen, auf den Mikrokosmos, die Menschen, ein. Die Planeten und die astrologisch ähnlich konnotierten Tierkreiszeichen beeinflussen die Eigenschaften und das körperliches Befinden der Menschen . Es entwickelte sich die Auffassung, daß den von den Planeten abhängigen Menschen, den Planetenkindern, von den Gestirnen geprägte Tätigkeitsfelder zugehören. Im Text unter dem Bild sind die von Luna bestimmten Regionen und Städte aufgeführt. - Das Blatt gehört zu einer Folge von sieben Kupferstichen mit den allegorischen Darstellungen der seit der Antike bekannten sieben Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, zu denen Sonne und Mond, Sol und Luna, als bewegliche Gestirne gezählt wurden, nicht aber die Erde. Die Planeten werden jeweils begleitet von einem oder zwei Tierkreiszeichen. Die Serie erschien mit einem zusätzlichen achten Blatt, dem Titelblatt, unter der Bezeichnung PLANETARVM EFFECTVS EORVM INSIGNIS ZODIACI . Das bei Hollstein abgebildete Blatt trägt zusätzlich in der Mitte unten die Signatur "Joan. Sadler. scalp. et excud.", wie auch die anderen Blätter der Serie. Das vorliegende Blatt wiederholt einen Stich von Johann Sadeler I. -

Urheber*in: Sadeler, Jan / Fotograf*in: Katharina Anna Haase / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventarnummer
D 4852
Maße
Höhe: 236 mm (Blattmaß)
Breite: 243 mm (Blattmaß)
Material/Technik
Papier; Kupferstich
Inschrift/Beschriftung
Aufschrift: LVNA (Bildtitel)
Marke: Göttinger Bibliotheksstempel
Aufschrift: Luna soporiferis radios...quaestus, artemis lucrorum. (Bildunterschrift; Mitte)
Aufschrift: Civitates/ Berna, Lubeca...Treueri, Tunetum, Venetiae. (Bildunterschrift; Links)
Aufschrift: REGIONES/ Africa, Bathynia...Phrygia, Scotia, Zelandia. (Bildunterschrift; Rechts )

Klassifikation
Zeichnung/Grafik (Hessische Systematik)
Kupferstich (Oberbegriffsdatei)
Bezug (was)
Flusslandschaft
Bogen
Streitwagen
Segelboot
Tierkreiszeichen
Diana als Mondgottheit; d.i. Luna (Selene)
Luna in ihrem Wagen, der in der Regel von zwei Pferden (einem weißen und einem schwarzen) gezogen wird; Ripa: Carro della Luna

Ereignis
Entstehung
(wer)
(wann)
1585 (Datierung nach: http://kk.haum-bs.de/?id=sadeler-j-ab3-0260)
Ereignis
Herstellung
(wer)
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)

Förderung
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Letzte Aktualisierung
24.04.2025, 12:58 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Grafik

Entstanden

  • 1585 (Datierung nach: http://kk.haum-bs.de/?id=sadeler-j-ab3-0260)

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