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Ostdeutsche Identitätspolitik

"Die besonderen Umstände der Einigung von Ost- und Westdeutschland brachten den neuen Bundesländern zahlreiche Ressourcenprivilegien gegenüber den ost- und mitteleuropäischen Transformationsstaaten. Doch die Probleme einer politischen Identitätsbildung scheinen sich in den neuen Bundesländern durch den deutsch-deutschen Zusammenschluß eher verschärft als entspannt zu haben. Ausschlaggebend sind nicht nur die verschiedenen politisch-kulturellen Erbschaften, die in den Transformationsprozeß eingebracht werden, sondern auch die unterschiedlichen institutionellen Bedingungen der politischen Integration, die darüber entscheiden, in welcher Weise auf kulturelle Ressourcen zurückgegriffen wird. Die unmittelbare Übernahme westdeutscher politischer Institutionen in Ostdeutschland setzte eine grundlegend andere Dynamik der politischen Integration in Gang, als in mittel- und osteuropäischen Transformationsstaaten, die ihre eigenen politischen und ökonomischen Institutionen wenngleich nach westlichem Vorbild aufbauen. In Ostdeutschland sind Phänomene einer Abgrenzungsidentität entstanden, die unter paradoxen Bedingungen Distanzen von Westdeutschen herstellen. Als Distinktionen überlagern sie andere wichtige Momente der politischen Identitätsbildung wie die politische Ethik oder Strukturen der Kohärenzbildung und erschweren die Wahrnehmung innerostdeutscher struktureller und soziokultureller Differenzen. Die identitätsstiftende Gemeinschaftsbildung schließt zwei Bedeutungen ein. Zum einen besinnen sich Ostdeutsche in Abgrenzung von Westdeutschen auf eine eigene Gruppe, zugleich stellen sie die Gemeinschaftsorientierung an sich als einen besonderen ostdeutschen Wert heraus. Diese Identitätspolitik entfaltet sich in einer Zeit, in der das Verhältnis zu westlichen politischen Institutionen hinterfragt und offener gestaltet wird. Angesichts dieser Konstellation ist in Ostdeutschland ein Spielraum entstanden, die Koordinaten der politischen Integration zu verschieben und dadurch die Nutzung alt-neuer westlicher politischer Institutionen zu verändern." (Autorenreferat)

Ostdeutsche Identitätspolitik

Urheber*in: Ritter, Claudia

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
East German identity policy
ISBN
3-531-12878-7
Umfang
Seite(n): 373-375
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
28. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften". Dresden, 1996

Erschienen in
Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung

Thema
Soziologie, Anthropologie
Soziologie von Gesamtgesellschaften
Bundesrepublik Deutschland
Tradition
alte Bundesländer
Politik
Transformation
Identitätsbildung
politische Ethik
Identität
politische Institution
kulturelle Identität
Netzwerk
deskriptive Studie

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Ritter, Claudia
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Westdt. Verl.
(wo)
Deutschland, Opladen
(wann)
1997

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-138845
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Ritter, Claudia
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Westdt. Verl.

Entstanden

  • 1997

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