Bestand

Nachlass Karl Hein, Bundesbahnbeamter (*1901) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Karl Hein (*1901) trat 1916 bei der Kgl. Preußischen Eisenbahnverwaltung in Frankfurt/Main ein. 1934-1941 war er in der Fahrplanabteilung der Reichsbahndirektion Frankfurt tätig, danach bis 1945 beim Reichsverkehrsministerium in Berlin. Nach Kriegsende war er zunächst mit dem Wiederaufbau des Schienenverkehrs befasst. 1948-1964 leitete er die Reisestelle bei der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn in Frankfurt. In dieser Funktion hatte Karl Hein die Aufgabe, Zugreisen von hochgestellten Persönlichkeiten, insbesondere Staatsoberhäuptern und Regierungsmitgliedern, im In- und Ausland zu betreuen. Ab 1958 war er zudem Mitglied des IV. Ausschusses des Internationalen Eisenbahnverbandes.
Der 1991 als Geschenk eingekommene Bestand enthält Erinnerungsstücke, die Karl Hein auf seinen Reisen gesammelt hat, v.a. Postkarten und Fotos, zum Teil mit Autogrammen, aber auch Aktenmaterial, Einladungskarten, Reiseprogramme u.ä. Unter den Fahrgästen, für die er Zugreisen organisiert hat, befinden sich zahlreiche Prominente der 1950er und 1960er Jahre, so Theodor Heuss, Heinrich Lübke, Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Charles de Gaulle, Schah Reza Pahlevi und Kaiserin Sorayah, Jawaharlal Nehru, Indira Gandhi, Alcide de Gasperi, Kaiser Haile Selassie I. von Äthiopien und König Paul I. von Griechenland.



Vorbemerkung: Karl Hein wurde am 20. Februar 1901 in Frankfurt/Main geboren. Nach Ablegung des Einjährig-Freiwilligen-Examens trat er 1916 bei der Kgl. Preußischen Eisenbahnverwaltung in Frankfurt ein, wo er zunächst im Außendienst auf Bahnhöfen und Ämtern sowie im Telegrafen- und Funkdienst eingesetzt wurde. 1927 gewann er einen Preis beim 4. Internationalen Telegrafenwettstreit in Como und erwarb in Berlin das Funkpatent I. Klasse. Von 1934 bis 1941 war er im Innendienst in der Fahrplanabteilung der Reichsbahndirektion Frankfurt für die Aufstellung von Schnellzugfahrplänen und den Busverkehr auf Reichsautobahnen zuständig. Zwischen 1941 und 1945 organisierte er beim Reichsverkehrsministerium Berlin den Wehrmachtsurlauberverkehr und Kurierdienste. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg war Karl Hein als Reisebeamter bei der Oberbetriebsleitung Frankfurt der United States Zone in Verbindung mit US-Railway-Stellen (Railway Grand Divisions und Second Military Railway Service) mit dem Wiederaufbau des Schinenverkehrs befaßt. Von 1947 bis zu seiner Pensionierung 1964 war er, zuletzt als Bundesbahnoberrat, in der Betriebsabteilung der Hauptverwaltung der Eisenbahnen (HVE), später Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn (HVB) beschäftigt, seit 1948 als Leiter von deren Reisestelle. In dieser Funktion hatte Karl Hein die Aufgabe, Zugreisen von hochgestellten Persönlichkeiten, insbesondere Staatsoberhäuptern und Regierungsmitgliedern, im In- und Ausland zu organisieren und zu betreuen. Da er an diesen Sonderzugfahrten selbst teilnahm, kam er in persönlichen Kontakt zu fast allem, was in der Bundesrepublik der 50er Jahre Rang und Namen hatte. So begleitete er u.a. Theodor Heuss, Heinrich Lübke, Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Charles de Gaulle, Schah Reza Pahlevi, Jawaharlal Nehru und Indira Gandhi, Alcide de Gasperi, Kaiser Haile Selassie I. von Äthiopien, König Paul I. von Griechenland, Erzbischof Makarios, etc. Höhepunkt seiner Berufslaufbahn war zweifellos die Teilnahme an Adenauers Moskaureise 1955, die die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Moskau und die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen zur Folge hatte. Ab 1958 war Karl Hein zudem Mitglied des IV. Ausschusses des Internationalen Eisenbahnverbandes (Union Internationale des Chemins de Fer = UIC) und nahm an zahlreichen Ausschußsitzungen in ganz Europa teil. Für seine Tätigkeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, so das Bundesverdienstkreuz und Offizierskreuze von Orden in Italien, Griechenland, Madagaskar und Liberia. Karl Hein hat auf seinen Reisen zahlreiche Erinnerungsstücke, vor allem Postkarten und Fotos, aber auch Aktenmaterial, Einladungskarten, Reiseprogramme u.ä. gesammelt und, teilweise auf Fotokarton aufgeklebt und beschriftet, sorgfältig aufbewahrt. Diese Sammlung wurde 1991 von seiner Tochter Lydia von Prondzynski, Bad Oberdorf, dem Staatsarchiv Ludwigsburg geschenkweise überlassen. Sie dokumentiert durch Unterlagen über technische Details der von Karl Hein betreuten Züge und über die Beschaffenheit der befahrenen Strecken nicht nur ein besonderes Stück Eisenbahngeschichte zu einer Zeit, in der Züge noch als "rollende Botschaften" von Staatsmännern unterwegs waren, sondern läßt darüber hinaus auch einen reizvollen Blick hinter die Kulissen bei großen Staatsbesuchen zu. Den vorliegenden Bestand PL 718, der 0,4 lfd. m = 15 Archivalieneinheiten umfaßt, ordnete und erschloß die Unterzeichnete im Februar 1991. Die computergestützte Reinschrift des Repertoriums besorgte Hildegard Aufderklamm. Ludwigsburg, März 1991 Leuchweis

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 718
Umfang
15 Büschel (1,0 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Deposita, nichtstaatliche Archive und Nachlässe >> Nachlässe (ohne Deposita)

Indexbegriff Person
Hein, Karl

Bestandslaufzeit
1927-1988

Weitere Objektseiten
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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1927-1988

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