Malerei
Pfingsten
Dicht gedrängt sitzt die Gemeinschaft der Jünger, die durch das Pfingstwunder zu Aposteln werden, um den Tisch. Über ihren Köpfen leuchten die tropfenförmigen Flammen, die seit dem Mittelalter die Präsenz des Heiligen Geistes versinnbildlichen. Doch Nolde konzipierte das biblische Thema auf ganz neue Art: Er verlieh den Figuren durch den pastosen Farbauftrag ein maskenhaftes Äußeres und betonte die innere Erregung durch die glühenden Farbkontraste aus Rot, Gelb, Violett, Grün und Blau. Das Gemälde war 1909 zusammen mit seinem „Abendmahl“ (Statens Museum for Kunst, Kopenhagen) und der „Verspottung Christi“ (Brücke Museum, Berlin) eines der ersten religiösen Bilder des Künstlers, insgesamt wurden es mehr als fünfzig. „Pfingsten“ ist nicht nur ein Markstein in der Entwicklung von Noldes Bildsprache, sondern trug auch zu seiner Reputation als Kunstrebell bei. Als er im Frühjahr 1910 seine provokante Neuschöpfung auf der renommierten Ausstellung der Berliner Secession der Öffentlichkeit präsentieren wollte, wurde sie, zusammen mit anderen Werken expressionistischer Künstler, von der Jury abgelehnt. Die von Nolde initiierte und öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit Max Liebermann, die im Winter 1910/1911 folgte, wurde von Nolde später – unter anderem in seiner Autobiografie von 1934 – zum Kampf gegen eine angeblich jüdisch dominierte Berliner Kunstszene umgedeutet. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes stand dagegen die formale Abgrenzung vom Impressionismus mit Hilfe des biblischen Sujets im Vordergrund. So lobte der Archäologe und Kunstliebhaber Botho Graef anhand des Gemäldes die „Primitivität“ und „eindringliche Kraft“ der religiösen Bilder Noldes und hob die „an das Brutale grenzende Vereinfachung“ sowie „die bis an die Grenze des Krassen, ja anscheinend fast Grotesken gesteigerte Charakteristik“ hervor (Botho Graef, Kunstverein – Emil Nolde, in: Jenaische Zeitung, 8.6.1910). Noch im selben Jahr erwarb Noldes langjähriger Schweizer Freund, der Jurist Hans Fehr, das Gemälde. | Aya Soika
- Location
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
- Inventory number
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NG 7/74
- Measurements
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Rahmenmaß: 110,5 x 131 x 6,5 cm
Höhe x Breite: 87 x 107 cm
- Material/Technique
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Öl auf Leinwand
- Event
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Eigentumswechsel
- (description)
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1974 Ankauf von Kornfeld & Klipstein aus der Sammlung Fehr, Muri/Bern (Schweiz).
- Event
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Herstellung
- (when)
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1909
- Rights
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
- Last update
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14.04.2025, 8:09 AM CEST
Data provider
Neue Nationalgalerie. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Malerei
Associated
Time of origin
- 1909