Bestand

A Rep. 020-48 (Karteien) Mariendorfer Reform-Realgymnasium / Eckener-Schule (Bestand)

Vorwort: A Rep. 020-48 Eckener-Schule

1. Schulgeschichte

Die Gemeindevertretung Mariendorf beschloss am 30. Juni 1906 die Errichtung eines Reform-Realprogymnasiums nebst Realschule zum 1. April 1907. Die Anstalt wurde mit 25 Schülern am 15. April 1907 in der Ringstraße 99 eröffnet. Zum Leiter wurde Dr. Walter Henze berufen. Im Sommer 1909 zog die Schule in das Gebäude in der Ringstraße 84/85. Im Herbst 1909 begann der Schulbau in der Kaiserstraße. Zu Ostern 1911 zog die Schule mit über 100 Schülern in das neue Schulgebäude Kaiserstraße 17/20 ein. Ostern 1913 erhielt die Schule vom Provinzialschulkollegium die Genehmigung, die Schlussprüfungen abzuhalten. Die Schülerzahl stieg auf 209, die von 15 Lehrern unterrichtet wurden. Der Direktor der Schule Prof. Dr. Henze verstarb auf Grund eines Herzleidens 1914, so dass der stellvertretende Direktor Herr Blohmer bis 1919 die kommissarische Schulleitung übernahm. Da seit 1915 der Besuch der Klassen des Reformrealgymnasiums zu schwach war, beschloss die Mariendorfer Gemeindevertretung die stufenweise Aufhebung dieser Klassen und dafür die Realschule zu einer Oberrealschule auszubauen. Daneben wurde ab 1918 ein humanistisches Gymnasium neu eingeführt. Zu Ostern 1919 berief man den neuen Direktor Prof. Dr. Burhenne. Die erste Reifeprüfung fand mit sieben Schülern zu Ostern 1921 statt. Seit dem Sommer 1930 durfte die Schule den Namen des Luftfahrtspioniers Hugo Eckener tragen. Im Schuljahr 1930 unterrichteten 28 Lehrer in 18 Klassen. Das 25jährige Bestehen der Schule wurde 1932 mit einem Elternabend bei Chorgesang und Theaterspiel gefeiert. 1934 trat Dr. Burhenne aus Gesundheitsgründen aus dem Schulbetrieb aus.

Mit der Neuorganisation des höheren Schulwesens in Deutschland 1938 wurde die Schule als Eckener-Schule, Oberschule für Jungen benannt. Die Leo-Schlageter-Schule (früher Realgymnasium Tempelhof) wurde im Januar 1942 in das Schulgebäude der Eckener-Schule verlegt, dadurch fand der Schulunterricht in Schichten statt. Zahlreiche Schüler wurden als Flakhelfer berufen, andere in die KLV-Lager nach Böhmen und Mähren evakuiert. Am 24. August 1943 wurde die Turnhalle bei einem Bombenangriff zerstört. Seit Juni 1944 war das Schulge-bäude eine Sammelunterkunft für Bombengeschädigte.

Am 3. September 1945 wurde die Schule mit 8 Klassen und 12 Lehrern wiedereröffnet. Mit 235 Schülern folgte dann der endgültige Beginn des vorerst nachmittags stattfindenden Schulunterrichts. Im November zog die Mädchen-Mittelschule Tempelhof mit in das Gebäude ein. Im April 1950 war das Schulgebäude wieder vollständig hergestellt. Nach der Einführung der Dreizügigkeit der Berliner Oberschulen durch das Berliner Schulgesetz 1951 wurde aus der Eckener-Schule die 3. Oberschule wissenschaftlicher Zweig, Eckener-Schule. 1953 wurden die verbliebenen Klassen der Gertrud-Stauffacher-Oberschule mit der Eckener-Schule vereinigt.

2007 besuchen ca. 700 Schüler und Schülerinnen die Eckener-Oberschule (Gymnasium) im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Die Schulakten wurden im Jahr 2000 als Zugang 5517 dem Landesarchiv Berlin vom BIL (Gutachterstelle für deutsches Schul- und Studienwesen im Berliner Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung und Schulentwicklung früher Pädagogisches Zentrum) übergeben.

Hugo Eckener (* 10.08.1868 in Flensburg, + 14.08.1954 in Friedrichshafen)
Nach dem Besuch des Flensburger Gymnasiums studierte er Philosophie und Nationalökonomie in München, Leipzig und Berlin. Nachdem er 1892 seinen Dr.phil erwarb, arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. Ende der 1890er Jahre ließ er sich aus gesundheitlichen Gründen in Friedrichshafen nieder. Ab 1903 setzte er sich in Aufsätzen und Vorträgen für die Zeppelinsche Luftschifffahrt ein. 1909 wurde er Leiter der Deutschen Luftschiffahrts-AG, der ersten Luftreederei der Welt. 1910 übernahm er die Abteilung für Fahrtechnik, lernte die Schiffe selbst zu steuern und wurde Ausbilder von Kommandanten und Steuerleuten, im 1. Weltkrieg auch für das Heer und die Marine. Nach dem Tod von Graf Zeppelin 1917 übernahm er weitere Aufgaben in der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. 1924 überquerte er mit der „Los Angeles“ zum ersten Mal in der Welt den Atlantik. 1928 bis 1937 machte er mit der „Graf Zeppelin“ etwa 70 Reisen nach Nord- und Südamerika, wobei hier seine Weltfahrt 1929 und die Polarfahrt 1931 besondere Beachtung fanden. 1937 erlitt die Luftschifffahrt durch die Explosion der „Hindenburg“ einen Rückschlag, von dem sie sich nicht wieder erholen sollte. Während des 2. Weltkrieges wurden die Luftschiffe abgewrackt. Er wurde zum Wehrwirtschaftsführer ernannt, seine weitere Rolle im nationalsozialistischen Staat blieb ungeklärt. Hugo Eckener dachte zwar national-konservativ und wollte sich gegen Hitler zur Reichspräsidentenwahl stellen, wenn Hindenburg damals nicht kandidiert hätte. Nach dem Kriegsende 1945 wurde er als „Förderer, Anhänger und Nutznießer Hitlers“ eingestuft. 1948 wurde Eckener im Rahmen der Entnazifizierung zur Geldstrafe und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre verurteilt, aber bereits ein halbes Jahr später vollkommen rehabilitiert. Er arbeitete dann als politischer Publizist in Konstanz und lebte als Ruheständler in Friedrichshafen, wo er 1954 an Herzversagen verstarb.

KLV-Lager: Kinderlandverschickungs-Lager. Im Rahmen der „Erweiterten Kinderlandverschickung“ wurden zahlreiche Schüler aus luftkriegsgefährdeten Städten, so auch aus Berlin, dort betreut.

2. Bestandsgeschichte

Der Bestand umfasst 19 Akten (0,60 lfm) mit der Laufzeit 1907 bis 1952. Er beinhaltet ein Schülerverzeichnis mit Ergänzungen aus den Jahren 1945 bis 1952 und Schülerkarten. Die Jahresberichte des Reform-Realprogymnasiums Mariendorf für die Schuljahre 1907 bis 1914 runden den Bestand ab.
weitere Schülerkarten ab Sch-Z müssen noch eingearbeitet werden, 2016 übernommen.
Eckener-Schule (ehem. Mariendorfer Reform-Realgymnasium), Juli 2007 bearbeitet, findbuch fertig pdf liegt vor, Bötticher

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.

3. Literatur- und Quellenverzeichnis

Festschrift „50 Jahre Eckener-Schule 1907-1957“. Berlin 1957
Italiaander, Rolf: Ein Deutscher namens Eckener. Luftfahrtpionier und Friedenspolitiker. Vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik. Konstanz 1981



Berlin, im Juli 2007 Kerstin Bötticher

Bestandssignatur
A Rep. 020-48 (Karteien)

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 020-03 bis A Rep. 020-ff Städtische Schulen >> A Rep. 020-48 Mariendorfer Reform-Realgymnasium / Eckener-Schule

Bestandslaufzeit
1907 - 1943

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1907 - 1943

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