Malerei

Papua-Jünglinge

Mit seiner Begleitung der „Medizinisch-demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition“ erfüllte sich für Nolde ein lang gehegter Traum: Nachdem er zuvor die „Kunsterzeugnisse der Naturvölker“ (so der Titel eines unvollendeten Manuskripts Noldes von 1912; Nolde Stiftung Seebüll) im Berliner Ethnologischen Museum/Museum für Völkerkunde studiert hatte, konnte er nun einigen der ihm unbekannten Kulturen im südlichen Pazifik direkt begegnen. Zusammen mit Ada, seiner Frau, erreichte er Ende 1913 Deutsch-Neuguinea. Der Künstler erhoffte sich vor allem neue Bildmotive. Die Szene mit den jungen Inselbewohnern am Strand entspricht seinen Vorstellungen vom unberührten Tropenparadies und konstruiert – beispielsweise in der Darstellung des unbekleideten Hockenden mit Blumen im Haar – eine primordiale Gesellschaft. Tatsächlich jedoch war Noldes Erlebnis vor Ort vom Bewusstsein der fortschreitenden Kolonisierung und Europäisierung geprägt, insbesondere an den Küstenorten. Die Suche nach geeigneten Motiven gestaltete sich als schwierig, und Nolde beklagte wiederholt den allgegenwärtigen Einzug der Zivilisation. Erst als sich die Gelegenheit bot, einen deutschen Kolonialbeamten zu den kaum besiedelten kleinen Nachbarinseln zu begleiten, hatte der Künstler den Eindruck, das wahre Neuguinea kennenzulernen. Auf einer solchen Exkursion fertigte er vermutlich auch eine postkartengroße Farbstiftzeichnung (Nolde Stiftung Seebüll) an, die als Vorlage für sein Gemälde „Papua-Jünglinge“ diente. Die Leinwand-Komposition schuf Nolde im kolonialen Küstenort Käwieng (heute Kavieng), in einem ausgedienten Arresthaus, das dem Künstler als provisorisches Atelier bereitgestellt wurde. Hier übertrug er seine Skizzen auf die Leinwand, mitunter in freier Kombination. Die auf diese Weise entstandenen Gemälde schickte Nolde vor seiner Abreise als separates Gepäck nach Deutschland. Mit Kriegsbeginn beschlagnahmten britische Truppen das Konvolut im Sueskanal. Erst Jahre später erhielt es Nolde zurück. 1930 verkaufte er das Gemälde „Papua-Jünglinge“ an die Kunstsammlungen der Stadt Königsberg, wo es 1937 als „entartete Kunst“ eingezogen wurde. 1951 gelangte es schließlich über Umwege in die Nationalgalerie (Ost). | Aya Soika

Location
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
Inventory number
A II 1063
Measurements
Höhe x Breite: 70 x 103,5 cm
Rahmenmaß: 81,5 x 116 x 5,5 cm
Material/Technique
Öl auf Leinwand

Event
Eigentumswechsel
(description)
1949 der Nationalgalerie aus dem Nachlass des Kunsthändlers Bernhard Böhmer übergeben. 1951 Schenkung des Magistrats von Groß-Berlin (Ost)
Event
Herstellung
(who)
(when)
1914

Rights
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Last update
14.04.2025, 8:09 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Malerei

Associated

Time of origin

  • 1914

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