Bestand
Ministerium des Kirchen- und Schulwesens/Kultministerium: Israelitische Religionsgemeinschaft (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
1944 vom Kultministerium abgegeben
Inhalt und Bewertung
Enthält: Allgemeine Verhältnisse und Rechtsstellung der Juden, Israelitische Oberkirchenbehörde, Kirchen- und Schulgebäude, Israelitische Kirchenvorsteher, Rabbiner und Rabbinate, Jüdisches Theologiestudium, Finanzverwaltung, Kultus, Standesamtliche Verhältnisse, Schulverhältnisse
Behördengeschichte: Durch das Organisationsmanifest des Jahres 1806 wurde in Württemberg die Ministerialverfassung eingeführt; alle die Religionsgemeinschaften betreffenden Angelegenheiten wurden dem Geistlichen Departement zugeteilt. Wenige Jahre später wurde das Kirchen- und Schulwesen dem Geschäftsbereich des Innenministeriums zugeordnet, von dem es im Jahre 1848 wieder getrennt und zu einem eigenständigen Ministerium umgebildet wurde, dem späteren Kult-Ministerium.
Bestandsgeschichte: Diese Wandlungen der für die geistlichen Angelegenheiten zuständigen Behörde spiegelt der vorliegende Bestand wieder, in dem die Gesamtheit des seit Gründung des Königreichs Württemberg im Jahre 1806 bei den Zentralbehörden angefallenen und erhalten gebliebenen Schriftguts über die israelitische Religionsgemeinschaft vereinigt ist. Infolgedessen dokumentieren sich hier verschiedene Registraturschichten und entsprechend verschiedene Aktenpläne. Auf eine früheste Schicht weisen einige Aktenzeichen mit dem Großbuchstaben C hin, daran anschließend findet sich in mehreren Schriftstücken ein mit D gebildetes Aktenzeichen, das aber später durch ein F-Zeichen ersetzt wird, wobei F Kultministerium bedeutet. Dieser "F-Plan" erscheint auf den meisten Schriftstücken des Bestands. Allerdings lassen sich hieraus wohl kaum Schlüsse auf die Registratur- und Behördengeschichte im einzelnen ziehen, zumal die entsprechenden Aktenzeichen ja auch lange nach dem Datum des jeweiligen Schriftstücks angebracht sein können. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts scheint der F-Plan durch eine neue Registraturordnung ersetzt worden zu sein, nach der die beim Kultministerium über die israelitische Religionsgemeinschaft angefallenen Akten unter dem Buchstaben G1) und der Angabe des Faches abgelegt wurden 2) . Diese Ordnung blieb bis zur Abgabe der Akten erhalten, daneben findet sich allerdings noch eine sogenannte "Neue Registratur", in der die Akten unter dem Buchstaben D geordnet wurden; dieser im vorliegenden Bestand mit nur wenigen Büscheln vertretene D-Plan wurde wohl seit dem Ersten Weltkrieg neben der alten Registratur geführt, ohne dass diese umgestellt wurde. In diesem Zustand des Nebeneinander zweier unterschiedlich geordneten Aktengruppen wurde der Bestand am 28. März 1944 zunächst dem Staatsarchiv Ludwigsburg übergeben, von dem er 1969 in das Hauptstaatsarchiv Stuttgart gelangte. Das Übergabeverzeichnis befindet sich in den Akten der Archivdirektion 1) . Es nennt 48 Aktenbüschel aus der älteren Registratur und 8 aus der neueren. Wie aus dem Begleitschreiben hervorgeht, wurden damals einige Aktenbunde, die für die laufende Verwaltung noch benötigt wurden, zurückbehalten; sie sind verloren gegangen. Fußnoten: 1) = Kasten G. 2) Vgl. etwa Büschel 12 und 13.
Bearbeiterbericht: Als Grundlage für die endgültige archivische Ordnung des vorliegenden Bestands erschien das Übergabeverzeichnis schon deshalb ungeeignet, weil die einzelnen Büschel hier einfach ihrer Nummernfolge nach aufgeführt wurden. Eine voll systematische Gliederung läßt sich für dieses Verzeichnis allenfalls in Ansätzen feststellen. Es schien daher ratsam, die ursprünglichen Registraturverhältnisse zu rekonstruieren, wobei zweckmäßigerweise der durch Aktenzeichen am besten dokumentierte F-Plan zugrundegelegt wurde. Dabei wurden die wenig umfangreichen Akten der "Neueren Registratur", soweit dies sachlich zu rechtfertigen war, in das Schema des F-Plans eingeordnet; ein Rest wurde am Ende des Bestands angeschlossen. Der rekonstruierte F-Aktenplan ist im Anhang zu dieser Einleitung wiedergegeben. Bei der Rekonstruktion des F-Plans auf Grund der Aktenzeichen ergab sich, dass zahlreiche Positionen unbesetzt waren. Dies legte nahe, für die endgültige Ordnung des Bestands den F-Plan zu "vereinfachen", d.h. lediglich seine wesentlichen Ordnungselemente zu berücksichtigen. Deshalb wurden wegen des relativ geringen Umfangs nur die Obergruppen beibehalten, ebenso wurde gelegentlich auf eine Unterscheidung zwischen Generalia (=A - überhaupt) und Specialia (= B - in specie) verzichtet, so besonders im Abschnitt 5 (Rabbiner und Rabbinate), in dem ohnehin vielfach Überschneidungen zwischen Generalia und Specialia vorkommen und in dem außerdem bei dem teilweise recht geringen Umfang der Faszikel eine weitgehende Zusammenfassung angezeigt erschien. Die zahlreichen Zeitungs-ausschnitte blieben, von einigen Ausnahmen abgesehen, bei der Verzeichnung unberücksichtigt. Der Gesamtumfang des Bestands, der in 95 Büschel gegliedert wurde, beträgt etwa 2,7 lfd. m. Das vorliegende Repertorium wurde im Rahmen der Ausbildung von Januar bis März 1973 unter Anleitung durch Dr. Bernd Ottnad und Dr. Paul Sauer und unter Mitwirkung von Archivinspektoranwärter Walter Wannenwetsch von Staatsarchivreferendar Dr. Bernhard Theil angefertigt. Im November 2002 wurde das maschinenschriftlich vorliegende Repertorium von Frau Heide Heinert in MIDOSA erfasst und als Online-Findbuch aufbereitet. Fußnoten: 1) HStA E 61 Bü 80, Qu. 88.
Der auf Grund der Aktenzeichen rekonstruierte Registraturplan (F-Plan): F Cult-Ministerium
1
I Israelitische Kirche überhaupt, kirchliche Organisation der israelitischen Gemeinden
II Israelitische Oberkirchenbehörde
2
I
II
III Kirchen- und Schulgebäude der Israeliten
a) Allgemein
b) In specie
IV
3
I
II
III
IV Rabbiner und Rabbinate
A) Überhaupt
a) Miszellen
b) Amtsverhältnisse, Anstellung
c) Sprengel
d) Prüfung von Rabbinern
e) Besoldung
f) Bürgerliche Verhältnisse
g) Amtserfordernisse
h) Auszeichnung
i) Unterstützung
k)
l) Heiraten
m) Pensionierung
B) In specie
a)
b) Rabbinatsverhältnisse (Errichtung von Rabbinaten, Sprengl)
c) Besoldung
d) Anstellung und Dienstentlassung
e) Dienst-, Polizei- und Strafsachen
f) Bitten um Heiratserlaubnis
g) Auszeichnung
h) Pensionierung
V
VI Israelitisch-theologische Studien- und Seminarsachen
a) Allgemein
b) In specie
4
I
II
III
IV
V
VI
VII Iraelitisches Kirchengut
a) Israelitisches Kirchengut und Stiftungssachen überhaupt
b) Einnahmen
1 Allgemein
2 Einzelfälle
c) Ausgaben
1 Ausgaben im allgemeinen
2 Unterstützung zur Berufsausbildung
3 Beiträge zu den örtlichen Kirchen- und Schulpflegen
4 Miszellen, Unterstützungen
d) Kassen- und Rechnungswesen
e) Steuererhebung, Steuerstreitigkeiten, Besteuerung der Gemeinden, Ortskirchensteuern
VIII Kultus der israelitischen Religionsgemeinschaft
a) Allgemein
b) Synagogenordnung, Reformeinrichtungen
c) Riten, Beschneidung u.a.
d) Liturgische Schriften
e) Sabbate und Festordnungen
f)
g) Übrige Kultsachen in specie
IX Israelitische Kirchen- und Schulpolizei
A) Allgemein
a) Miszellen
b) Führung von Standesbüchern
c)
d)
e) Ehesachen
B) In specie
5
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X Israelitische Schulen
A) Israelitisches Schulwesen überhaupt (Staatsaufsicht, Verbesserung des Judenschulunterrichts)
B) Lehrbücher
C) Israelitische Schulen, Lehrer und Vorsänger
1) Überhaupt
a) Miszellen (z.B. Gesuche des Unterstützungsvereins israelitischer Lehrer und Vorsänger)
b) Errichtung von Schulen und Stellen
c) Prüfungen
d) Stellenbesetzung
e) Einkommen, Unterstützungen aus der Zentralkirchenkasse, Gehaltsverhältnisse
2) In specie
6
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X Israelitischer Schulunterricht und Schulverhältnisse
A)
B)
C) Israelitische Schullehrer
1) Allgemein
2) In specie
a) Stellenbesetzung
b) Prüfungen, Unterstützungen
c) Befreiung von Militärdienst
D) Schullehrer
E)
F) Aufnahme israelitischer Kinder in christlichen Schulen, Teilnahme israelitischer Schüler am evangelischen Schulunterricht und an den Schulstunden des Sonntags
- Bestandssignatur
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 201 c
- Umfang
-
95 Büschel
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Ministerium des Kirchen- und Schulwesens/Kultministerium
- Bestandslaufzeit
-
1806-1937
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1806-1937