Bestand
A Rep. 020-19 Schiller-Realgymnasium / Clausewitz-Schule (Bestand)
Vorwort: A Rep. 020-19 Schiller-Realgymnasium /Clausewitz-Schule
1. Schulgeschichte
Das Realgymnasium in der Schillerstraße 26 war die älteste städtische höhere Lehranstalt Charlottenburgs und wurde am 1. Mai 1886 als Realprogymnasium mit 130 Schülern in den Klassen Sexta bis Obertertia und 100 in drei Vorschulklassen sowie 13 Lehrern begründet. Zunächst fand der Unterricht in den Räumen der ersten Gemeindeschule in der Pestalozzistraße statt. Zu Ostern 1888 wurde das neue Schulgebäude bezogen. Der Vorgänger des Realprogymnasiums war die ehemalige Knaben-Mittelschule, die seit 1883 im Nebenunterricht geeignete Schüler, die auf eine höhere Schule gehen sollten, darauf vorbereitete. In Charlottenburg lebten zu dieser Zeit ca. 33.600 Einwohner und es wurde als notwendig erachtet, neben dem Königlichen Gymnasium, eine weitere höhere Schule einzurichten. 1885 wurde die Einrichtung der neuen Anstalt genehmigt, Dr. Haag zum Rektor gewählt und 1888 das neue Schulgebäude in der Schillerstraße 25 bezogen. Seit 1887 stiegen die Schülerfrequenzen und daher die Klassenstufen aufgeteilt. 1889 berief man nach dem Ableben des Rektors Dr. Haag Dr. Oskar Hubatsch zum Direktor. Die erste Reifeprüfung konnte 1891 bei einem Schüler abgenommen werden. 1892 besuchten 331 Schüler die Anstalt. Von 1891 bis 1902 stellte die Schule ihre Aula der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung als Sitzungssaal zur Verfügung. 1902 gab es 22 Klassen mit 673 Schülern und sechs Vorschulklassen mit 272 Schülern. Auf Grund dieser umfangreichen Klassen für die verschiedenen Jahrgänge wurde beschlossen, die dritten und auch zweiten Klassen des jeweiligen Jahrganges neu gegründeten Schulanstalten, wie z.B. der Herder-Schule in Westend, der Realschule Brauhofstraße sowie der Leibniz-Oberrealschule, zuzuordnen. Seit 1908 gab es dann wieder nur die jeweiligen Oster- und Michaelisjahrgänge des jeweiligen Schuljahres mit 18 Realgymnasialklassen und 607 Schülern und sechs Vorschulklassen mit 308 Schülern. Für die dringend notwendige Ausstattung der Schule mit Physikräumen und einem Zeichensaal wurde 1907 ein Anbau am Ostgiebel errichtet. 1910 waren im Lehrerkollegium 39 Lehrer mit Hilfslehrern und Lehramtskandidaten tätig. Für die Prüfung der Abiturientinnen, die sich in Abendkursen vorbereitet hatten, wurde das Realgymnasium auf Grund seiner gleichmäßig guten Lehrerausstattung in den Schulfächern vorgeschlagen und führte diese Reifeprüfungen erfolgreich durch. Neben den klassischen Fächern wie Deutsch und Latein wurden die naturwissenschaftlichen Fächern sowie das Turnen, Schwimmen und Zeichnen mit modernen Methoden und Hilfsmitteln unterrichtet. Am 3. Januar 1910 erhielt die Schule den Namen "Schiller-Realgymnasium". Während des Weltkrieges 1914-1918 gingen zahlreiche Schüler nach den Notreifeprüfungen von der Schule ab, um sich dem Heeresdienst zur Verfügung zu stellen. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1917 verstarb der Schuldirektor Dr. Oskar Hubatsch und 1918 Dr. Hans Koch zum neuen Schuldirektor berufen.
Nach Kriegsende wurde das Schulgebäude für Militärzwecke genutzt, so dass die Schüler verkürzten Unterricht erhielten. Während der Spartakus-Kämpfe und des Kapp-Putsches wurde der Schulunterricht durch die Streikaktionen und Militäraktionen (z.B. befand sich auf der Terrasse der Direktorenwohnung ein Maschinengewehr) eingeschränkt sowie zahlreiche Schüler der oberen Klassen bei der Technischen Nothilfe als Helfer eingesetzt. Seit Mai 1920 wurden jährlich zehn Studienreferendare in einer angegliederten pädagogischen Vorbereitungsanstalt ausgebildet. Bis Ostern 1923 wurden die Vorklassen aufgelöst, danach besuchten die jüngeren Schüler generell die vierjährige Volksschule. Seit 1923 wurden im Rahmen der Reform des preußischen Unterrichtswesens die Michaelisklassen jahresweise aufgehoben, so dass es Ostern 1932 nur noch die Osterklassen gab. 1926 ging Oberstudiendirektor Dr. Koch in den Ruhestand und Studienrat Dr. Küchling wurde zum Direktor gewählt. Dr. Küchling hatte das Amt nur bis Ostern 1932 inne, da er dann die Leitung der Fürstin-Bismarck-Schule übernahm. Ihm folgte Studienrat Dr. Sange, der das Amt bis 1950 inne hatte. Während 1918, im letzten Kriegsjahr, 501 Schüler die Realgymnasialklassen besuchten, waren es 1923 bereits 807 Schüler in doppelten Osterklassen. Mit dem Abbau der Michaelisklassen sank die Zahl 1926 dann auf 603 Schüler. 1932 war zu befürchten, dass die Schule wie das Mommsengymnasium und die Hindenburg-Realschule wegen zu geringer Schülerzahlen aufgelöst werden würde. Die Lehrerzahl erreichte mit 38 Lehrkräften im Schuljahr 1923/1924 ihren Höhepunkt und sank dann auf 19 Lehrkräfte. Mit der Neuordnung des preußischen Schulwesens waren auch verbunden die Einrichtung der Schülerselbstverwaltung, der Elternbeirat und die freiwilligen Arbeitsgemeinschaften, die sich im Schulalltag bewährten. Mit Hilfe der Schülerselbstverwaltung und des Elternbeirates konnten Kakaofrühstücke, Schulbücher für bedürftige Schüler, Mittel für Schulwanderungen und Festveranstaltungen organisiert werden. Ebenso wurden die Lehrpläne den neuen und modernen Anforderungen angepasst.
1933 wurden die Schülerselbstverwaltungen wieder aufgelöst. Der Unterricht wurde durch zahlreiche außerschulische Aktivitäten eingeschränkt, so fand am 10. September 1937 eine Luftschutzübung statt. Mit der Neugestaltung des höheren deutschen Schulwesens durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 erfolgte die Umbenennung des Schiller-Realgymnasiums in "Clausewitz-Schule". Hintergrund war der Versuch, eine Vereinheitlichung der verschiedenen deutschen Schulformen vorzunehmen, wobei die Oberschule zukünftig die Regelform darstellen sollte. Per Definition handelte es sich bei der " Clausewitz-Schule" um eine Oberschule für Jungen. Mit Beginn des Krieges wurden die Luftschutzausbildung und Luftschutzübungen verstärkt und der Stundenplan umgestellt. In den Räumen der Clausewitz-Schule brachte man die verbliebenen Lehrer und Schüler der Schlüter-Schule unter, die am 1. April 1940 übernommen wurde. Im November 1940 wurden 60 Schüler in das Kinderlandverschickungslager Bistritz am Hostein (heute Tschechien) verschickt. Seit August 1943 wurde an keiner Schule Berlins mehr Unterricht erteilt. Am 22. November 1943 wurde das Schulgebäude beim Luftangriff durch Sprengbomben und zwölf Brandbomben schwer beschädigt. Löscharbeiten konnten wegen Wassermangels nicht durchgeführt werden. Da die Ruine nicht mehr genutzt werden konnte, wurde das Sprechzimmer des Direktors in die Räume der Moltke-Schule (Schillerstraße 125/127) verlegt. Lediglich die Luftwaffenhelfer aus den Klassen 5-8 erhielten einige Unterrichtsstunden und waren in Carolinenhöhe, später in Spandau eingesetzt. Ca. 35 Schüler der Klasse 1-5 waren im Kinderlandverschickungslager Bistritz/Warthegau, ca. 60-70 Schüler waren in anderen Schulen des Deutschen Reiches als Gastschüler. Die übrigen Schüler hielten sich ohne Unterricht in Berlin auf. Im Oktober 1944 wurde der totale Kriegseinsatz der 8. Klassen befohlen.
Am 14. Juni 1945 wurden die Vereinigten Oberschulen (Clausewitz-Moltke-Siemens-Schule) in der Schillerstraße 125/127 (Charlottenburg) mit 268 Schülern in 12 Klassen und 18 Lehrern eröffnet. Im August 1945 besuchten bereits 316 Schüler die Schule. Am 1. Januar 1946 waren es 456 Schüler in 17 Klassen mit 22 Lehrern und am 1. Juli 1946 bereits 492 Schüler in 18 Klassen mit 25 Lehrern. Gemeinsam wurde das Schulgebäude in Arbeitseinsätzen enttrümmert, das Dach und die Fenster repariert. Im November 1946 werden die Vereinigten Schulen Charlottenburg in Schillerschule umbenannt.
Die Schulakten wurden im Jahr 2000 als Zugang 5517 dem Landesarchiv Berlin vom BIL (Gutachterstelle für deutsches Schul- und Studienwesen im Berliner Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung und Schulentwicklung früher Pädagogisches Zentrum) übergeben.
2. Bestandsbeschreibung
Zur Zeit sind 406 Akten (5,70 lfm) mit der Laufzeit 1891 - 1950 erschlossen. Der Bestand beinhaltet Akten der Schulleitung (wie Konferenzprotokolle, Schriftwechsel) sowie zu den Lehrerangelegenheiten. Zu den Schülern sind Schülerbögen, "Gutachten zur Aufnahme in eine höhere Schule", Reifeprüfungsarbeiten (mit Gutachten und Lebensläufen) und Jahresarbeiten vorhanden. Reifezeugnisse, Abgangszeugnisse und Zeugnisbögen geben über Noten und Bildungsstand der Schüler Auskunft. Zahlreiche Klassenbücher spiegeln den Schulalltag wieder. In der Rubrik Schulchronik runden die Jubiläumsschrift von 1936 und Akten zu den Schulveranstaltungen den Bestand ab.
Zur Vorbereitung von Schülerprojekten, die v.a. den Zeitraum 1933-1945 umfassen sollten, wurden die o.g. Akten im Laufe diesen Jahres verzeichnet. Die Akten (12,45 lfm), die den Zeitraum 1891 bis 1932 umfassen, sind noch unverzeichnet und unterliegen daher einer Benutzungsbeschränkung.
Die Akten wurden mit der Software Augias.Archiv 8.3 verzeichnet.
Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.
Der Bestand wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, A Rep. 020-19 Nr. ... .
3. Korrespondierende Bestände
LAB Rep. 207: Bezirksamt Charlottenburg, Acc. 2372. Nr. 2657 - 2658, betr. Bauakten - Schillerstr. 26 Schiller-Realgymnasium, 2 Bde. (1886 - 1907, 1930 - 1942).
4. Literatur:
Hubatsch, Oskar: Das Charlottenburger Realgymnasium in dem ersten Vierteljahrhundert seines Bestehens.- Gertz (1911) Signatur: 00650
Jahresbericht über das Städtische Realgymnasium zu Charlottenburg im Schuljahre 1905-1906. - Selbstverl. (1906) Signatur: P 848
Jubiläumsschrift "50 Jahre Schiller-Realgymnasium Berlin Charlottenburg 1886-1936"
Berlin, September 2013 Kerstin Bötticher
Fußnoten aus Wikipedia
Johann Christoph Friedrich von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg; † 9. Mai 1805 in Weimar, Sachsen-Weimar), 1802 geadelt, war ein deutscher Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker. Viele seiner Theaterstücke gehören zum Standardrepertoire der deutschsprachigen Theater. Seine Balladen zählen zu den bekanntesten deutschen Gedichten. Schiller gehört mit Wieland, Goethe und Herder zum Viergestirn der Weimarer Klassik. Er war durch Geburt Württemberger, wurde später Staatsbürger von Sachsen-Weimar und erhielt 1792 zusätzlich die französische Staatsbürgerschaft verliehen, in Würdigung seines in Paris aufgeführten Dramas Die Räuber, das als Freiheitskampf gegen die Tyrannei verstanden wurde.
Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz (* 1. Juli 1780 als Carl Philipp Gottlieb Claußwitz in Burg bei Magdeburg; † 16. November 1831 in Breslau) war ein preußischer General, Heeresreformer und Militärtheoretiker. Clausewitz wurde durch sein unvollendetes Hauptwerk Vom Kriege bekannt, das sich mit der Theorie des Krieges beschäftigt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern und werden bis heute an Militärakademien gelehrt. Sie finden auch im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung.
- Bestandssignatur
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A Rep. 020-19
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 020-03 bis A Rep. 020-ff Städtische Schulen
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- Letzte Aktualisierung
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28.02.2025, 14:13 MEZ
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Objekttyp
- Bestand