Bestand

Militärischer Nachlass Professor Eugen Stammbach, Kunstmaler *1876 +1966 (Bestand)

1. Zur Biographie von Professor Eugen Stammbach: Eugen Wilhelm Otto Stammbach wurde am 14. Februar 1876 im Stuttgarter Bohnenviertel geboren und wuchs in einem streng pietistischen Elternhaus auf. Sein Vater, Friedrich Stammbach (1825-1884), hatte 1853 die väterliche Tuchhandlung in der Königsstraße 17 übernommen und ein Jahr später Elise Reihlen (1830-1914), die Tochter eines Stuttgarter Zuckerfabrikanten, geheiratet. Deren Mutter, Charlotte Reihlen (1805-1868), hatte sich u.a. als Mitgründerin der Diakonissen-Anstalten und einer privaten Mädchenschule landesweit einen Namen gemacht. Die Familie Reihlen war aber nicht nur karitativ, sondern auch künstlerisch engagiert: Eugen Stammbachs Großvater Friedrich Reihlen (1797-1870) war eng mit dem Portraitmaler Franz Seraph Stirnband (1788-1882) befreundet und beauftragte ihn mit der Anfertigung zahlreicher Familienbilder. Zudem besaß er eine ansehnliche Gemäldesammlung. Eugen Stammbachs Mutter, Elise Reihlen, fertigte bis ins hohe Alter Scherenschnitte an, mit denen Liedtexte illustriert wurden. Eugen Stammbachs ältere Schwester Gertrud besuchte ebenfalls die Stuttgarter Kunstgewerbeschule, bevor sie als Lehrerin nach Amerika auswanderte. Im Jahr 1891 erlangte Eugen Stammbach die mittlere Reife am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und besuchte anschließend die Kunstgewerbeschule. Von 1895 bis 1902 studierte er an der Stuttgarter Kunstakademie Malerei. Seine Lehrer waren der schwäbische Illustrator Jakob Grünenwald (1821-1896), der österreichische Genremaler Gustav Igler (1842-1938) sowie die Maler Friedrich von Keller (1840-1914) und Carlos Grethe (1864-1913). Eugen Stammbach pflegte außerdem eine enge Freundschaft mit dem impressionistischen Maler Christian Landenberger (1862-1927); dieser wurde drei Jahre nach dem Abschluss von Stammbachs Studium als Professor an die Stuttgarter Akademie berufen. Der Erhalt eines Stipendiums ermöglichte Stammbach nach seiner Ausbildung eine Studienreise nach Italien, wo er sich vor allem in Florenz aufhielt. Im Jahr 1909 konnte er aufgrund einer kleinen Erbschaft eine Lehrfahrt nach Prag unternehmen. Während des Ersten Weltkriegs war Stammbach als Soldat und Sanitätsoffizier im Einsatz. Er wurde mehrfach verwundet. Die von 1915 bis 1918 in den Schützengräben des westlichen Kriegsschauplatzes entstandenen Bilder zeigen zerstörte Landschaften und den Alltag der Soldaten hinter der Front. Eugen Stammbach war zeit seines Lebens pazifistisch eingestellt. Nach dem Krieg nahm Stammbach am Kunstbetrieb der Stadt Stuttgart regen Anteil. Er war ein unverzichtbarer Bestandteil der Stuttgarter Kunstszene. So waren seine Bilder in der Großen Schwäbischen Kunstschau 1925 und in Ausstellungen des Schwäbischen Künstlerbunds zu sehen, dessen Schriftführer er zeitweise war. Im "Dritten Reich" galten Stammbachs Gemälde auf Grund ihres pointilistischen Stils als "entartete" Kunst. Ein Berufsverbot wurde jedoch gegen Eugen Stammbach nicht verhängt. Nach der Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg war Stammbach eines der fünf württembergischen Mitglieder des Künstlerbunds "Rat der Zehn". Anlässlich seines 75. Geburtstags im Jahr 1951 wurde eine Ausstellung im Württembergischen Kunstverein konzipiert. Öffentliche Anerkennung gewann Stammbach auch durch die Zuerkennung eines Ehrensolds der Stadt Stuttgart und die Verleihung des Professorentitels 1954. Der Künstlerverband Baden-Württemberg, dessen Ehrenmitglied Stammbach war, widmete ihm eine Sonderausstellung auf der 10. Jahresausstellung der Vereinigung im Jahr 1964. Stammbach war Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse.

Als Vertreter eines "schwäbischen Impressionismus" nahm Eugen Stammbach, ein überzeugter Freilichtmaler, unter den Stuttgarter Künstlern mit seinem pointilistischen Malstil eine Sonderrolle ein. Landschaften, Wälder, Bäume sowie Blumen waren ein allgegenwärtiges Thema seines künstlerischen Schaffens. Zur regelrechten "Obsession" wurde ihm dabei die Malerei von Rosen. Stammbachs Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Eugen Stammbach starb am 9. März 1966 in Stuttgart.

2. Zum Nachlass von Professor Eugen Stammbach: Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart hat den militärischen Nachlass von Eugen Stammbach im September 2018 von dem Kunsthändler und Galeristen Andreas Henn erworben. Bei dem Nachlass handelt es sich um ein Konvolut von 15 Bildern, darunter vor allem Aquarelle, die während des Ersten Weltkriegs an verschiedenen Orten der Westfront, in der Mehrzahl in den Argonnen, entstanden sind. Die Gemälde sind meist rückseitig datiert und teilweise beschriftet. Beim Bestand befindet sich zudem eine Kurzbiographie Eugen Stammbachs, geschrieben von Peter Pfitzer anlässlich einer Ausstellungseröffnung im September 2002.

3. Quellen- und Literaturhinweise: 1. Quellen Datei/Kartei der Stuttgarter Passakten; StA Ludwigsburg F 215/Bü 397 Verband der bildenden Künstler Württemberg e.V., Kartei der verstorbenen Mitglieder (1931) (1945-1989); HStA Stuttgart Q 3/39 b Bü 101 (mit Portraitfotografie von Eugen Stammbach) 2. Literatur Löcher, K.: Eugen Stammbach, in: Künstlerbund Baden-Württemberg. 10. Jahresausstellung Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1964, S.12. Maier, T./Müllerschön, B.: Die schwäbische Malerei um 1900. Die Stuttgarter Kunstschule/Akademie, Professoren und Malerei. Geschichte-Geschichten-Lebensbilder, Stuttgart 2000, S. 219-222. Hinweise auf Zeitungsartikel über Eugen Stammbach finden sich in der oben aufgeführten Akte Q 3/39 b Bü 101. Stuttgart, im Oktober 2018 Dr. Wolfgang Mährle Rebecca Schröder

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/348
Umfang
16 Archivalieneinheiten (0,05 lfd.m.)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1915-1918, [2002]

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1915-1918, [2002]

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