Bestand
Urspring, Benediktinerinnenpriorat (Bestand)
Geschichte: Das Kloster St. Georgen, dem die Herren von Schelklingen 1127 den Ort Urspring geschenkt hatten, gründete vor 1179 in Urspring ein Benediktinerinnenpriorat, welches als solches bis 1802 bestand. Bis 1806 war es Priorat des Klosters Wiblingen. Geleitet wurde es von der Meisterin, welche ab 1664 die Bezeichnung Äbtissin erhielt. Zunächst unterstand das Kloster der Vogtei der Grafen von Berg. Gemeinsam mit der Herrschaft Ehingen, Schelklingen und Berg ging Urspring 1346 an die Herzöge von Österreich über. Ab diesem Zeitpunkt begann das Kloster eine selbstständige Stellung einzunehmen. Es wurden fast ausschließlich adelige Frauen als Nonnen im Kloster aufgenommen. Der Einzugsbereich beschränkte sich zunächst auf den lokalen Niederadel. Regional weitete er sich bis zum Ende des Klosters etwa auf das Gebiet der Diözesen Konstanz und Augsburg aus. Der Besitz des Klosters lag vor allem in der näheren Umgebung, allein für die angrenzenden Orte Schmiechen und Hausen ob Urspring gelang die vollständige Erwerbung. Das Kloster besaß zudem Pfleghöfe in Ehingen und Ulm, sowie Hausbesitz in Schelklingen. Zeitweilige Besitzungen gab es im Rothtal um Pfaffenhofen, sowie durch den Kauf Wernauischer Güter und des Gutes St. Ottlilienberg im Allgäu. Diese waren besitzpolitischer Misserfolg und wurden bald wieder verkauft. Mit dem Frieden von Preßburg 1805 wurden die vorderösterreichischen Gebiete im Südwesten unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt. Eine Besitzergreifung Ursprings folgte sowohl durch Bayern als auch durch Württemberg. Im Juni 1806 wurde durch einen Staatsvertrag die Grenzen zwischen Württemberg und Bayern festgelegt. Urspring fiel gemeinsam mit der Herrschaft Schelklingen an Württemberg. Zur Geschichte des Klosters kann auf das umfangreiche Werk "Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen. 1127 - 1806", mit dem dazugehörigen Band "Regesten zur Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen. 1127 - 1806", von Immo Eberl verwiesen werden.
Überlieferungsgeschichte: Der Bestand enthält 1824 von Lotter beim Oberamt Ehingen, sowie beim Oberamt und Kameralamt Blaubeuren ausgehobene und bis 1832 eingekommene Archivalien Urspringer Provenienz mit späteren Zugängen, dazu von Baden ab 1870 extradierte Dokumente betreffend Urspring aus dem Archiv des Klosters St. Georgen, sowie einzelne Akten württembergischer Provenienz aus der Zeit nach 1806. Ein Teil des Bestandes wurde zwischen 1826 und 1845 in den Pertinenzbestand H 23 Oberamt Blaubeuren ausgegliedert. Der Großteil der Urspringischen Überlieferung blieb davon jedoch unberührt, da man nach 1845 provenienzgerechte Bestände bildete. Hieraus entstanden die Bestände B 511 und B 511 L. Das Repertorium zu B 511 wurde 1859 von W. Staudenmayer erstellt. Die Archivalien gliederten sich dabei in: A. Einzelne, alphabetisch aufgeführte Orte (etwa vier Fünftel des Bestands); B. Allgemeines zur Geschichte des Klosters; C. Verträge des Klosters mit Auswärtigen (Ehingen, Herren von Freyberg, Kloster Marchtal, Österreich, Stadt Schelklingen, Schenk von Castell, Universität Tübingen, Kloster Söflingen). Nach 1970 wurde der Bestand H 23 aufgelöst und sein Inhalt auf die seinen Provenienzen entsprechende Bestände aufgeteilt. Das hierbei anfallende Schriftgut Urspringischer Provenienz wurde zunächst 1992 bis 1993 in einem Nachtragsrepertorium durch Martina Wagner und Daniel Stihler verzeichnet (jetzt U 950 bis U 958 und Bü 38 bis Bü 103). Hierbei wurde auf das Ordnungsprinzip Staudenmayers mit einer Aufteilung nach Orten zurückgegriffen. Weitere Akten wurden chronologisch abgelegt. Aus konservatorischen Gründen wurden die in den Akten liegenden Pergamenturkunden herausgenommen und fortan getrennt von den Papierakten aufbewahrt. Ein Splitterbestand Urspringer Urkunden wurde noch lange Zeit im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München verwahrt. Er wurde 1997 im Rahmen des bayerisch-baden-württembergischen Beständeausgleichs übergeben und an den Bestand B 511 angegliedert (jetzt U 959 bis U 973). Das von Staudenmayer erstellte Repertorium, sowie die Regesten der von München abgegebenen Urkunden, wurden 2017 bis 2018 von Marion Zausch und Robert Gabriel retrokonvertiert. Das Nachtragsrepertorium wurde ebenso in B 511 im Zuge der Überarbeitung und Endredaktion 2019/2020 durch Eva Ilisch eingegliedert.
Abkürzungen:
anh anhängend
AS Archivsignatur
aufgedr. aufgedrückt
Bd. Band
besch. beschädigt
Bl. Blatt
Bü Büschel
fl. Gulden
fl. rhein. Rheinische Gulden
lb. Pfund
Qu. Quadrangel
RS Registratursignatur
RV Rückvermerk
S. Seiten
Schr. Schreiben
s.u. siehe unten
U Urkunde
u.a. unter anderem
Liste der Meisterinnen/Äbtissinnen: Diese Angaben stammen aus "Eberl, Immo: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen. 1127-1806. Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz., Stuttgart 1978, S. 209-222" und sind dort näher belegt.
1. Mahtilt (+ vor 1230 Januar 16)
2. Irmelgard (+ 1258? Mai 23.)
3. Agnes (um 1275)
4. Irmeltrud (+um 1280 Januar 13.)
5. Adelheid (+1294/1301 Dezember 22.)
6. Sophia (+1302/1306/1309 Dezember 25.)
7. Hiltrud Fülhin von Tissen (+ nach 1333 April 15.)
8. Adelheit vom Stein (+1360 Juli 20.)
9. Udelhild Fülhin von Tissen (+1374 April 9.)
10. Margaretha Balzholz (+1375 Mai 14.)
11. Elisabeth Laydolff (+1396 Mai 12.)
12. Anna vom Stein (+1421vor Mai 16.)
13. Anna von Westernach (+1436 April 25)
14. Ursula vom Stein (+1448 November 16.)
15. Anna Truchsess von Bichishausen (+1463 Juni 19.)
16. Gredanna von Freyberg (+1481 April 18.)
17. Helena von Hirnheim (*vor 1439, +1496 August 14.)
18. Kunigunde von Freyberg (+1511 August 23.)
19. Cecilia von Hirnheim (*vor 1480, +1525 Februar 6.)
20. Magdalena vom Berg (+1552 Juni 7.)
21. Beatrix Speth von Zwiefalten (+1578 Februar 14.)
22. Katharina von Westerstetten (+1583 Dezember 31.)
23. Margaretha vom Stein (+1622 November 7.)
24. Barbara Hund von Lauterbach (+1639 September 20./21.)
25. Anna Sibylla von Gemmingen (*1594, +1665 Januar 31.)
26. Maria Gertrud Schenk von Castell (+1709 Februar 15.)
27. Maria Franziska Giel von Gielsberg (*1647, +1737 Januar 26.)
28. Maria Hildegard von Sirgenstein (*1687 November 4., +1767 Oktober 8.)
29. Maria Hildegard Reichlin von Meldegg (*1720 Februar 9., +1797 November 6.)
30. Maria Abundantia von Barille (*1735 November 13., +1815 Juli 7.)
Weitere Überlieferungen zu Urspring:
B 511 L Urspring, Benediktinerinnenpriorat (Ludwigsburger Ablieferung)
H 234 Bd. 5 bis Bd. 60 Lagerbücher des Klosters Urspring
N 13 Nr. 51 und Nr. 52 Karten zu Besitzungen des Klosters Urspring
J 381 Kopien von Archivalien der Pfarregistraturen Ehingen und Schelklingen sowie des Landesregierungsarchivs Innsbruck betr. Urspring
Literatur (Auswahl):
Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen: 1127-1806. Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz, in: Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, Bd. 13, Stuttgart, Müller und Gräff, 1978
Immo Eberl: Regesten zur Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen: 1127-1806, in: Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, Bd. 14, Stuttgart, Müller und Gräff, 1978
Immo Eberl: Kloster Urspring, in: Der Alb-Donau-Kreis, Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg, Bd. 2, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, 1992, S. 913 - 921
Joachim Fischer: Zwei unbekannte Reformstatuten von 1474 und 1475 für das Benediktinerinnenkloster Urspring, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Bd. 112 (2001), S. 117 - 151
Willi Meder: Das Kloster Urspring, ein Tochterkloster von St. Georgen, in: Der Heimatbote Bd. 14 (2003), S. 21 - 36
Franz Rothenbacher: Beschreibung der Klosterherrschaft Urspring bei Schelklingen im Jahre 1806, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Bd. 117 (2006), S. 431 - 545
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 511
- Extent
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982 Urkunden, 107 Büschel
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien >> Augustinerkloster Kreuzlingen - Restituierte Klöster
- Indexentry place
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Urspring : Schelklingen UL; Kloster
- Date of creation of holding
-
1127-1848
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
20.01.2023, 3:09 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1127-1848