Bestand
Nachlass Hans Waag (1876 - 1941), Theaterintendant (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Ankauf zusammen mit dem Schlossarchiv Neuweier
(siehe Bestand 69 Neuweier) im Dezember 2018; Schenkung von Privat
im Mai 2021
1. Biografie: Hans Waag wurde
am 20. Juni 1876 in Frankfurt am Main als Sohn von Georg und
Albertine Waag geboren. Neben dem Sohn hatte die Familie noch zwei
Töchter: Elisabeth, verheiratet mit Karl Molzahn in Frankfurt am
Main, und Johanna (1883-1958), verheiratet mit Wilhelm Kratz
(1873-1945) in Kronberg. Von 1926 bis 1933/34 war Hans Waag
Intendant des Badischen Landestheaters in Karlsruhe. Zunächst hatte
er beruflich allerdings nichts mit dem Theater zu tun. 1900/01
leistete Hans Waag als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst
bei der 3. Batterie des 1. Großherzoglich Hessischen
Feldartillerie-Regiments Nr. 25. Im Jahr 1904 promovierte als
Ingenieur in der Abteilung Architektur an der Technischen
Hochschule in Darmstadt. Nach einem Aufenthalt in Italien in den
Jahren 1905 bis 1908 zu weiterführenden Studien, wechselte er dann
beruflich ans Theater. Bis 1911 hatte er eine Stelle als Dramaturg
und Regisseur am Hof- und Nationaltheater in Mannheim inne.
Anschließend war er bis 1914 als Oberspielleiter, dann als
Hoftheaterdirektor am Hoftheater in Braunschweig beschäftigt. Ende
1914 wurde er Intendant am Stadttheater in Metz, dann am Kurtheater
in Baden-Baden bis er 1926 als Intendant an das Badische
Landestheater Karlsruhe wechselte. Nach der Machtübernahme der
Nazionalsozialisten 1933 wurde er dort als Vertreter des
"undeutschen" Theaters der Weimarer Republik im März 1933 zunächst
"beurlaubt", arbeitete zwischenzeitlich beim Stadttheater Zürich
und wurde schließlich 1934 aus gesundheitlichen Gründen
pensioniert. Gegen eine dabei von der NS-Zeitung "Der Führer"
gestartete Verleumdungskampagne setzte er sich vor Gericht
erfolgreich zur Wehr. Nach seiner Entlassung am Badischen
Landestheater siedelte Hans Waag auf Schloss Neuweier bei
Baden-Baden um und versuchte zunächst eine neue Stellung an einem
Theater zu finden, was aber scheiterte. Mit Jacoba Rössler
(1898-1984), in deren Familienbesitz sich Schloss Neuweier befand,
verheiratete er sich am 24. März 1936; sie war seine zweite
Ehefrau. Seine erste Ehe hatte er mit der schwedischen Sängerin
Lilly Hafgren am 5. Mai 1905 geschlossen. Aus einer anderen
Beziehung (Carla) entstammte seine Tochter Hella, wohnhaft in
Lübbow. In den folgenden Jahren auf Schloss Neuweier verfasste er
populäre Theaterstücke, die in der Region, so auch im Schlosshof zu
Neuweier, durch Laien-Ensembles aufgeführt wurden. Dabei griff er
auf historische Stoffe zurück, zu denen ganz im Geist der Zeit auch
der "Türkenlouis" gehörte. Bereits im Ersten Weltkrieg als Leutnant
der Landwehr 1914/15 an Kampfhandlungen an der Westfront beteiligt,
wurde Hans Waag zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wieder zur
Wehrmacht als Hauptmann eines Bautrupps im Russlandfeldzug
eingezogen. Er starb im August 1941 an einer Embolie in Schmisk
(Russland).
2. Überlieferung: Einige
Unterlagen zu Hans Waag waren im Generallandesarchiv Karlsruhe
bereits über den Bestand des Badischen Landestheaters, wo er als
Intendant tätig war, überliefert (57b Nrn. 112 und 113)
überliefert. Mit seiner Umsiedlung auf Schloss Neuweier, das bis zu
seinem Tod sein letzter Wohnsitz war, verblieb auch sein Nachlass
im Archiv des Schlosses Neuweier zwischen den Akten der dortigen
Schloss- und Weingutsverwaltung. Das Schlossarchiv Neuweier war dem
Generallandesarchiv bereits 1984 als Depositum übergeben worden,
damals allerdings ohne den Nachlass von Hans Waag. Nach einem
Eigentümerwechsel von Schloss Neuweier erwarb das
Generellandesarchiv im Dezember 2018 das Schlossarchiv mitsamt den
Unterlagen der Familie Rössler und dem Nachlass von Hans Waag.
Außerdem erhielt das Generallandesarchiv im Mai 2021 das Tagebuch
von Hans Waag, weitere Fotos bzw. Postkarten und Korrespondenz aus
dem Besitz von Nachkommen der Familie Johanna Kratz (Schwester von
Hans Waag) als Schenkung.
3. Bearbeitung: Die
Nachlassteile von Hans Waag wurden von den Unterlagen zur älteren
Schlossverwaltung und neueren Gutsverwaltung bzw. vom
Familienschriftgut Rössler (= 69 Neuweier) separiert und in
vorliegendem Bestand (= N Waag) verzeichnet. Bereits bei der
Abholung im Schlossarchiv Neuweier wurden Nachlassteile von Hans
Waag vom Rest des Archivs gesondert verpackt. Allerdings lagen die
Nachlassteile zum Teil unsortiert und ungeordnet im Archivraum des
Schlosses Neuweier oder waren Teil der Akten Rössler. Der Nachlass
musste deshalb bei der Bearbeitung des Schlossarchivs erst sortiert
und einzelne Verzeichnungseinheiten gebildet werden. Ebenso wurden
einzelne Dokumente von und zu Hans Waag aus Akten der Familie
Rössler entnommen, in geringem Maße ebenso andersherum. Eine
vollständige Trennung war jedoch nicht möglich. Als Ehemann von
Jacoba Rössler widmete sich Hans Waag auch den Verwaltungsaufgaben
auf Schloss Neuweier bzw. übernahm seine Ehefrau die
Nachlassverwaltung. Dadurch ergeben sich Überschneidungen in der
schriftlichen Überlieferung zwischen N Waag und 69 Neuweier.
Einzelne Dokumente zur Ehefrau Jacoba befinden sich im Nachlass
Waag, während sich andererseits Dokumente zu und von Hans Waag und
seinem Umfeld im Bestand des Schlossarchivs Neuweier befinden. Bei
einigen Stücken konnte eine Zuordnung zu einem der beiden Bestände
nicht klar vollzogen werden, insbesondere bei den Drucksachen sowie
Bild- bzw. Fotosammlungen, sodass sie im vorgefundenen
Schriftgutkontext belassen wurden. Briefe an Hans Waag, die sich im
Gästebuch von Schloss Neuweier (69 Neuweier Dig. 2) befinden,
wurden in Kopie dem Nachlass beigelegt. Die Verzeichnung des
Nachlasses begann im Jahr 2019, konnte jedoch erst nach Sichtung
und Erschließung des gesamten Schlossarchiv Neuweier abgeschlossen
werden. Die weiteren aus dem Schlossarchiv Neuweier separierten
Dokumente zu Hans Waag wurden schließlich Anfang 2022 erfasst und
das Findmittel fertig gestellt. Einige der Druckschriften im
Nachlass sind mit Nummern aus einem ebenfalls vorhandenen, aber
nicht vollständigen Bücherverzeichnis bezeichnet; andere Nummern
mit Datum stammen vermutlich aus der Theaterverwaltung. Die Nummern
wurden bei den Druckschriften als Vorsignaturen aufgenommen.
Karlsruhe, im März 2022 Sara Diedrich
4. Inhalt: Der Nachlass Waag
umfasst einige persönliche Dokumente zum Lebenslauf, größtenteils
jedoch Unterlagen und Sammlungen aus Hans Waags Tätigkeit beim
Theater und als Verfasser von Bühnenwerken. Darunter sind zum
Beispiel Unterlagen zur Regieführung und Repertoirbücher derjenigen
Theater, an denen Hans Waag beschäftigt war, Textmanuskripte
eigener Bühnenwerke, aber auch Gedichte und Aufsätze sind zu
nennen. Außerdem ist seine Korrespondenz privater und beruflicher
Natur enthalten, vorwiegend eingehende Briefe. Hauptsächliche
Korrespondenzpartner sind die Familie sowie Intendanten,
Schauspieler, Musiker etc. an Theatern und Opern sowie
Schrifteller, bspw. Carl Hagemann, Richard Strauss, Stefan Zweig,
Karl Salomon und mehrere Briefe von seiner Sekretärin Lina Krieg
beim Badischen Landes- bzw. Staatstheater in Karlsruhe. Auch
Feldpostbriefe von Hans und Jacoba Waag während seines
Militärdienstes im Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod 1941
befinden sich darunter. Interessant sind auch eine ganze Reihe
Fotografien von Schauspielern, Sängern und anderem Personal am
Karlsruher Theater.
5. Verweise: - Schlossarchiv
Neuweier: 69 Neuweier - Persönliche Dokumente, Orden und Münzen in
Unterlagen aus dem Staatstheater Karlsruhe: 57 b Nrn. 112 und 113 -
Porträt von Hans Waag im Profil: F Nr. 4, 51.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, N Waag
- Extent
-
478 Archivalien (167 Bilder/Fotos, 4 Karten/Pläne; Nr. 1-478)
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Nachlässe >> Andere Nachlässe >> Waag
- Indexentry person
- Date of creation of holding
-
1793-1975
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1793-1975