Sammelwerksbeitrag

Körperliche Fremdheit(en) revisited: von körperlichen Fremdheiten und glokalisierten Körpern

Fremdheitserfahrungen erweisen sich als ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten ihrer produktiven Verarbeitung. In der Perspektive der praxeologischen Soziologie Pierre Bourdieus lassen Fremdheitsphänomene sich begreifen als Weisen des Auseinanderdriftens bzw. des Nicht-Mehr- oder des Noch-Nicht-Zusammenpassens von Habitus und Habitaten. Die körperliche Dimension solcher Missverhältnisse hat Bourdieu bereits zu Beginn der 60er Jahre thematisiert, und zwar am Beispiel eines dörflichen Tanzabends in seinem Heimatdorf im Béarn. Erkennbar wird bereits hier, wie die mit der Ausdehnung der Märkte der symbolischen Güter und Praxisformen verbundenen Formen symbolischer Gewalt bis in die soziale Motorik hinein wirksam sind. Heutzutage finden ähnliche Entwicklungen im globalen Maßstab statt, verbunden mit Prozessen der Glokalisierung körperlicher Habitus. Die Tendenz zu einer weltweiten Angleichung kultureller Formen ist verbunden mit einer Dynamik, die auf erneute Herstellung und Produktion von kultureller Vielfalt und Differenz drängt, dies auch auf den Ebenen des Körpers und seiner Praktiken. So werden - in globalen Zusammenhängen - feldspezifische körperliche Fremdheiten potentiell ständig neu generiert, erfunden und sozial konstruiert. Ungeachtet dessen legt das soziologische Werk Bourdieus selbst Zeugnis davon ab, dass eine produktive, auf ein jeweiliges Feld abgestimmte produktive Verarbeitung der Erfahrung von Fremdheit disziplinäre Profite einbringen kann. Soziologen sind nach dieser Lesart auch professionelle Fremde, und das Geschäft der Soziologie besteht u.a. darin, einen fremden Blick fortwährend und methodisch kontrolliert als Erkenntnisprinzip anzuwenden.

Körperliche Fremdheit(en) revisited: von körperlichen Fremdheiten und glokalisierten Körpern

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln

Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International

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Weitere Titel
Bodily strangerhood(s) revisited: on bodily strangerhoods and glocalised bodies
Anmerkungen
Status: Postprint; begutachtet
Sprache
Deutsch
Umfang
Seite(n): 218-233
ISBN
978-3-8340-0465-9

Erschienen in
Sport - Integration - Europa: neue Horizonte für interkulturelle Bildung

Bezug (was)
Sozialwissenschaften, Soziologie
Soziologie, Anthropologie
Freizeitforschung, Freizeitsoziologie
Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Ethnizität
Geschmack
Tanz
Migration
Glokalisierung
Dorf
Globalisierung
kulturelle Faktoren
Diversität
Motorik
Einwanderung
Körper
Berufssport
Integration
Fußball
regionale Faktoren
Habitus
Fremdheit
Heterogenität
Frankreich
Bourdieu, P.
Theorieanwendung

Beteiligte Personen und Organisationen
Gieß-Stüber, Petra
Blecking, Diethelm
Bröskamp, Bernd
Schneider-Verl. Hohengehren
Erschienen
Deutschland, Baltmannsweiler
Schneider-Verl. Hohengehren
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-66823
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
24.01.2023, 06:48 MEZ

Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag

Beteiligte

  • Gieß-Stüber, Petra
  • Blecking, Diethelm
  • Bröskamp, Bernd
  • Schneider-Verl. Hohengehren

Entstanden

  • Deutschland, Baltmannsweiler

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