Bestand
Lippische Justizkanzlei, Freilassungen (Bestand)
Freibriefe (ca. 4400 Freilassungen aus der Leibeigenschaft) in Registerform (2) oder nachträglich zu Bänden formiert (17) 16.-18.Jh.. Leibeigenschaft in Lippe 1808 aufgehoben.
Form und Inhalt: Die meisten lippischen Hofbesitzer und ihre Familien waren persönlich unfrei, eigenbehörig. Der Leibherr war meist identisch mit dem Grundherrn, dem Eigentümer des Hofs; in Lippe war dies in ca. 70% aller Fälle der Landesherr. Beim Tod eines Eigenbehörigen mussten die Hinterbliebenen den Sterbfall (Erbteil) zahlen. Ansonsten bewirtschafteten die Eigenbehörigen ihren Hof selbständig und waren in ihrer Bewegungsfreiheit faktisch kaum eingeschränkt; sie waren auch rechtsfähig und prozessierten bis vor das Reichskammergericht.
Aus der persönlichen Abhängigkeit konnte man sich freikaufen, etwa, wenn vom Hof ziehende Kinder Bürger einer Stadt werden oder das Land verlassen wollten. Ein Freibrief wurde sehr oft wegen einer bevorstehenden oder auch bereits erfolgten Eheschließung beantragt, wenn nämlich die Brautleute unterschiedliche Leibherren hatten oder ein Ehepartner auf einen freien Hof zog.
Ende des Jahres 1808 wurde das Leibeigentum zusammen mit dem Gutseigentum im Sinne des sozialreformerischen Zeitgeists aufgehoben und stattdessen eine nach dem Wert des Grundbesitzes bemessene jährliche Abgabe eingeführt (Landesverordnungen Bd. 5, S. 242 - 245).
Der Bestand L 83 D enthält ca. 4.400 Entlassungen des 16. - 18. Jahrhunderts aus der landesherrlichen Eigenbehörigkeit, teils als Eintragung in Register (2), überwiegend als nachträglich zu Bänden zusammengebundene Einzelschriftstücke (16), dazu ein Konvolut loser Schriftstücke.
Die Erschließung erfolgt durch eine wohl in der NS-Zeit angelegte alphabetische Namenkartei (sie war jedenfalls nach Angaben von Herbert Stöwer 1947 bereits vorhanden; vgl. auch die Vorbemerkung zu L 90). Die Kartei enthält nicht nur die Namen der Freigelassenen, sondern auch die der mitgenannten Eltern. Der Band 1 b (Wechsel des Leibherrn) ist nicht erfasst.
Detmold, im April 2010
gez. Arno Schwinger
- Bestandssignatur
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L 83 D
- Umfang
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11 Kartons = 19 Archivbände 16.-18. Jh. - Kartei: L 83 D.
- Sprache der Unterlagen
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German
- Kontext
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Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Archivtektonik) >> 1. Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe >> 1.1. Land Lippe (bis 1947) >> 1.1.2. Verwaltung, Justiz >> 1.1.2.7. Justiz >> 1.1.2.7.1. Zentrale Gerichtsbarkeit >> Lippische Justizkanzlei
- Verwandte Bestände und Literatur
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Bender, Wolfgang: Fürstliche Großtat? Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Lippe vor 200 Jahren, in: Heimatland Lippe, Nr. 1/2009, S. 20 - 21.
Linde, Roland: Vom Nutzen der lippischen Salbücher (Einführung zum gedr. Findbuch Lippische Salbücher des 16.-19. Jahrhunderts zum Bestand L 101 C I).
- Bestandslaufzeit
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16.Jh. - 18.Jh.
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
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23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Ostwestfalen-Lippe. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 16.Jh. - 18.Jh.