Bestand
Sankt Peter (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Das Benediktinerkloster St. Peter gehörte zum
vorderösterreichischen Breisgau. 1560 wurde das Priorat St. Ulrich
inkorporiert, 1598 die Propstei Sölden. Beim Anfall an Baden im
Jahr 1806 wurde die Abtei aufgehoben.
Das Archiv des
Klosters, das während der Kriege mit Frankreich zeitweise nach
Petershausen ausgelagert war, wurde unter badischer Verwaltung noch
vor Ort stark dezimiert; so fehlen die Rechnungen ganz. Zwischen
1811 und 1816 gelangten die Archivalien an das Provinzialarchiv in
Freiburg, von dort bis 1840 nach Karlsruhe. Ihnen wurde Schriftgut
der vorderösterreichischen Regierung und Kammer sowie der badischen
Nachfolgebehörden in Freiburg zugeordnet (vgl. Bestand 14).
Inhalt und Bewertung
Der
Bestand enthält auch einige wenige Spezialia zum Ort St. Peter
selbst (vgl. Bestand 229).
Vorwort: Herzog Berthold I.
von Zähringen gründete im Jahr 1073 in Weilheim (Kr. Esslingen) aus
Familienbesitz ein Priorat, das dem Kloster Hirsau unterstand. Im
Jahr 1093 wurde die Mönchsgemeinschaft in die Nähe des neuen
Herrschaftsschwerpunkts des Geschlechtes der Zähringer bei Freiburg
verlegt. Das nach seinem Patron St. Peter benannte Kloster war
Grablege der Gründerfamilie und gehörte zu den Cluniazensern, die
im Investiturstreit wie Berthold II. auf der päpstlichen Seite
standen. Nach dem Aussterben der Zähringer verlor das Kloster an
politischer Bedeutung. Die Besitzgrundlage des Klosters war um den
Klostersitz herum zunächst noch sehr schmal. Sie wuchs jedoch durch
Schenkungen zähringischer Ministerialen rasch an, so dass im 15.Jh.
umfangreicher Streubesitz im ganzen Breisgau bestand. Außerdem
konnte das Kloster auch über die Reformation hinweg noch seinen
Besitz aus der Gründungszeit um Weilheim herum halten. Von Herzog
Berthold II. war es mit Gütern um Herzogenbuchsee im Berner Gebiet
ausgestattet worden, die jedoch im Zusammenhang mit der Reformation
verloren gingen bzw. verkauft wurden. Im 17.Jh. hatte das Kloster
durch den Dreißigjährigen Krieg und die Franzosenkriege sehr zu
leiden. Im 18.Jh. stetzte ein Wiederaufblühen des Konvents ein, der
damals nicht mehr als 20 Mönche umfasste. Das Klostergebäude wurde
neu erbaut (1724- 1772) und die Mönche beteiligten sich rege an den
wissenschaftlichen und literarischen Studien ihrer Zeit. Im Jahr
1806 wurde das Kloster durch Baden säkularisiert. Das Archiv, das
während der Kriege mit Frankreich zeitweise nach Petershausen
ausgelagert war, befand sich seit 1798 wieder im Kloster. Im Jahr
1803 wurde auf eine Bitte aus Karlsruhe dem Markgrafen der Rotulus
Sanpetrinus und einige andere Archivalien ausgehändigt (siehe
Abt.233/37). Markgraf Karl Friedrich hatte diese für die Geschichte
des Geschlechtes der Zähringer wichtige Quelle bei einem Besuch des
Klosters in dessen Jubiläumsjahr 1773 gezeigt bekommen und wollte
es nun zur historischen Untermauerung der Ansprüche seines Hauses,
das von den Zähringern abstammte, auf den damals noch
vorderösterreichischen Breisgau nutzen. Das Klosters seinerseits
hoffte -vergebens, wie sich zeigte -, sich so die Gunst seines
eventuellen zukünftigen Herrschers zu erwerben. Der badische
Besitznahmekommissar Stösser ließ 1806 das Archiv versiegeln um es
für den Abtransport nach Karlsruhe zu sichern. Es befand sich
jedoch noch 1811 in St.Peter, als wie in den Tagebüchern des Abtes
Ignaz Speckle notiert ist, auf Anweisung des badischen Amtmannes
alle Rechnungen und anderen "unnützen" Schriften aussortiert und
vernichtet wurden. Zwischen 1811 und 1816 wurde das Archiv dann an
das Provinzialarchiv in Freiburg verlagert (siehe Abt.68/511), von
wo 1816 die erste Lieferung an das Generallandesarchivabgeschickt
wurde- Entsprechend den Prinzipien der Archivordnung und
Bestandsbildung wurde dann das Klosterarchiv auseinander- getrennt.
Der vorliegende Bestand beinhaltet die Generalakten des
Klosterarchivs und Akten vor allem vorderösterreichischer
Provenienz die St. Peter betreffen (s.a. Provenienzliste). Das um
die Jahrhundertwende gefertigte und als Zettelrepertorium angelegte
Verzeichnis wurde von Unterzeichnetem überarbeitet, durch Umfangs-
und Provenienzangaben erweitert und mit einem Index versehen. Die
Herstellung des Findbuches erfolgte im Rahmen des MIDOSA-Projektes
der Landesarchivverwaltung mit Hilfe der EDV. Karlsruhe, den
14.12.87 R. Rupp
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 102
- Umfang
-
348 Akten
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Akten >> Kleinere geistliche Territorien >> St. Peter
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Rainer Brüning/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 6, Bestände des Alten Reiches, insbesondere Generalakten (71-228), Stuttgart 2006, S. 203
- Bestandslaufzeit
-
[1095]-1854
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- [1095]-1854