Bestand

Sankt Märgen (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Das Augustinerkloster St. Märgen wurde in wirtschaftlicher Notlage 1370 mit dem Freiburger Augustinerkloster Allerheiligen vereinigt. Die Äbte waren zugleich Pröpste des Freiburger Konvents. Nach dem Verkauf fast aller Güter an die Stadt Freiburg (1462/63) zog der Konvent aus St. Märgen in das Freiburger Kloster um. Zwischen 1540 und 1713 war das Kloster St. Märgen als solches überhaupt erloschen. Die unablässigen Bemühungen, den Besitz und die Abtei zurückzuerwerben, hatten im 18. Jahrhundert Erfolg: 1717 konnte der Kirchenneubau in St. Märgen begonnen werden, 1724 bzw. 1729 bezog der Konvent die neuen Klostergebäude. 1806 fiel das Kloster mit dem vorderösterreichischen Breisgau an Baden und wurde säkularisiert.
Das Archiv bzw. dessen spärlicher Rest - aus der Zerstreuung der Bibliothek vor Ort wird man auch auf das Archivschicksal schließen dürfen - gelangte nach Freiburg und von dort 1807 an das Generallandesarchiv (vgl. Bestand 13). Aus dem Aktenbestand wurden die Spezialia pertinenzmäßig verteilt, lediglich die auf den Ort St. Märgen bezogenen Akten blieben bei den Generalia.

Inhalt und Bewertung

Der Bestand enthält zu knapp zwei Dritteln Archivalien der beiden Klöster St. Märgen und Allerheiligen, wobei die Auseinandersetzung mit der Stadt Freiburg im Vordergrund steht. Der Rest besteht vor allem aus Schriftgut der vorderösterreichischen Regierung und Kammer und der badischen Nachfolgebehörden in Freiburg.

Vorwort: Das Augustinerkloster St. Märgen wurde um 1118 von dem Straßburger Domherrn und späteren Bischof Bruno v. Hohenberg gegründet. Diese Maßnahme ist im Zusammenhang mit der Ausdehnung der Besiedlung auf den Hochschwarzwald im Spätmittelalter zu sehen. Die Hohenberger erweiterten so ihren Einfluss vom Zartener Tal bis hinauf an die Grenzen des von den rivalisierenden Zähringern gegründeten Klosters St. Peter. Auf die Hohenberger folgten als Klostervögte Anfang des 14.Jh. die Freiburger Familie Turner, dann wechselweise die Schnewlin und die v. Blumeneck und schließlich das Haus Habsburg. Mit den beiden Vogtfamilien Schnewlin und v. Blumeneck lag das Kloster im 14.Jh. in ständigem Streit, bei dem es sogar zur Tötung zweier Äbte durch die Mannschaft der Vögte kam und der auch eine Zerrüttung des Besitzstandes des Klosters mit sich brachte. Dies führte 1370 zu der Vereinigung mit dem im Jahr 1300 durch den Ritter Johann Ammann v. Waldkirch gegründeten Augustinerkloster Allerheiligen in Freiburg, das durch Kriegsereignisse ebenfalls in seinem Bestand gefährdet war. Auch diese Zusammenlegung brachte das Kloster jedoch nicht aus seiner schwierigen materiellen Lage. So sah es sich schließlich genötigt, im Jahr 1462 seinen wichtigsten Besitz an die Stadt Freiburg zu verkaufen, die damit die Grundlage für die Bildung eines eigenen kleinen Territoriums im Kirchzartener Tal legen konnte. Der Konvent wurde in das Kloster Allerheiligen in Freiburg verlegt und 1546 wurde die St. Märgener Abtswürde für erloschen erklärt. Die Pröpste des Klosters nannten sich nun nur noch "von Allerheiligen". In der Folgezeit und noch bis in das 18.Jh. versuchte das Kloster auf verschiedenen Wegen, den Verkauf des Gründungsguts von St. Märgen rückgängig zu machen. Diese Bemühungen blieben jedoch im Wesentlichen vergeblich. Lediglich konnte es im Jahr 1699 seinen Meierhof in St. Märgen und später vereinzelte weitere Besitzungen zurückkaufen. Als 1675 Freiburg an Frankreich kam und neu befestigt wurde, fiel das Gebäude des Klosters der Festungsanlage zum Opfer. Der Konvent, der damals nur noch aus vier Personen bestand, gewann jedoch wieder eine solide finanzielle Grundlage. So konnte bereits 1717 wieder ein neues Kloster in Freiburg errichtet werden. Im selben Jahr wurde mit dem Neubau einer Kirche in St. Märgen begonnen und 1724 bzw. 1729 zog der Konvent wieder nach St. Märgen, wo inzwischen das neue Klostergebäude fertiggestellt war. Der Bestand des Klosters an seinem alten Platz sollte jedoch nur noch von kurzer Dauer sein, denn am 29.8.1806 wurde es durch Baden säkularisiert. Der Augustinerorden war eine klösterliche Gemeinschaft von Geistlichen, die in Pfarreien tätig waren. Von St. Märgen aus wurden z.T. bis zu dessen Aufhebung die Pfarreien Hüfingen, Wyhl, Haslach, Scherzingen, Zähringen und die Klostergemeinde St. Märgen selbst versehen. Zum Gründungsgut gehörte der Dinghof in Zarten, Höfe in St. Märgen und Güter in Kirchzarten, Burg, Attental, Gottenheim und Merdingen, zu dem bald auch weitere Besitzungen in Hüfingen, Waltershofen, Niederrimsingen, Mengen, Tiengen und Endingen (von Allerheiligen) dazukamen. Auch in anderen Orten des Breisgaus und im EIsass bestand Streubesitz. Nach der Krise des Klosters, dem Verkauf der wichtigsten seiner Besitzungen und der Verlegung nach Freiburg konnte es erst bis Anfang des 18.Jh. seine Besitzgrundlage wieder verbreitern. Im 18.Jh. besaß es vor allem den zurückgekauften Meierhof in St. Märgen, sowie Lehengüter in Merdingen, Waltershofen, Gundelfingen, Wyhl und Gottenheim und einzelne weitere Besitzungen in Wyhl, Zähringen, Freiburg, Merdingen, Kiechinsbergen und Herdern. Der ertragreichste Besitz waren jedoch die Zehntrechte in St. Märgen, Wyhl, Haslach, Scherzingen und Zähringen. Als das Kloster an Baden fiel, wurde der Wert seines Besitzes immerhin mit 300000 fl. angegeben. Im September 1806 wurde das Aktenarchiv des Klosters an die Regierung und Kammer nach Freiburg geschickt (61/1881 Nr.37 63), von wo aus es an das Generallandesarchiv nach Karlsruhe weitertransportiert wurde. Über die Urkunden und anderen Archivalien findet sich keine Nachricht, aber vermutlich wurden sie zur gleichen Zeit nach Karlsruhe gebracht. Das Archiv sortierte die Akten und lieferte dem Geheimen Rat ein Verzeichnis der Beraine und Einzugsregister, sowie der neueren Akten, die noch nicht archivwürdig waren (101/1). Diese Akten wurden der Regierung und Kammer zu Freiburg überlassen, während bei den Berainen lediglich das Verzeichnis abgegeben wurde. Bei Bedarf sollten dann für die Verrechnungen Abschriften der Beraine gefertigt werden. Entsprechend der Prinzipien der Archivordnung und Bestandsbildung im Generallandesarchiv wurden die Archivalien des Klosters dann auseinandergetrennt. Der vorliegende Bestand beinhaltet die Generalakten des Klosters und die Spezialakten über die Gemeinde St. Märgen. Außerdem sind die diesbezüglichen Akten vorderösterreichischer Provenienz und auch Akten großherzoglich badischer Behörden eingereiht (s. Provenienzliste). 56% der Akten stammen von St. Märgen, 10% von Allerheiligen, 18% von vorderösterreichischen Behörden, 13% von badischen Behörden und 3% von Sonstigen. Wie in den meisten Beständen des Historischen Archivs des Generallandesarchives entstammt der Hauptteil der Überlieferung dem 18.Jh. (55%). Je 1% beziehen sich auf das 12. und 13.Jh., 2% auf das 14.Jh., 6% auf das 15.Jh., 8% auf das 16.Jh., 14% auf das 17.Jh. und 13% auf das 19.Jh. Der Bestand wurde 1938 von Albert Siebert durch ein Zettelrepertorium erschlossen. Dieses wurde von Unterzeichnetem überarbeitet, durch Umfangs- und Provenienzangaben erweitert und mit Indizes versehen. Die Herstellung des Findbuches erfolgte im Rahmen des Midosa-Projektes der Landesarchivverwaltung mit Hilfe der EDV. Karlsruhe, im Januar 1990 R. Rupp

Literatur: St. Märgen. Festschrift zur 850-Jahr-Feier, St. Märgen 1968

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 101
Umfang
118 Akten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Akten >> Kleinere geistliche Territorien >> St. Märgen
Verwandte Bestände und Literatur
Rainer Brüning/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 6, Bestände des Alten Reiches, insbesondere Generalakten (71-228), Stuttgart 2006, S. 202.

Bestandslaufzeit
[1125]-1864

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • [1125]-1864

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