Urkunden
Kurfürst Philipp von der Pfalz erlässt eine Disposition, Ordnung und seinen letzten Willen (gemecht), was nach seinem Tod mit dem Fürstentum, Land, Leuten, Hab und Gut geschehen soll und wie seine Söhne Ludwig, Philipp, Friedrich, Georg (Jörg), Heinrich, Johann (Hans), Wolfgang sowie seines Sohns Ruprechts Söhne Ottheinrich und Philipp sowie seine Töchter Markgräfin Elisabeth von Baden, Amalia, Helena und Katharina ausgestattet werden sollen, um Streitigkeiten, Teilungen oder Veräußerung zu vermeiden. Anlass dafür sind einerseits seine Kinderzahl und zuletzt kriegsbedingte Einbußen des Fürstentums, wodurch nicht alle als regierende Fürsten ausgestattet werden können und weshalb Georg, Heinrich, Johann und Wolfgang sich in den geistlichen Stand begeben haben, sowie andererseits Alter, Krankheit und zunehmende Schwäche. [1.] Für seinen Sohn Philipp, Administrator zu Freising, sollen eigene Bestimmungen ausgehandelt werden, da der Kurfürst für diesen Schulden auf sich geladen hat, dass er in die bischöfliche Regierung komme. [2.] Markgräfin Elisabeth von Baden hat ihre eheliche Aussteuer empfangen und entsprechend auf Weiteres verzichtet. [3.] Ruprechts Söhne Ottheinrich und Philipp erhalten anstelle ihres verstorbenen Vaters [Ruprecht] 1.200 Gulden jährlich, gleich den anderen vier Söhnen Georg, Heinrich, Hans und Wolfgang. Daran soll ihnen genügen, es sei denn ihre Brüder Ludwig und Friedrich, die in weltlichem Stand verbleiben, würden ohne männliche Leibeserben sterben; dann sollen dem ältesten, der dann weltlich sein mag, die Erbgerechtigkeit gemäß der Goldenen Bulle und Pfalzgrafenfreiheit zur Kur vorbehalten sein. [4.] Der älteste Sohn Ludwig soll Kurfürst werden, ansonsten sollen Ludwig und Friedrich alle Herrschaften, Länder und Gebiete gemeinsam regieren. Sollten sie dies nicht wollen, sollen vier Prälaten, vier Vertreter der Ritterschaft und vier von der Landschaft eine Teilung vornehmen, wobei das Kurpräzipium außen vor bleibt. Es folgen nähere Bestimmungen zu verschiedenen, möglichen Erbfolgen in der Kurwürde. [5.] Gemäß der Goldenen Bulle und Freiheit der Pfalz wurde diese Bestimmung den Söhnen Ludwig, Friedrich, Georg, Heinrich, Johann und Wolfang, die persönlich anwesend waren, in Gegenwart des Bischofs Lorenz von Würzburg eröffnet. [6.] Diese sechs Söhne gaben ihrem Vater zur Antwort, dass sie die Ordnung anerkennen, da sie nicht möchten, dass das löbliche Fürstentum der Pfalz, ihr Vaterland (ir vatterlandt), vergehe oder in andere Hände komme. Deshalb nehmen Georg, Dompropst zu Mainz und Propst zu Prudes/Pundes [? = St. Donatian zu Brügge], Heinrich, Propst zu St. Alban bei Mainz, Johann, Propst zu Klingenmünster, und Wolfgang freiwillig den geistlichen Stand an. [7.] Die drei unvermählten (unversehen) Töchter sollen möglichst noch zu Lebzeiten Kurfürst Philipps versorgt werden, andernfalls sollen sie durch die regierenden Söhne mit Rat der pfälzischen Stände versorgt werden. [8.] Kurfürst Philipp besiegelt und bittet weitere Personen zur Besiegelung hinzu. [s. Besiegelung]. [9.] Georg, Heinrich, Johannes und Wolfgang bekennen ihre Zustimmung, dass sie ihren weltlichen Brüdern das Fürstentum überlassen werden, sie erneut - beziehungsweise im Falle Wolfangs erstmals - in eine solche Ordnung einwilligen und auf alle Hilfsmittel dagegen verzichten. [10.] Ludwig und Friedrich bekennen ihre Einwilligung und versprechen, die Ordnung einzuhalten. [11.] Ludwig, Friedrich, Georg, Heinrich und Johannes besiegeln die Urkunde; Wolfgang bedient sich in Ermangelung eines eigenen Siegels denen seiner Brüder. Alle sechs kündigen ihre Unterschrift an. [...] [...] [12.] Es bekennen ihre Zeugenschaft und besiegeln diese Ordnung, Satzung und Vermächtnisbrief, jedoch ihnen oder ihren Erben ohne Schaden: Lorenz, Bischof zu Würzburg; Hartman von Stockheim, Deutschmeister; Jakob, Abt von Schönau; Heinrich, Abt von Eußerthal (Usserthal); Johann von Heideck; Johann von Hattstein, Komtur der Johanniter zu Heimbach; Hans von Sickingen, Ritter; Stefan von Venningen, Ritter; Hans von Ingelheim und Dietrich Kämmerer von Dalberg [13.] Folgende Zeugen bekennen ihre Gegenwart, ohne zu siegeln: Heinrich von Helmstatt, Domdekan von St. Peter [zu Speyer] und Propst zu Sinsheim; Pirmin (Piriminius), Abt von Otterberg (Otterburg); Florenz Schliederer (Schluderer), Propst von Hördt (Herde); Philipp von Weinsberg, Erbkämmerer; Johann von Morschheim (Morßheim), Großhofmeister der Pfalz; Zeisolf von Adelsheim, Vogt zu Heidelberg; Konrad von Sickingen, Vogt zu Bretten (Bretheim); Philipp von Gemmingen, Kammermeister; Doktor Jakob von Landsberg; Doktor Bernhard Wurmser; Philipp Forstmeister von Gelnhausen; Hans von Helmstatt zu Gruseneck. [Alle Punkte enthalten noch näher genannte Details.]
- Reference number
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Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 67 Nr. 821, 156
- Extent
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fol. 330r-336v (325r'-331v')
- Notes
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Die Foliozählung setzt die zuvor einsetzende falsche Zählung fort: vgl. GLAK 67 Nr. 821, fol. 328v-330r (325r') (Nr. 155). Eine Ausfertigung liegt in München, HStA München, Abt. III, Hausurkunden Nr. 2881. Es folgen in der Abschrift die eigenhändigen Unterschriften, deren Duktus der Kanzleischreiber zu kopieren versucht, von Kurfürst Philipp, Bischof Lorenz von Würzburg, der Pfalzgrafen Ludwig, Friedrich, Georg, Heinrich, Johannes sowie von Pfalzgraf Philipp, Administrator zu Freising. Die angekündigte Unterschrift Wolfgangs fehlt in der Abschrift. Lorenz, Georg, Heinrich und Johannes unterschreiben auf Latein. Kopfregest: "Pfalczgrave Philipsen disposition".
- Further information
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Ausstellungsort: Heidelberg
Siegler: Kurfürst Philipp von der Pfalz; Ludwig V. von der Pfalz; Friedrich II. von der Pfalz; Georg von der Pfalz, Dompropst von Mainz; Heinrich von der Pfalz, Propst von St. Alban vor Mainz; Johann von der Pfalz, Propst von Klingenmünster; Bischof Lorenz von Würzburg; Hartmann von Stockheim, Deutschmeister; Abt Jakob von Schönau; Abt Heinrich von Eußerthal; Johann von Heideck; Johann von Hattstein, Johanniterkomtur von Heimbach; Hans von Sickingen; Stefan von Venningen; Hans von Ingelheim; Dietrich Kämmerer von Dalberg
Druck: Huthwelker: Tod und Grablege der Pfalzgrafen bei Rhein, 2009, Anhang F, S. 261-269
- Context
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Kopialbücher >> Weltliche Territorien und Herrschaften >> Kurpfalz >> Einzelne Pfalzgrafen und Kurfürsten >> Philipp >> Perpetuum III (Kurfürst Philipps von der Pfalz) >> Urkunden
- Holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 67 Kopialbücher
- Indexbegriff subject
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Landshuter Erbfolgekrieg, Bayerischer Krieg, 1504-1505
- Indexentry person
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Adelsheim, Zeisolf von; Vogt zu Heidelberg, erw. 1504, 1505
Eußerthal, Heinrich; Abt, erw. 1506
Forstmeister von Gelnhausen, Philipp; Vogt zu Heidelberg, Hofrichter und Beisitzer am kurpf. Hofgericht, -1512
Freising, Philipp, von der Pfalz; Bischof, Administrator zu Naumburg, 1480-1541
Gemmingen, Philipp von; kurpfälzischer Haushofmeister, erw. 1498, 1506
Hattstein, Johann; Großprior des Johanniterordens, 1450-1546
Heideck, Johann von; erw. 1477, 1506
Helmstatt zu Gruseneck, Hans von; Vitztum zu Amberg, erw. 1498, 1506
Helmstatt, Heinrich von; Domdekan zu Speyer u. Propst von Sinsheim, erw. 1499, 1506
Hördt, Florenz von, Schliederer von Lachen; Propst, -1525
Ingelheim, Hans von; Beisitzer am kurpfälzischen Hofgericht, ux. Margarethe von Handschuhsheim, -1517
Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Dieter/Dietrich; 1468-1530
Landsberg, Jakob von; Doktor, erw. 1506
Morschheim, Johann von; Amtmann zu Kreuznach, Burggraf zu Alzey, Vogt zu Germersheim, kurpfälzischer Rat, ca. 1445-1516
Neuburg, Katharina von der Pfalz; Äbtissin, Tochter Kurfürst Philipps, 1499-1526
Otterberg, Pirmin, Fürst; Abt, erw. 1506
Pfalz, Amalie; m. Georg von Pommern, 1490-1525
Pfalz, Elisabeth; Tochter Kurfürst Philipps, m. Landgraf Wilhelm III. von Hessen, m. Philipp von Baden, 1483-1522
Pfalz, Friedrich II.; Kurfürst, 1482-1556
Pfalz, Helene; Tochter Kurfürst Philipps, Herzogin zu Mecklenburg, 1493-1524
Pfalz, Ludwig V.; Kurfürst, 1478-1544
Pfalz, Ottheinrich; Kurfürst, 1502-1559
Pfalz, Philipp, gen. der Aufrichtige; Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst, 1448-1508
Pfalz, Ruprecht; zeitweise Administrator zu Freising, 1481-1504
Pfalz-Neuburg, Philipp; Pfalzgraf, 1503-1548
Pfalz-Neumarkt, Wolfgang; 1494-1558
Regensburg, Johann, von der Pfalz; Bischof, Administrator zu Freising, 1488-1538
Schönau, Jakob II.; Abt, Amtszeit 1503-1520
Sickingen, Hans VI. von; Ritter, Beisitzer am kurpfälzischen Hofgericht, ux. Margarethe von Bubenhofen, erw. 1467, -1518
Sickingen, Konrad von; Amtmann zu Bacharach, Kaub, Bretten, -1540
Speyer, Georg, von der Pfalz; Bischof, 1486-1529
Stockheim, Hartmann von; Deutschmeister, -1510
Venningen zu Neidenstein, Stefan von; Ritter, ux. 1) Magdalena Nix von Hoheneck, 2) Margarethe von Gemmingen, -1531
Weinsberg, Philipp d. Ä. von, -1506
Worms, Heinrich, von der Pfalz; Bischof, zeitweise auch Bischof von Utrecht und Freising sowie Propst von Ellwangen, 1487-1552
Wurmser, Bernhard; zu Straßburg, Doktor, pfalzgräflicher Rat, erw. 1481, 1506
Würzburg, Lorenz, von Bibra; Bischof, 1459-1519
- Date of creation
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1506 August 12 (uf mitwoch nach Laurentii)
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
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-
04.04.2025, 8:09 AM CEST
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Object type
- Urkunden
Time of origin
- 1506 August 12 (uf mitwoch nach Laurentii)